NASA-Sonde im Orbit um Jupiter
von Stefan Deiters astronews.com
5. Juli 2016
Die NASA-Sonde Juno ist in der vergangenen Nacht erfolgreich
in eine Umlaufbahn um den Gasriesen Jupiter eingeschwenkt. Für das dafür
notwendige Bremsmanöver im All wurde das Triebwerk der Sonde für insgesamt 35
Minuten gezündet. Juno soll den Gasriesen von einer polaren Umlaufbahn aus
erforschen und neue Daten über das Innere von Jupiter liefern.
Die NASA-Sonde Juno ist in der Nacht
erfolgreich in einen Orbit um Jupiter
eingeschwenkt.
Bild: NASA/JPL-Caltech [Großansicht] |
Das Manöver in der vergangenen Nacht gehörte zu den kritischsten Phasen der
gesamten Juno-Mission. Eine programmierte Sequenz
von Manövern sollte dafür sorgen, dass das Haupttriebwerk der Sonde für 35 Minuten
aktiviert wurde, um Juno abzubremsen und auf eine polare Umlaufbahn um den
Jupiter einschwenken zu lassen. Anschließend musste die Sonde sich dann auch
noch
korrekt ausrichten.
Es lief alles nach Plan - am amerikanischen Unabhängigkeitstag, dem 4. Juli.
"Der Unabhängigkeitstag ist immer ein Grund zu feiern. Diesmal haben wir am
amerikanischen Geburtstag einen weiteren Grund zur Freude: Juno ist beim Jupiter
angekommen", so NASA-Administrator Charles Bolden. "Und was ist amerikanischer
als eine NASA-Mission, die mutig dorthin fliegt, wo nie zuvor eine andere
Raumsonde gewesen ist? Mit Juno werden wir den unbekannten extremen
Strahlungsgürtel erforschen, das Innere des Planeten erkunden und so mehr
darüber herausfinden, wie Jupiter entstanden ist und sich unser gesamtes
Sonnensystem entwickelt hat."
Das Juno-Team konnte in der vergangenen Nacht nicht in die vorprogrammierte
Sequenz eingreifen, sondern musste geduldig auf Daten der Sonde warten.
"Dieses eine Mal war es mir wirklich egal, dass ich den Abend des 4. Juli in
einem fensterlosen Raum verbringen musste", freute sich Scott Bolton, der
verantwortliche Wissenschaftler für Juno vom Southwest Research Institute in San
Antonio. "Das Missionsteam war großartig. Die Raumsonde war großartig. Alles ist
großartig gelaufen. Es ist ein großartiger Tag."
Entscheidend für den Erfolg des Manövers war auch, dass sich die Sonde nach dem
Einschwenken in den Orbit wieder so ausrichtete, dass Sonne auf die Solarzellen
von Juno fallen konnte.
Juno ist nämlich die erste Sonde, die zu einem Planeten jenseits des
Asteroidengürtels geschickt wird, die zur Energieversorgung allein auf
Solarzellen setzt.
"Die Sonde hat perfekt funktioniert, was immer sehr beruhigend ist, wenn man ein
Gefährt steuert, das schon 2,7 Milliarden Kilometer auf dem Tachometer hat", so
Rick Nybakken, der Juno-Projektmanager am Jet Propulsion Laboratory
der NASA.
"Das Einschwenken in den Orbit des Jupiter war ein wichtiger Schritt und der
schwierigste, der noch auf dem Missionsplan stand. Aber es sind noch weitere
Schritte nötig, bevor wir den Mitgliedern des Wissenschaftsteams die Mission
übergeben können, die sie sich wünschen."
Für die kommenden Monate sind nun Tests der Systeme der Raumsonde und der
Instrumente geplant. "Die offizielle wissenschaftliche Phase der Mission
beginnt im Oktober, doch haben wir einen Plan entwickelt, wie wir schon deutlich
früher Daten sammeln können", so Bolton. "Das ist schon wichtig, wenn man sich
um den größten Planeten im Sonnensystem bewegt. Da gibt es nämlich eine ganze
Menge zu sehen."
Juno wurde am 5. August 2011 gestartet und soll den größten Planeten des Sonnensystems
insgesamt 33 Mal auf einer polaren Umlaufbahn umrunden. Die Sonde wird sich dabei
der Wolkendecke des Gasriesen alle zwei Wochen auf bis zu 5.000 Kilometer nähern.
Dabei wird Juno auch durch die Wolkendecke blicken und die Polarlichter des
Planeten studieren.
Von Juno erhoffen
sich die Astronomen neue Informationen über Jupiter, insbesondere über seine Atmosphäre, seinen inneren Aufbau und
sein Magnetfeld. Ein Ziel ist es beispielsweise herauszufinden, ob der Gasriese
in seinem Zentrum tatsächlich über einen festen Kern verfügt. Dies würde dann
auch wichtige Hinweise auf die Entstehungsgeschichte des Planeten liefern, was
auch Einblicke in die Frühphase der Entstehung des Sonnensystems und der anderen
Planeten erlauben würde.
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