Ruhige Sonne fasziniert Wissenschaftler
von Stefan Deiters astronews.com
10. Juni 2008
Für einige Jahre schon zeigt sich unsere Sonne als
vergleichsweise ruhiger Stern: Wissenschaftler beobachten nur sehr wenig
Aktivität auf unserem Zentralgestirn, dessen nächstes Aktivitätsmaximum sie
eigentlich für 2012 erwarten. Nach Ansicht von Sonnenforschern ist diese
Ruhephase ungewöhnlich lang, was allerdings kein Grund zu großer Sorge sei.
Unsere Sonne: schon länger inaktiv als erwartet.
Foto:
Montana State University / NASA |
Betreiber von Satelliten wird es freuen: Schon seit einigen Jahren
ist unsere Sonne nicht durch gewaltige Eruptionen aufgefallen, die in der Phase
ihrer maximalen Aktivität immer wieder für Störungen auch auf der Erde sorgen.
Alle elf Jahre kommt es in der Regel zu einer Phase heftiger Sonnenaktivität,
die beispielsweise auch mit zahlreichen Sonnenflecken auf der Oberfläche der
Sonne einhergeht. Zur Zeit befindet sich unsere Sonne in der Phase eines
Minimums der solaren Aktivität.
Und genau diese Phase dauert nun schon länger als von den meisten Forschern
erwartet worden war. Dies sorgte auch auf einer wissenschaftlichen Konferenz
über die Zusammenhänge von Erdklima, Sonnenaktivität und Weltraumwetter an der
Montana State University in der vergangenen Woche für Gesprächsstoff: "Sie ist
weiterhin tot", meint Saku Tsuneta vom National Astronomical Observatory
in
Japan und verantwortlich für die Sonnensonde Hinode. "Das bereitet uns ein wenig
Sorge, ein ganz klein wenig Sorge."
Das letzte Maximum an Aktivität erreichte die Sonne im Jahr 2001. Ein neuer
Zyklus beginnt immer in der Zeit zwischen zwei Maxima und Wissenschaftler
glauben, dass der neue Aktivitätszyklus gerade begonnen hat. Mit dem nächsten
Maximum wird 2012 gerechnet. Noch allerdings zeigt sich unsere Sonne genauso
inaktiv wie vor zwei Jahren und die Wissenschaftler sind sich nicht sicher,
wieso.
Sonnenphysiker, so Tsuneta, sind nicht wie Meteorologen, sie können nicht die
Zukunft vorhersagen. Was sie tun ist beobachten, und zur Zeit beobachten sie eine
länger als übliche Phase solarer Inaktivität. Passiert ist so etwas auch schon
in der Vergangenheit: 50 Jahre lang hätte etwa die Sonne in der zweiten Hälfte
des 17. Jahrhunderts keine Sonnenflecken produziert. Diese Phase stimmt mit der
Dauer einer kleinen Eiszeit auf der Erde überein.
Die Wissenschaftler wissen nicht, wie lange die Ruhephase der Sonne diesmal
anhalten wird. Die ersten Sonnenflecken des neuen Zyklus hatte man ja - wie
berichtet - schon zu Beginn des Jahres entdeckt. Das Team der Sonnensonde Hinode,
so Tsuneta, wird jedenfalls auch für die eventuell bald beginnende Aktivität der
Sonne vorbereitet sein. Durch zusätzliche Bodenstationen wollen sie eine
störungsfreie Kommunikation mit der Sonde sicherstellen - auch wenn sich das
Weltraumwetter wieder verschlechtern sollte.
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