Nahe Passage an Jupiter
von Stefan Deiters astronews.com
26. August 2016
Am Sonnabend wird die Raumsonde Juno sich dem Gasriesen
Jupiter weiter annähern, als zu jedem anderen Zeitpunkt der Hauptmission. Die
Sonde wird den Planeten in einem Abstand von nur 4200 Kilometern mit
einer relativen Geschwindigkeit von 208.000 Kilometern pro Stunde passieren. 35
weitere Vorüberflüge sind bis Februar 2018 geplant.
Aufnahme des Jupiter am 23. August 2016 aus
einer Entfernung von 4,4 Millionen Kilometer.
Links eine Aufnahme im sichtbaren Bereich des
Lichts, rechts eine im Infraroten.
Bild: NASA / JPL-Caltech / SwRI / MSSS [Großansicht] |
Die NASA-Sonde Juno steht kurz vor einem Rekordvorüberflug am Gasriesen
Jupiter: Morgen, am 27. August 2016, um 14.51 Uhr MESZ wird Juno nur 4200
Kilometer von der Wolkendecke des Planeten entfernt sein und den Gasriesen mit
einer relativen Geschwindigkeit von 208.000 Kilometern pro Stunde passieren.
Dieser Vorüberflug ist der mit dem geringsten Abstand überhaupt während der bis Februar
2018 projektierten Hauptmission, bei der noch 35 weitere Vorüberflüge vorgesehen
sind.
Während der Passage werden erstmals alle Instrumente eingeschaltet sein. "Es ist
das erste Mal seit der Ankunft am 4. Juli, dass wir Jupiter so nahe sind",
meinte Scott Bolton, der verantwortliche Wissenschaftler für Juno vom
Southwest
Research Institute. "Damals haben wir allerdings alle unsere Instrumente
abgeschaltet und uns auf das Zünden des Triebwerks konzentriert, durch das Juno auf einen
Orbit um Jupiter gebracht werden sollte. Seitdem haben wir Juno von vorne bis
hinten durchgecheckt. Wir haben noch weitere Tests geplant, sind aber sehr
zuversichtlich, dass alles beim bevorstehenden Vorüberflug funktioniert, bei dem
Junos Augen und Ohren, also die wissenschaftlichen Instrumente, geöffnet sein
werden."
"Das ist unsere erste Gelegenheit, einen Blick auf den König des Sonnensystems
aus der Nähe zu werfen, um herauszufinden, wie er genau funktioniert", so Bolton
weiter. Die wissenschaftlichen Daten des Vorüberflugs werden innerhalb von nur
wenigen Tagen zur Erde übermittelt. Die Auswertung dürfte aber länger
dauern, so dass mit ersten Ergebnissen erst deutlich später zu rechnen ist.
"Keine andere Raumsonde hat Jupiter je in einem so geringem Abstand umrundet
oder ist so über die Pole geflogen", unterstreicht Steve Levin,
Juno-Projektmanager am Jet Propulsion Laboratory der NASA. "Dies ist die erste
Chance und da sind immer Überraschungen möglich. Wir müssen uns also ausreichend
Zeit nehmen, um sicherzustellen, dass unsere Schlussfolgerungen korrekt sind."
Während des Vorüberflugs soll auch die Kamera an Bord der Sonde Bilder von
Jupiter und der Atmosphäre des Planeten machen. Einige der bislang
detailliertestes Ansichten der Jupiteratmosphäre und ein erster Blick auf den
Nord- und Südpol des Planeten sollen im Laufe der kommenden Woche veröffentlicht
werden.
Juno wurde am 5. August 2011 gestartet und war in der Nacht vom 4. auf
den 5. Juli 2016 in einen Orbit um Jupiter eingeschwenkt. Die Sonde soll den größten Planeten des Sonnensystems
insgesamt 37 Mal auf einer polaren Umlaufbahn umrunden und sich dem Planeten
wiederholt annähern.
Dabei wird Juno auch durch die Wolkendecke blicken und die Polarlichter des
Planeten studieren.
Von Juno erhoffen
sich die Astronomen neue Informationen über Jupiter, insbesondere über seine Atmosphäre, seinen inneren Aufbau und
sein Magnetfeld. Ein Ziel ist es beispielsweise herauszufinden, ob der Gasriese
in seinem Zentrum tatsächlich über einen festen Kern verfügt. Dies würde dann
auch wichtige Hinweise auf die Entstehungsgeschichte des Planeten liefern, was
auch Einblicke in die Frühphase der Entstehung des Sonnensystems und der anderen
Planeten erlauben würde.
Update (28. August 2016): Der Vorüberflug ist nach NASA-Angaben
erfolgreich verlaufen.
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