Stürmischer Sonnenzyklus erwartet
von Rainer Kayser
8. März 2006
Zur Zeit herrscht auf der Sonne relative Ruhe: Kaum ein
Sonnenfleck ist auszumachen. Das wird sich nach Ansicht von Forschern allerdings
spätestens ab Anfang 2007 ändern: Die Wissenschaftler erwarten einen stürmischen
nächsten Sonnenzyklus mit einem Aktivitätsmaximum im Jahr 2012. Dies könnte auch
spürbare Folgen für die Erde haben.
Forscher erwarten stürmischere Zeiten auf der Sonne. Foto: SOHO (ESA & NASA)
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Der nächste Sonnenzyklus wird um 50 Prozent aktiver als der vergangene. Das sagt
ein Team amerikanischer Forscher auf der Basis von neuen Modellrechnungen
voraus. Das Maximum der Aktivität mit vielen großen Sonnenflecken und Eruptionen
fällt danach auf das Jahr 2012.Sonneneruptionen können zu geomagnetischen
Stürmen führen, in deren Folge es zu Störungen der Kommunikations- und
Energieversorgungsnetze, sowie zum verstärkten Auftreten von Polarlichtern
kommen kann. Die Wissenschaftler präsentieren ihre Vorhersage im Fachblatt "Geophysical
Research Letters".
"Der nächste Zyklus wird mit sechs bis zwölf Monaten Verspätung erst Ende
2007 oder Anfang 2008 beginnen", erklärt Mausumi Dikpati vom National Center
for Atmospheric Research in Boulder im US-Bundesstaat Colorado, "dafür wird
er dann 30 bis 50 Prozent stärker ausfallen."
Die Aktivität der Sonne - sichtbar vor allem durch das Auftreten dunkler
Flecken auf der Sonnenoberfläche - schwankt im Mittel in einem elfjährigen
Rhythmus. Angetrieben wird dieser Prozess wiederum durch einen magnetischen
Zyklus, bei dem die Sonne rund alle 22 Jahre ihr Magnetfeld umpolt. Gegenwärtig
befindet sich die Sonne in einem Minimum ihrer Aktivität, in dem oftmals
wochenlang keinerlei Sonnenflecken zu sehen sind.
Dikpati und ihre Teamkollegen griffen für ihr neues Modell der
Sonnenaktivität auf alle verfügbaren Beobachtungsdaten seit 1880 zurück und
berücksichtigten die neuesten Theorien für die Dynamik des Sonnenmagnetfeldes.
Dabei stießen sie auf eine Art "Gedächtnis" der Sonne: Ihre aktuelle Aktivität
wird davon beeinflusst, wie stark die Aktivität in den vergangenen 20 Jahren
war. Mit ihrem Modell konnten die Forscher - rückwirkend - die Aktivität der
vergangenen acht Sonnenzyklen mit einer Genauigkeit von 97 Prozent voraussagen.
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