Annäherung an Jupiter mit offenen Augen
von Stefan Deiters astronews.com
2. August 2016
Auf ihrem ersten Orbit um den Jupiter nähert sich die NASA-Sonde Juno
inzwischen wieder dem Gasriesen an. Am 31. Juli hatte sie den jupiterfernsten
Punkt ihrer Umlaufbahn erreicht, am 27. August wird die Sonde in einem Abstand
von nur 4.200 Kilometern über die Wolkendecke des Planeten fliegen. Erstmals
werden dabei alle Instrumente eingeschaltet sein.
Juno über den Wolken von Jupiter.
Bild: NASA / JPL-Caltech [Großansicht] |
Die NASA-Sonde Juno hatte den größten Planeten im Sonnensystem Anfang Juli
erreicht und war in einen weiten Orbit um den Gasriesen eingeschwenkt. Am 31.
Juli war der jupiterfernste Punkt dieser anfänglichen Umlaufbahn erreicht - Juno
war wieder 8,1 Millionen Kilometer von Jupiter entfernt. Jetzt nähert sich die Sonde
dem Gasriesen erneut an und diesmal werden alle Instrumente eingeschaltet sein.
Aktuell durchläuft die Sonde den ersten von zwei "Einfangorbits" und wird
anschließend ihre wissenschaftliche Mission beginnen. Für eine Umrundung des
Jupiter benötigt die Sonde gegenwärtig fast zwei Monate. "Fünf Jahre lang haben wir
uns darauf konzentriert, zum Jupiter zu gelangen", so Scott Bolton vom Southwest
Research Institute, der verantwortliche Wissenschaftler für Juno. "Jetzt
bereiten wir uns auf Dutzende von Vorüberflügen vor, um die gewünschten
wissenschaftlichen Daten zu erhalten."
Um in den anfänglichen 53,4-Tage-Orbit zu kommen hatte Juno das Triebwerk
in der Nacht vom 4.
auf den 5. Juli für 35 Minuten gezündet und war dann von der Anziehungskraft des
Gasriesen in eine Umlaufbahn gezwungen worden. Im Anschluss an die beiden
anfänglichen Orbits wird Juno das Triebwerk erneut zünden und so auf eine
14-Tage-Umlaufbahn gebracht, um die wissenschaftliche Mission zu beginnen.
Am 27. August wird sich Juno dem Jupiter aber zunächst auf 4.200 Kilometer
annähern. Es wird der Vorüberflug an Jupiter mit dem geringsten Abstand der
Mission sein.
Während dieser Passage sind dann sämtliche wissenschaftliche Instrumente
angeschaltet - anders als bei der ersten Annäherung an Jupiter Anfang Juli. Damals
hatte man diese, um Komplikationen auszuschließen, deaktiviert.
Bei der Annäherung am 27. August kann das Team nun also erstmals einen nahen
Blick auf den Planeten werfen. Die Passage dient somit auch als Testlauf für die
Datengewinnung während der wissenschaftlichen Missionsphase. "Wir sind in einem
Topzustand", so Rick Nybakken, der Projektmanager für Juno am Jet Propulsion
Laboratory der NASA. "Die Sonde und alle Instrumente sind überprüft und bereit
für den ersten nahen Blick auf Jupiter."
Juno wurde am 5. August 2011 gestartet und war in der Nacht vom 4. auf
den 5. Juli 2016 in einen Orbit um Jupiter eingeschwenkt. Die Sonde soll den größten Planeten des Sonnensystems
insgesamt 37 Mal auf einer polaren Umlaufbahn umrunden und sich dem Planeten
wiederholt annähern.
Dabei wird Juno auch durch die Wolkendecke blicken und die Polarlichter des
Planeten studieren.
Von Juno erhoffen
sich die Astronomen neue Informationen über Jupiter, insbesondere über seine Atmosphäre, seinen inneren Aufbau und
sein Magnetfeld. Ein Ziel ist es beispielsweise herauszufinden, ob der Gasriese
in seinem Zentrum tatsächlich über einen festen Kern verfügt. Dies würde dann
auch wichtige Hinweise auf die Entstehungsgeschichte des Planeten liefern, was
auch Einblicke in die Frühphase der Entstehung des Sonnensystems und der anderen
Planeten erlauben würde.
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