Ein Flashmob zum Sternezählen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutsches GeoForschungsZentrums Potsdam astronews.com
13. März 2015
In Mannheim und Berlin soll es morgen Abend einen
wissenschaftlichen Flashmob zum Sternezählen geben: Gemeinsam wird so
erfasst, wie stark der Nachthimmel durch künstliches Licht aufgehellt wird.
Parallel dazu sollen auch an anderen Orten auf der Erde entsprechende Messungen
durchgeführt werden. Mit einem Smartphone kann sich jeder auch von daheim an der
Aktion beteiligen.
Bereits 2013 unterstützten
Bürgerwissenschaftler Forscher des Projekts
"Verlust der Nacht", indem sie in Berlin zur
gleichen Zeit am selben Ort gemeinsam Sterne
zählten.
Foto: Christopher Kyba [Großansicht] |
Im Rahmen des Projekts "Verlust der Nacht" und anlässlich des UNESCO Year
of Light laden Wissenschaftler Bürger zum Mitforschen ein. Morgen, am 14.
März 2015, werden in Berlin und Mannheim zwei "Citizen-Science-Flashmobs"
stattfinden, bei denen Groß und Klein gemeinsam Sterne zählen. Start der
Flashmobs ist um 21.15 Uhr.
Citizen Scientists, also "Bürgerwissenschaftler", auf der ganzen Welt werden dann gemeinsam Sterne
zählen. Ihre Beobachtungen fließen in eine globale Datenbank ein, mit deren
Hilfe Wissenschaftler herausfinden wollen, wie sich die Helligkeit des
Nachthimmels durch den Einfluss von künstlichem Licht verändert.
Einer dieser Wissenschaftler, die sich für den Wandel des Nachthimmels
interessieren, ist Dr. Christopher Kyba, Mitarbeiter am Deutschen
GeoForschungszentrum (GFZ) und Mitorganisator des Events. "Je mehr künstliche
Beleuchtung es am Standpunkt des Beobachters gibt, desto heller erscheint der
Himmel und desto weniger Sterne sind zu sehen. Skyglow nennen wir dieses
Phänomen, das die Nacht durch zunehmende künstliche Beleuchtung immer heller
werden lässt", sagt Kyba. "Es ist eine Form der Umweltverschmutzung, über die
wir leider noch recht wenig wissen."
So sei der Einfluss auf Ökosysteme und die menschliche Gesundheit noch
weitgehend unerforscht. Ökologen nehmen jedoch an, dass künstliches Licht eine
erhebliche Umweltbeeinträchtigung darstellt, die beispielsweise
Räuber-Beute-Beziehungen beeinflusst. So können tagaktive Räuber länger jagen,
nachtaktive Beutetiere sind weniger geschützt.
Wissenschaftler erwarten für die nächsten Jahre eine umfassende Veränderung
dieses Phänomens, vor allem weil Städte dazu übergehen, alte Leuchtmittel im
öffentlichen Raum durch moderne LED-Lampen mit völlig anderen Lichteigenschaften
auszutauschen. Ob dieser Wandel den Skyglow reduzieren oder verstärken wird,
verfolgen die Forscher im Rahmen ihrer Untersuchungen.
Wie die Wissenschaftler betonen, sei die Beteiligung von
Bürgerwissenschaftlern dabei der beste Weg, um diese Veränderungen zu messen und
zu bewerten. "Bislang wurde die nächtliche Helligkeit hauptsächlich mit Hilfe
von Satelliten ermittelt", erklärt Dr. Franz Hölker vom Leibniz-Institut für
Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), der den Forschungsverbund "Verlust
der Nacht" leitet. Diese würden aber nur das nach oben abgestrahlte Licht
messen, nicht die Helligkeit, die am Boden von Menschen und anderen Organsimen
erlebt wird. "Man könnte dies zwar auch mit Modellen erreichen, doch um diese zu
testen, sind Vergleichsdaten nötig – und genau solche liefern uns
Bürgerwissenschaftler", sagt er.
Je mehr Menschen an möglichst vielen Orten an den Sternenzählungen
teilnehmen, desto besser ist die Datengrundlage für die Wissenschaft. Am 14.
März soll deshalb an jedem Ort der Erde zwischen Sonnenuntergang und
Sonnenaufgang gemessen werden, wie viele Sterne sichtbar sind, also wie stark
der Skyglow ist. "Bei den deutschen Flashmobs geht es uns vor allem darum,
Beobachtungen zur exakt selben Uhrzeit am gleichen Ort durchzuführen, um die
Messungen unserer Bürgerwissenschaftler eichen zu können", erklärt Kyba.
An der Himmelsbeobachtung kann jeder teilnehmen, und zwar ganz ohne
astronomische Vorkenntnisse. Große und kleine Lichtforscher können sich eine
kostenlose App herunterladen, die das Sternezählen ermöglicht und die Daten an
GLOBE at Night übermittelt. Das Event wird gemeinschaftlich organisiert
von Kyba und Connie Walker vom National Optical Astronomy Observatory
der USA.
In Berlin treffen sich Teilnehmer im Park am Gleisdreieck hinter dem
Technikmuseum, Möckernstraße, 10965 Berlin. Treffpunkt in Mannheim ist die
Bunsenstraße, Nähe ICE-Brücke, 68169 Mannheim. Im Anschluss an den Flashmob
bieten die Forscher in Berlin eine geführte Tour an.
Dass der wissenschaftliche Flashmob morgen stattfinden soll, hat einen
besonderen Grund: Der 14. März 2015 gilt als "Pi-Tag", da das Datum
international auch als 3/14/15 geschrieben wird. Die Zahl Pi, die man aus
Kreisberechnungen kennt, beginnt mit 3,1415. Als Flashmob wird ein Phänomen
bezeichnet, bei dem sich fremde Menschen über das Internet oder Mobiltelefone
spontan an einem Ort zu einer bestimmten Aktion zusammenfinden.
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