Ein Eismaulwurf für die Suche nach Leben
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der FH Aachen astronews.com
9. März 2012
Seit Entdeckung der eindrucksvollen Fontänen aus der Südpolarregion des
Saturnmondes Enceladus spekulieren Wissenschaftler auch über
Wasservorkommen oder sogar Leben unter seiner eisigen Kruste. Deutsche
Forscher beschäftigen sich seit Ende Februar mit einer neuen
Missionsidee, deren zentraler Bestandteil ein Eismaulwurf ist, der im
Eis nach Lebensspuren suchen soll.
Gibt es außerirdisches Leben im Sonnensystem und wenn ja, wie sieht es
aus? Seit die Saturnsonde Cassini im Südpolarbereich des
Saturnmondes Enceladus Fontänen entdeckt hat, die auf ein unterirdisches
Wasserreservoir hindeuten könnten, gilt auch dieser Trabant als ein
interessanter Kandidat für außerirdisches Leben. Im Rahmen des jetzt
gestarteten Verbundvorhabens Enceladus Explorer wird unter
Leitung der Fachhochschule Aachen eine IceMole oder
"Eismaulwurf" genannte Einschmelzsonde entwickelt, mit der das Innere
des Mondes einmal erforscht werden könnte. Die Idee des IceMole
entstand im Rahmen eines Studierenden-Projekts der FH Aachen. Gefördert
wird das Projekt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Wenn auf Enceladus Leben existiert, dann unter dem dicken Eispanzer des
Saturnmondes. "Wir wissen, dass es auf der Oberfläche des Enceladus
Wasser speiende Eisvulkane gibt", erklärt Projektleiter Prof. Dr. Bernd
Dachwald vom Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik der FH Aachen. "Das
spricht für Wasservorkommen unterhalb der Eises, womöglich sogar für
einen riesigen Salzwasserozean." Durch Spalten im Eis steigt das Wasser
bis zur Oberfläche auf, wo es hinaus geschleudert wird und sofort
gefriert.
Wo aber Wasser und Energie vorhanden sind, da könnte es auch Leben geben
- das gilt zumindest auf der Erde. Das Problem jedoch ist, dass die
Mikroorganismen, die sich möglicherweise auf dem Saturnmond entwickelt
haben könnten, durch das aufsteigende Wasser mitgerissen werden und an
der Oberfläche zerplatzen. "Die Bedingungen im Weltall sind einfach zu
lebensfeindlich", so Dachwald. Deshalb wollen die Forscher sich mithilfe
des IceMole etwa 100 bis 200 Meter tief an eine wasserführende
Spalte graben und dort eine Salzwasserprobe entnehmen. Diese soll
anschließend vor Ort auf vorhandene Mikroorganismen analysiert werden.
Außer dem Fachbereich Luft- und Raumfahrttechnik der FH Aachen sind an
dem Projekt auch noch die Universität der Bundeswehr München, die TU
Braunschweig, die Universität Bremen, die RWTH Aachen sowie die
Bergische Universität Wuppertal beteiligt. Zusätzliche Unterstützung
kommt zudem vom Institut für Bioengineering der FH Aachen, das an einer
keimfreien Probenentnahme arbeitet. "Dieses Projekt wird uns in den
nächsten drei Jahren beschäftigen", so Dachwald. "Wir freuen uns sehr
auf diese herausfordernde Aufgabe." Für die Wissenschaftler gibt es noch
einiges zu tun: "Damit wir den IceMole gut durch das Eis
steuern können, benötigen wir ein ausgeklügeltes Navigationssystem",
erklärt Dachwald, "denn auf dem Enceladus stehen uns keine von der Erde
gewohnten Bezugspunkte zur Verfügung, beispielsweise ein stabiles
Magnetfeld oder ein globales Navigationssystem."
Bevor sich der Eismaulwurf aber in die Tiefen von Enceladus gräbt, soll
er auf dem Matanuska-Gletscher in Alaska in Kooperation mit einem
amerikanischen Forschungsteam getestet werden und unter dem Eis
erstmalig eine kontaminationsfreie Wasserprobe entnehmen. Einen ersten
erfolgreichen Feldversuch hat der IceMole bereits 2010 auf dem
Schweizer Morteratsch-Gletscher absolviert. Ist der IceMole
einmal einsatzfähig, könnte er nicht nur zur Erkundung von Enceladus,
sondern auch zur Erforschung des eisigen Jupitermonds Europa oder der
Polkappen des Mars verwendet werden. Für den Mars hatten die Aachener
Forscher ursprünglich auch die Entwicklung ihres Eismaulwurfs begonnen.
Nach der Ende Februar vorgestellten Missionsidee soll der Enceladus
Explorer aus einer Basisstation zur Energieversorgung und der
Eisbohrsonde IceMole bestehen und in sicherer Entfernung von
einer aktiven Spalte landen. Der IceMole wird über ein Kabel
mit Energie von der Station versorgt und kann mit dieser so auch
kommunizieren. Die Sonde würde sich dann bis in eine Tiefe von 100
Metern in das Eis schmelzen und bohren, bis eine wasserführende Spalte
erreicht ist.
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