Suche nach der siebten Earth Explorer-Mission
Redaktion /
idw / Pressemitteilung des Karlsruher Institut für Technologie astronews.com
5. März 2009
Die europäische Weltraumagentur ESA hat jetzt drei
Kandidaten für eine künftige Satelliten-Missionen zur Erforschung der Erde
ausgewählt. Für alle drei wird nun eine detaillierte Machbarkeitsstudie
durchgeführt. Eine der Missionen könnte dann Mitte des kommenden Jahrzehnts als
siebter Earth Explorer-Satellit der ESA in einen Erdorbit starten. Am
Karlsruher Institut für Technologie freut man sich über die ESA-Auswahl
besonders.

Erdatmosphäre, Eisdecken und Wald - die
Forschungsziele der drei verbliebenen Kandidaten
für die siebte Earth Explorer Mission der ESA.
Bild: ESA |
In der Nachfolge des erfolgreichen Umweltsatelliten Envisat plant
die europäische Weltraumagentur ESA eine Reihe von neuen Satelliten-Missionen,
um spezifische Aspekte des Planeten Erde detailliert zu untersuchen.
Verschiedene Missionen, drei Earth Explorer Core Missions und drei
Opportunity Missions sind schon im Bau und sollen in den nächsten Jahren
starten. Für eine siebte Mission wurde 2005 ein Ausschreibungsverfahren
begonnen.
Von den 24 zunächst eingereichten Vorschlägen wurden von einer
Gutachterkommission zunächst die sechs aussichtsreichsten Missionen ausgewählt.
Für jedes dieser sechs Experimente stellte man dann eine geeignete Gruppe von
Wissenschaftlern zusammen, die in den vergangenen Jahren eine weiterführende
Studie angefertigt haben. Parallel wurden Industriefirmen beauftragt, ein
technisches Konzept für diese Satelliten-Missionen zu entwickeln.
In einem weiteren Auswahlverfahren Anfang 2009 wurden nun drei Missionen
ausgewählt, die bezüglich der wissenschaftlichen Zielsetzung und der technischen
Machbarkeit den hochgesteckten Zielen genügen. Für diese Experimente werden nun
ausführliche Machbarkeitsstudien bis Herbst 2010 durchgeführt. Zu den
ausgewählten Projekten zählt die Mission BIOMASS zur Messung der weltweiten
Wald-Biomasse, die Mission CoReH2O (COld REgions Hydrology High-resolution
Observatory) zur Untersuchung von Schnee- und Eisdecken sowie die Mission
PREMIER (Process Exploration through Measurements of Infrared and
millimetre-wave Emitted Radiation).
Die Auswahl von PREMIER freute Professor Herbert Fischer vom Karlsruher
Institut für Technologie (KIT) und Professor Martin Riese vom Forschungszentrum
Jülich (FZJ) besonders, waren doch beide federführend an deren Entwicklung
beteiligt. Hauptinstrument von PREMIER ist IMIPAS, welches eine
Weiterentwicklung des Karlsruher Experiments MIPAS (Michelson Interferometer
for Passive Atmospheric Sounding) an Bord des Umweltsatelliten Envisat
ist. Das Forschungszentrum Jülich bringt seine Expertise im Bereich der räumlich
hoch aufgelösten Fernerkundung ein, die auf dem CRISTA-Experiment (Cryogenic
Infrared Spectrometers and Telescopes for the Atmosphere) der Universität
Wuppertal beruht, das auf zwei Shuttle-Missionen mitgeflogen ist.
"Das neue Instrument ist in der Lage, klima- und umweltrelevante Gase im
empfindlichen Höhenbereich zwischen 5 und 25 Kilometern - das ist die obere
Troposphäre und untere Stratosphäre - zeitgleich und mit bisher nicht möglichem
Detail zu messen", erläutert Fischer, Leiter des Instituts für Meteorologie und
Klimaforschung des KIT, der MIPAS ursprünglich entwickelt hat. "Mit dieser
Mission könnten wir eine Reihe von offenen Fragen der chemischen Zusammensetzung
der Atmosphäre und deren Veränderung beantworten".
Hauptziele der PREMIER-Mission sind die Klimaforschung und die Untersuchung
der Luftqualität. Im Vordergrund stehen die Zusammenhänge zwischen Wasserdampf
in der Atmosphäre und Treibhauseffekt sowie die Vertikaltransporte von
Abgasfahnen und beispielsweise Waldbränden. Dabei spielt die hohe räumlich
dreidimensionale Auflösung des neuen Messsystems eine entscheidende Rolle. Ein
Prototyp des neuen Satelliteninstruments wird in Zusammenarbeit zwischen KIT und
FZJ entwickelt und soll als Flugzeugexperiment bereits im nächsten Jahr auf dem
Forschungsflugzeug HALO eingesetzt werden.
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