Zweite Chance für eisige ESA-Mission
Redaktion / ESA
astronews.com
1. März 2006
Zweite Chance für die ESA-Mission Cryosat: Der
zuständige ESA-Programmrat hat bei seiner letzten Sitzung von den
ESA-Mitgliedsstaaten grünes Licht für CryoSat-2, also den Nachbau und
Neustart der Mission CryoSat, bekommen. Der ursprüngliche CryoSat-Satellit
ging bei seinem Start am 8. Oktober 2005 aufgrund einer Fehlfunktion des
Rockot-Trägers verloren.

Cryosat soll das Polareis der Erde erforschen. Bild: ESA
/ P.Carril
|
"Dieser Beschluss ist von großer Bedeutung, denn Wissenschaftler in Europa und
anderswo blicken bereits erwartungsvoll auf eine Neuauflage der Mission
CryoSat. Wir haben daher allen Grund, uns über die heutige positive
Entscheidung zu freuen", so Volker Liebig, ESA-Direktor für
Erdbeobachtungsprogramme. Die ESA hatte einen Plan zur Rettung von CryoSat
erarbeitet, der einen Neustart voraussichtlich im März 2009 erlauben würde.
Dieser Plan wurde von den im Programmrat vertretenen Mitgliedstaaten einstimmig
befürwortet.
Die Missionsziele bleiben unverändert: Auch CryoSat-2 soll, wie
ursprünglich geplant, die Dicke der Meer- und Landeismassen überwachen, die
Wechselwirkungen zwischen dem schmelzenden Polareis und der Erhöhung des
Meeresspiegels und deren Auswirkungen auf den Klimawandel erklären helfen. Der
positive Beschluss für CryoSat-2 ermöglicht den Rückgriff auf die
technischen und industriellen Kapazitäten der ursprünglichen Mission sowie die
optimale Nutzung der hierfür bereits vorgesehenen Bodensegmenteinrichtungen und
betrieblichen Strukturen.
Mit der Mission CryoSat sollen für eine Dauer von drei Jahren
Veränderungen in der Höhe und Dicke der Polarkappen sowie des Treibeises genau
überwacht werden. Auf seiner ungewöhnlich stark geneigten Bahn wird der Satellit
88 Grad nördlicher und südlicher Breite erreichen.
Wichtigstes Instrument an Bord von CryoSat ist der Radarhöhenmesser
SIRAL, der auf mehreren Vorgängerinstrumenten aufbaut, jedoch in vielerlei
Hinsicht grundlegend verbessert wurde, um die besonderen Schwierigkeiten bei der
präzisen Erfassung von Eisoberflächen zu meistern. Mit einer der beiden Antennen
des Instruments werden Radarstrahlen zur Erde gesandt, während die von der
Erdoberfläche reflektierten Strahlen von beiden Antennen empfangen werden. Durch
eine äußerst präzise Positionsbestimmung des Satelliten, die mit dem
Doppler-Orbitographie- und Positionsbestimmungsinstrument DORIS sowie einem
Laserreflektorsystem an Bord von CryoSat vorgenommen werden, kann aus der
Laufzeit des Signals die Höhe der Oberfläche ermittelt werden. Voraussetzung ist
ferner eine korrekte Ausrichtung der Antennen, die über drei Sternsensoren
sichergestellt wird.
Bisher konnten Radaraltimeter ihre Daten nur über dem Meer und großflächigen
homogenen Eismassen sammeln, doch mit den neuen Funktionen von SIRAL sind auch
genaue Ansichten unregelmäßig geformter Landeisflächen und Meereismassen
möglich.
|