Geformt durch Kollision mit zweitem Mond?
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Bern astronews.com
4. August 2011
Die erdzugewandte und die erdabgewandte Seite des Mondes
unterscheiden sich deutlich. Zwei Planetologen glauben nun eine neue Erklärung
für diese Asymmetrie des Erdtrabanten gefunden zu haben. Danach umkreiste
zunächst noch ein kleinerer zweiter Mond die Erde, der schließlich nach 100
Millionen Jahren mit dem heutigen Erdmond kollidierte.
Lässt sich das
Aussehen des Mondes durch eine weitere Kollision
erklären?
Bild: Center for Space and Habitability
(CSH) der Universität Bern
Kollision des
Mondes mit einem zweiten, kleineren Mond etwa 100
Millionen Jahre nach der Entstehung des
Erde-Mond-Systems. Der kleine Mond wird auf der
heutigen Rückseite des Mondes akkretiert. Zu
sehen sind Momentaufnahmen einer
Computersimulation
(Zeitangaben in Stunden).
Bild: Center for Space and Habitability
(CSH) der Universität Bern [Großansicht] |
Der Unterschiede der beiden Mondseiten sind kaum zu übersehen: Die
Vorderseite des Erdtrabanten ist eher flach und von dunklen Ebenen vulkanischen
Ursprungs dominiert, die Rückseite ist geprägt von hohen Gebirgen und tiefen
Kratern. Die Ursache dieser Asymmetrie ist umstritten. Planetologen der
Universität Bern und der University of California in Santa Cruz haben
jetzt eine neue mögliche Erklärung für dieses so unterschiedliche
Erscheinungsbild unseres Trabanten vorgestellt: Ein kleinerer zweiter Mond ist
rund 100 Millionen Jahre nach der Entstehung des Erde-Mond-Systems mit dem
heutigen Erdtrabanten kollidiert und hat sich auf der erdabgewandten Seite des
Mondes angelagert. Über ihre Theorie berichten die Forscher heute in der
Wissenschaftszeitschrift Nature.
Die Entstehung des Erdmondes gilt heute weitgehend als geklärt: In der
Endphase der Planetenentstehung unseres Sonnensystems kollidierte die Ur-Erde
mit einem Himmelskörper, der ungefähr die Größe des Mars hatte. Nach der
Kollision bildete sich um die Erde eine sogenannte proto-lunare Scheibe - eine
Ansammlung von Trümmern, die um die Erde kreisten. Aus diesen bildete sich durch
ein Zusammenklumpen schließlich der Mond.
Simulationen zeigen, dass sich bei diesem Prozess jedoch nicht nur ein,
sondern gleich mehrere Monde bilden können. Allerdings sind solche multiplen
Erdmond-Systeme nicht lange stabil: "Typischerweise haben sie eine nur kurze
Lebensdauer von weniger als 10.000 Jahren", erklärt Martin Jutzi vom Center
for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern. Kürzlich sei
aber gezeigt worden, dass ein zweiter Mond auf einer speziellen Bahn - nämlich
im Gleichgewichtspunkt des Systems von drei aufeinander wirkenden Körpern -
einige zehn bis 100 Millionen Jahre existieren könne, bevor er entweder mit der
Erde oder mit dem Mond kollidiert.
Genau dies ist nach Ansicht von Jutzi und seinem amerikanischen Kollegen
Erik Asphaug aber "wahrscheinlich" passiert: Gemäß der neuen Theorie kollidierte
der rund dreimal kleinere Mond rund 100 Millionen Jahre nach der Entstehung des
Erde-Mond-Systems mit dem bis heute bestehenden Mond. Die Wissenschaftler gehen
davon aus, dass sich in diesem langen Zeitraum von der Mond-Entstehung bis zur
Kollision der größte Teil des ursprünglich geschmolzenen Mondes verfestigt
hatte. "Eine Kollision mit einem kleinen zweiten Mond hätte deshalb große
Auswirkungen auf die Entwicklung und die heutige Form des Mondes gehabt",
erläutert Jutzi.
Diese Hypothese könnte nach Meinung der Forscher die geologischen
Eigenschaften der Mondrückseite mit ihrer dickeren Kruste und dem daraus
entstandenen Hochland erklären. Die Wissenschaftler berichten über ihre Theorie
in der heute erscheinenden Ausgabe der Fachzeitschrift Nature.
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