Schwächelnde Sonne war nicht verantwortlich
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung astronews.com
2. September 2011
Die schwächelnde Sonne war nicht der bestimmende Faktor für
die kleine Eiszeit. Zu diesem Schluss kommt eine neue, jetzt veröffentlichte
Studie. Verantwortlich für das kühlere Klima im 16. und 17. Jahrhundert waren
danach vor allem Vulkanausbrüche sowie eine geringere Menge von Treibhausgasen
in der Atmosphäre. Eine geringere Sonnenaktivität in den kommenden Jahren würde
somit den Klimawandel nicht entscheidend aufhalten.

Über einen ungewöhnlich langen Zeitraum waren in
den letzten Jahren keine Sonnenflecken auf der
Sonne zu sehen.
Bild:
SOHO (ESA & NASA) |
"Der Einfluss von Schwankungen der Sonnenaktivität wird oft
überschätzt", so Georg Feulner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
(PIK), Autor des jetzt in der Fachzeitschrift Geophysical Research Letters
veröffentlichten Artikels. "Die neue Analyse zeigt dies für die Vergangenheit -
und hieraus können wir etwas lernen für die Klimaentwicklung der Zukunft."
Sonnenflecken sind ein sichtbares Zeichen der Sonnenaktivität. Ist ihre Zahl
gering, ist auch die solare Strahlungsintensität messbar niedriger. Im späten
17. Jahrhundert befand sich die Sonne nach einer langsamen Abschwächung der
Sonnenaktivität, die um das Jahr 1600 einsetzte, in einer ausgedehnten
Ruhephase, dem sogenannten Maunder-Minimum. Dies wird vielfach als Ursache der
als kleine Eiszeit bezeichneten Abkühlung des Erdklimas zu dieser Zeit
angesehen.
Zwei Anfang des Jahres erschienene Studien haben zwei höchst unterschiedliche
Werte für die Sonneneinstrahlung im Maunder-Minimum ermittelt. Die eine kommt zu
dem Schluss, die solare Strahlungsintensität sei damals sehr viel geringer als
heute gewesen. Die andere hat zum Ergebnis, die Sonnenintensität sei in jener
Zeit lediglich genauso gering gewesen wie im außergewöhnlichen Sonnenminimum
2008/2009.
Erstmals wurde nun konkret ermittelt, wie sich diese sehr unterschiedlichen
Werte für die Sonneneinstrahlung auf die Temperaturen der Nordhalbkugel in den
vergangenen 1000 Jahren auswirken. Hierfür hat Feulner die Daten zur solaren
Strahlungsintensität in ein Klimamodell eingespeist, also in ein komplexes
Gleichungssystem, das im Computer die wichtigsten Klimaprozesse in den
Weltmeeren und in der Atmosphäre simuliert. Es berücksichtigt dabei auch die
Treibhausgaskonzentration und den kühlenden Effekt von Schwefelsäuretröpfchen
aus Vulkanausbrüchen.
Die im Modell berechneten Temperaturen wurden dann verglichen mit den aus
natürlichen Klimaarchiven wie Eisbohrkernen, Baumringen, Sedimenten und Korallen
rekonstruierten Temperaturen des letzten Jahrtausends. Das Ergebnis ist
eindeutig. Die Werte aus jener Studie, der zufolge die Sonneneinstrahlung in der
kleinen Eiszeit extrem gering war, führt in der Modellrechnung über die
Jahrhunderte hinweg zu Temperaturen, die in Zeiten niedriger Sonnenaktivität
deutlich unter den tatsächlich beobachteten liegen. Die Werte der anderen Studie
hingegen, die keinen großen Unterschied zwischen der Strahlungsintensität damals
und dem jüngsten Sonnenminimum sieht, führten im Modell zu wirklichkeitsnahen
Temperaturen. Die Klimadaten stützen also die Ergebnisse dieser Studie.
"Um die Klimageschichte zu verstehen, müssen natürlich neben den
Treibhausgasen auch alle anderen Klimafaktoren berücksichtigt werden", erklärt
Feulner. "Die Auswirkung der Sonnenaktivität auf das Klima ist allerdings
vergleichsweise gering, wie die aktuelle Untersuchung erneut zeigt." Was
bedeuten diese Ergebnisse für unser Jahrhundert, falls die Sonne wie vielfach
vermutet in eine dem Maunder-Minimum ähnliche Ruhephase eintritt? "Das würde uns
lediglich eine Abkühlung von maximal 0,3 Grad Celsius bringen", hat Feulner
errechnet. Dies würde die bis zum Ende des Jahrhunderts zu erwartende und vom
Menschen verursachte Erwärmung nur um etwa 10 Prozent mindern. "Leider zu
wenig", so Feulner, "um den Klimawandel spürbar abzuschwächen."
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