Weltweit der Lichtverschmutzung auf der Spur
Redaktion
/ Pressemitteilung des Forschungsverbundes Berlin e.V. astronews.com
23. Dezember 2013
Hätten die heiligen drei Könige den Weihnachtsstern heute
eigentlich noch sehen können? Angesichts der deutlichen Lichtverschmutzung in
vielen Regionen ist dies zumindest nicht sicher. Mit einer Smartphone-App können
Freiwillige schon seit einigen Monaten die Lichtverschmutzung an ihrem Wohnort
messen. Jetzt ist die kostenlose App in neun weiteren Sprachen erhältlich.
Die Android-Smartphone-App
zur Messung der Lichtverschmutzung wurde schon
mehr als 12.000 Mal heruntergeladen.
Bild: IGB/FU Berlin |
Den Stern von Betlehem hätten die drei Könige aus dem Morgenland heutzutage
wohl kaum sehen können: Künstliche Beleuchtung bei Nacht erhellt den Himmel so
stark, dass die Sterne dagegen verblassen. Wie stark die sogenannte
Lichtverschmutzung den Himmel weltweit beleuchtet, möchten Wissenschaftler des
Projekts "Verlust der Nacht" herausfinden. Sie haben dazu eine Smartphone-App
entwickelt, mit der jeder Interessierte zum Lichtforscher werden kann (astronews.com
berichtete).
Mithilfe von Referenzsternen kann die Himmelshelligkeit an jedem beliebigen
Ort der Erde ermittelt werden. Die App ist bisher auf Deutsch und Englisch
kostenlos zum Download erhältlich und wurde schon über 12.000 Mal
heruntergeladen. Nun wurde sie in neun weitere Sprachen übersetzt: Arabisch,
Chinesisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Katalan, Polnisch, Rumänisch
und Spanisch.
Ziel der App ist es, die Himmelshelligkeit - den sogenannten Skyglow - zu
quantifizieren und angesichts sich wandelnder Beleuchtungstechnologien und
wachsender Städte zu sehen, wie sie sich über die Zeit verändert. Die von den
freiwilligen Helfern, sogenannten "Bürgerwissenschaftlern", erhobenen Messungen
werden in einer Datenbank gespeichert und wissenschaftlich ausgewertet. Daraus
entstehen Karten, die die Helligkeitsverteilung und ihre Entwicklung über die
Jahre zeigen. Die Daten stehen aber auch anderen Wissenschaftlern zur Verfügung,
um so mögliche Zusammenhänge mit Gesundheit, Biodiversität, Energieverbrauch und
vielen anderen Faktoren zu untersuchen.
"Wir haben bisher schon sehr viele Daten erhalten, da die App von Tausenden
Menschen genutzt wird", so Christopher Kyba vom Leibniz-Institut für
Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), welches den Forschungsverbund
"Verlust der Nacht" ins Leben gerufen hat. "Die meisten Messungen stammen aus
Deutschland und den USA. Um die weltweiten Trends erforschen zu können, möchten
wir die App nun durch die Übersetzungen noch leichter zugänglich machen", so
Kyba.
Die App baut auf das Citizen Science Projekt "GLOBE at Night" auf,
in dem Menschen auf der ganzen Welt die Himmelshelligkeit bestimmen und als
Kriterium dafür die Sichtbarkeit der Sterne heranziehen. Bisher wurde nächtliche
Helligkeit hauptsächlich über Satelliten gemessen, aber diese messen das nach
oben abgestrahlte Licht, nicht die Helligkeit, die am Boden von Menschen und
anderen Organismen erlebt wird. Aussagen darüber werden daraus dann mithilfe von
Modellen berechnet.
Doch um diese zu testen, sind Vergleichsdaten nötig - und genau solche werden
mit der App gesammelt. Die heutige Satellitentechnologie ist auch noch nicht
ausgereift genug, um Lichtintensitäten zu verstehen. So liegt ein Großteil des
Lichts aus LED-Straßenlampen beispielsweise in einem Spektralbereich, den die
Satelliten nicht wahrnehmen. LED-beleuchtete Gebiete erscheinen dadurch dunkler,
als sie wirklich sind.
In dem interdisziplinären Projekt "Verlust der Nacht" untersuchen
Wissenschaftler erstmals gemeinsam die ökologischen, gesundheitlichen sowie
kulturellen und sozioökonomischen Auswirkungen, aber auch die Ursachen für die
zunehmende Beleuchtung der Nacht. Auf Grundlage dieser Forschungsergebnisse
sollen Lösungsansätze für moderne Beleuchtungskonzepte und nachhaltige Techniken
entstehen.
Kyba war im Sommer mit seinem Projekt "Skyglow Berlin" bei der Crowdfounding-Plattform
Sciencestarter erfolgreich (astronews.com
berichtete). Im Rahmen dieses Projektes sollen Schulen mit Lichtmessgeräten
ausgestattet werden. Die App für die Lichtmessungen daheim ist derzeit nur für
das Betriebssystem Android erhältlich. Eine App für Apple-Geräte ist aber in
Planung.
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