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ENVISAT
Start frei für Europas Klimalabor
Redaktion
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28. Februar 2002

In der kommenden Nacht soll an Bord einer Ariane 5-Rakete der Satellit Envisat in eine Erdumlaufbahn gebracht werden. Der über acht Tonnen schwere Satellit wird mindestens fünf Jahre lang die Klimaveränderungen auf der Erde messen und so wichtige Daten zur Erforschung von Treibhauseffekt und Ozonschicht liefern.

Envisat

Der europäische Umweltsatellit Envisat. Bild: ESA/Denmann Production

Europas Paradestück der Umweltbeobachtung heißt Envisat. Der größte, aufwändigste und leistungsstärkste Erdbeobachtungssatellit der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) ist - vollständig ausgerüstet - 25 Meter hoch, zehn Meter breit und über acht Tonnen schwer. Sein Start mit einer Ariane 5 ist in der Nacht vom 28. Februar zum 1. März geplant. Europas fliegendes Klimalabor ist den Umweltveränderungen auf der Spur. Er soll mindestens fünf Jahre lang Daten über die globale Erwärmung, den Abbau von Ozon und den Klimawandel liefern. Sie sind als Grundlage politischer Entscheidungen dringend notwendig und überfällig.

Bislang hatte nur eine Handvoll Menschen das Glück, die Erde aus dem Weltraum zu sehen und zu erkennen, wie winzig und zerbrechlich sie ist. "Ich hoffe", sagte Alexei Leonow, der erste Kosmonaut, der aus seinem Raumschiff ausstieg, "dass alle Menschen dies verstehen und unseren blauen Planeten schützen: Als das Heim, in dem sie geboren sind, als die Heimat, in welcher sie leben, und als die Heimstatt, wo ihre Kinder und Enkelkinder nach ihnen leben werden." Dieses Ziel hat sich Envisat zu eigen gemacht. Er ist mit den besten Augen ausgestattet. Seine zehn Instrumente bieten alles, was sich Wissenschaftler zur Beobachtung des von Umweltgefahren bedrängten Heimatplaneten wünschen. Die einzigartige fliegende Umweltstation schließt zugleich nahtlos an die erfolgreichen europäischen Geofernerkundungssatelliten ERS 1 (1991) und ERS 2 (1995) an.

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Klimaschutz ist eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft. Deshalb hat die ESA auch nicht gekleckert, sondern geklotzt: Die Gesamtkosten des Envisat-Programms liegen bei 2,3 Milliarden Euro, verteilt über 15 Jahre. Darin eingeschlossen sind Entwicklung und Bau der Geräte sowie des Satelliten, der Start mit der Trägerrakete Ariane 5 sowie die Kosten des Satellitenbetriebes während fünf Jahre. Jeder Bürger der 15 ESA-Mitgliedsländer investiert hiermit 7 Euro in die Umwelt. Oder anders ausgedrückt: Envisat kostet jedem europäischen Bürger etwa eine Tasse Kaffee pro Jahr. Im Gegenzug erhält er mindestens fünf Jahre lang exakte Daten über die Umweltveränderungen: Über die globale Erwärmung, den Abbau von Ozon und den Klimawandel.

Seit vier Jahrzehnten stehen Wetter-, Erderkundungs- und Umweltsatelliten zur großräumigen synoptischen Erfassung zur Verfügung. 1991 begann die Europäische Raumfahrtagentur ESA mit ERS 1 ein höchst erfolgreiches globales Erderkundungsprogramm, dem 1995 der weltbeste Ozonwächter ERS 2 folgte. Mit dem Global Ozone Monitoring Experiment GOME wurde erstmals alle drei Tage eine komplette Ozonweltkarte erstellt, die - aneinandergereiht - im Zeitrafferfilm das dramatische Ausmaß des jährlichen Ozonlochs eindrucksvoll visualisierte. Envisat baut auf die Erfahrungen von ERS auf, ist ein um mehrere Klassen leistungsfähigerer Satellit zur dreidimensionalen Überwachung der Umwelt. Der Superlativ von der gigantischsten Mission zum Planeten Erde ist berechtigt.

Mit Envisat hat die ESA eine Plattform geschaffen, der ein derart komplexes System, wie es die vielgestaltige Umwelt darstellt, mit all ihren wichtigen Teilprozessen in der Atmosphäre, den polaren Eisregionen, den Ozeanen sowie an Land regelmäßig beobachtet. Die hervorragende Vergleichbarkeit der Daten bildet zugleich die entscheidende Voraussetzung für das Erkennen von Prozessabläufen auf der Erde. "GOME war ein schöner Erfolg," schätzt der Atmosphärenchemiker John Burrows von der Universität Bremen rückblickend ein, "aber mit Envisat können wir weltweit in der Bundesliga mitspielen. GOME hatte bereits einen Vorsprung gegenüber den amerikanischen Systemen, doch Envisat stellt die absolute Spitzenstellung für Umweltmessungen dar. Wir Europäer können damit auf eigene, unabhängige Datensätze bauen."

Links im WWW
ENVISAT, Homepage der ESA
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