Smartphone-App misst Lichtverschmutzung
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Forschungsverbunds Berlin e.V. astronews.com
2. Mai 2013
Die
Lichtverschmutzung in bewohnten Regionen der Erde ist nicht nur für Astronomen ein Problem: Der Verlust der
Nacht kann auch ökologische Folgen haben, die bislang nur wenig erforscht sind.
Wissenschaftler haben nun eine App für Android-Smartphones vorgestellt, mit
deren Hilfe jeder die
Lichtverschmutzung vor Ort bestimmen kann.
Die App leitet den Nutzer zu bestimmten
Sternen und fragt ihn nach deren Sichtbarkeit.
Bild: idw / Forschungsverbund Berlin e. V. |
"In natürlichen Gegenden kann man mit dem bloßen Auge Tausende von
Sternen sehen" weiß Dr. Christopher Kyba von der Freien Universität Berlin und
vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). "Am
Nachthimmel von Berlin sind es immer noch einige Hundert, aber in den meisten
Großstädten ist die Situation viel schlimmer." Die jetzt von den Forschern des
Projektes "Verlust der Nacht" (astronews.com
berichtete wiederholt) vorgestellte Smartphone-App soll dabei helfen,
weltweit die Himmelshelligkeit zu ermitteln, den sogenannten Skyglow.
Die App, also ein kleines Programm für ein Smartphone, baut auf das
Citizen Science Projekt "GLOBE at Night" auf, in dem Menschen auf der
ganzen Welt die Himmelshelligkeit bestimmen und als Kriterium dafür die
Sichtbarkeit der Sterne heranziehen. Daraus entstehen Karten, die die
Helligkeitsverteilung und ihre Entwicklung über die Jahre zeigen. Die Daten
stehen aber auch anderen Wissenschaftlern zur Verfügung, um mögliche
Zusammenhänge mit Gesundheit, Biodiversität, Energieverbrauch und vielen anderen
Faktoren zu untersuchen.
Die App, die für Mobiltelefone mit dem Betriebssystem Android kostenlos
verfügbar ist, leitet den Nutzer zu bestimmten Sternen und fragt ihn nach deren
Sichtbarkeit. Durch Bestimmung des lichtschwächsten Sternes können die
Wissenschaftler ermitteln, wie hell der Himmel an diesem Ort ist und wie viele
Sterne gesehen werden können. "Das Leben auf der Erde ist evolutiv angepasst an
den Wechsel zwischen hellen Tagen und dunklen Nächten", erläutert Dr. Annette
Krop-Benesch vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei
(IGB). "Die Erhellung der Atmosphäre durch künstliches Licht bei Nacht kann
weitreichende Auswirkungen auf die Ökosysteme weltweit und möglicherweise auch
unsere Gesundheit haben. Bisher wissen wir aber viel zu wenig über die
nächtliche Helligkeit in den unterschiedlichen Lebensräumen."
"Mit der App können interessierte Menschen auf der ganzen Welt Daten für die
Forschung über Skyglow sammeln, ohne teure Messgeräte zu benötigen",
sagt Fabian Kohler vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, das das
Projekt finanziell unterstützt. So kann jeder Smartphone-Besitzer zum Erfolg des
Projekts beitragen. Man kann aber auch die Helligkeit am eignen Wohnort mit
anderen Orten vergleichen. Nebenbei lernt der Nutzer den Sternenhimmel kennen
und bekommt ein Gefühl dafür, wie viele Sterne er an einem dunkleren Ort noch
sehen könnte. Die App wurde zusammen mit der Firma Cosalux aus Offenbach am Main
basierend auf Google Sky Map entwickelt. Eine App für Apple-Geräte ist in
Planung.
Bisher wurde nächtliche Helligkeit hauptsächlich über Satelliten gemessen,
aber diese messen das nach oben abgestrahlte Licht, nicht die Helligkeit, die am
Boden von Menschen und anderen Organsimen erlebt wird. Aussagen darüber werden
in Modellen berechnet, doch um diese zu testen sind Vergleichsdaten nötig - und
genau solche werden mit der App gesammelt. Heutige Satellitentechnologie ist
auch noch nicht ausgereift genug, um Lichtintensitäten zu verstehen. So liegt
ein Großteil des Lichts aus LED-Straßenlampen beispielweise in einem
Spektralbereich, den die Satelliten nicht wahrnehmen. LED-beleuchtete Gebiete
erscheinen dadurch dunkler, als sie wirklich sind.
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