Ruhige Sonne nicht ungewöhnlich
von Stefan Deiters astronews.com
11. Juli 2008
Schon seit vielen Monaten zeigt unsere Sonne außerordentlich
wenig Aktivität. Diese Ruhephase sei überraschend lang, meinten Wissenschaftler
im vergangenen Monat und nährten damit Spekulationen über mögliche Folgen, wie
etwa eine kleine Eiszeit. Jetzt gibt ein Sonnenphysiker der NASA Entwarnung: Die
Sonne verhält sich nicht anders als sonst auch in einem Minimum.
Die Sonne am 1. Juli 2008: Kein Fleck zu sehen.
Foto:
NASA / ESA / SOHO |
Auch astronews.com hatte im vergangenen Monat über eine
ungewöhnlich lange Ruhephase der Sonne berichtet. Grundlage des Berichts war
unter anderem eine Pressemitteilung einer Konferenz von Sonnenphysikern, in der
sich die anwesenden Forscher überrascht über die lange Zeit der Inaktivität
unseres Zentralgestirns zeigten. Zu unrecht, glaubt David Hathaway,
Sonnenphysiker bei der NASA: "Es gab Berichte, dass das solare Minimum länger
dauert als es eigentlich sollte. Das ist aber nicht wahr. Die Zahl der
Sonnenflecken befindet sich in guter Übereinstimmung mit historischen
Aufzeichnungen für den solaren Zyklus."
Unsere Sonne befindet sich zur Zeit am inaktivsten Punkt ihres etwa
elfjährigen Aktivitätszyklus, also im solaren Minimum, das zwei Phasen von
heftiger solarer Aktivität voneinander trennt. Während sich bei solaren Maxima
zahlreiche Sonnenflecken auf unserem Zentralgestirn beobachten lassen und es zu
heftigen Eruptionen kommen kann, ist die Sonne im Minimum vergleichsweise ruhig.
Zudem finden sich auf ihr kaum Sonnenflecken.
Was manche Wissenschaftler nun beunruhigte ist die Länge des aktuellen
solaren Minimums, dass nun schon über zwei Jahre dauert. "Es sieht zwar so aus,
also würde es sehr lange dauern", meint Hathaway, "aber ich glaube, wir
vergessen dabei, wie lange solare Minima dauern können." So gab es zu Beginn des
20. Jahrhunderts Minima, die fast doppelt so lang dauerten wie das aktuelle
Minimum.
Hathaway hat für seine Analyse Sonnenfleckenzählungen seit 1749 ausgewertet.
Daraus ergibt sich folgende Statistik: "Der solare Zyklus dauert im Schnitt 131
Monate mit einer Standardabweichung von 14 Monaten. Unser aktueller Sonnenzyklus
dauerte inzwischen 142 Monate, liegt also noch komfortabel im Bereich der ersten
Standardabweichung und ist damit alles andere als ungewöhnlich." Kurz
zusammengefasst würde dies bedeuten: "Das aktuelle Minimum ist weder unnormal
noch ungewöhnlich lang."
Die längste Phase ohne Sonnenflecken war das Maunder Minimum, das von 1645
bis 1715 dauerte. Damals schien der Sonnenzyklus komplett zusammengebrochen zu
sein. Zur gleichen Zeit gab es auch eine Phase mit äußerst kalten Wintern.
Manche Forscher glauben, dass die geringe Sonnenaktivität zusammen mit
Änderungen in den Strömungen der Ozeane sowie verstärkte Vulkanausbrüche für
diese kleine Eiszeit verantwortlich gewesen sein könnten.
Niemand weiß bis heute, was die Ursache für das Maunder Minimum war und
wodurch der solare Zyklus wieder in Gang kam. So wird stets nach Anzeichen für
einen erneuten Zusammenbruch des solaren Zyklus gesucht. Könnte dieser also nun
bevorstehen? Nein, glaubt Hathaway. "Wir haben schon die ersten Sonnenflecken
des neuen Zyklus beobachtet" (astronews.com berichtete). Und das kann nur eines
bedeuten: "Der Zyklus der Sonne setzt sich ganz normal fort."
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