Satellit misst erstmals Kohlendioxid-Anstieg
Redaktion /
DLR astronews.com
21. Mai 2007
Der europäische Umweltsatellit Envisat hat als
erster Satellit den Anstieg des Treibhausgases Kohlendioxid in der Erdatmosphäre
nachweisen können. Der in rund 800 Kilometern Höhe um die Erde kreisende
Satellit, der seit fünf Jahren Daten liefert, wies einen Anstieg der
Konzentration des Gases um 0,5 Prozent pro Jahr nach. Envisat ist
der einzige Satellit, der derzeit solche Daten liefern kann.
Der europäische Umweltsatellit Envisat hat jetzt erstmals die
Erhöhung der Kohlendioxid-Konzentration in der
Erdatmosphäre nachgewiesen.
Bild: ESA |
Umweltforschern der Universität Bremen ist es zum ersten Mal
gelungen, den Anstieg des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) in der
Atmosphäre mittels Satellitenmessungen zu beobachten. Sie verwendeten dazu Daten
des unter Federführung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)
zusammen mit niederländischen und belgischen Partnern konstruierten Instrumentes
SCIAMACHY. Dieses befindet sich auf dem in 800 Kilometern Höhe um die Erde
kreisenden europäischen Umweltsatelliten Envisat. Die Ergebnisse der
Bremer Umweltforscher wurden jetzt in der Fachzeitschrift Atmospheric
Chemistry and Physics Discussion veröffentlicht.
"Unsere Analyse zeigt, dass es möglich ist, sehr kleine Veränderungen der
Menge des in der Atmosphäre enthaltenen Treibhausgases CO2 vom
Weltraum aus zu messen", sagt Dr. Michael Buchwitz vom Institut für Umweltphysik
der Universität Bremen. Der Anstieg liegt bei etwa 0,5 Prozent pro Jahr.
"Studien haben gezeigt, dass Satellitenmessungen des CO2
entscheidende Wissenslücken schließen können. Dies setzt jedoch voraus, dass es
gelingt, die Rohdaten mit größtmöglicher Genauigkeit auszuwerten", so Buchwitz.
Zu diesem Zweck entwickeln die Bremer Umweltforscher unter Förderung des DLR
Computerprogramme, mit denen die Daten von SCIAMACHY ausgewertet werden.
Kohlendioxid ist das wichtigste vom Menschen erzeugte Treibhausgas, und es trägt
am stärksten zum weltweiten Klimawandel bei. Die Hauptquelle von CO2
ist die Verbrennung fossiler Brennstoffe durch Verkehr, Industrie oder im
Haushalt. Derzeit werden jedes Jahr etwa 26 Milliarden Tonnen CO2 in
die Atmosphäre abgegeben, mit steigender Tendenz. Während etwa die Hälfte von
natürlichen Senken wie Ozeanen oder großflächigen Waldgebieten aufgenommen wird,
verbleiben die restlichen 50 Prozent langfristig in der Atmosphäre.
Seit 2002 befindet sich der Erdbeobachtungssatellit Envisat in der
Erdumlaufbahn (astronews.com berichtete) und liefert wertvolle Informationen
über den Zustand der Erde. Das Instrument SCIAMACHY (Scanning Imaging
Absorption Spectrometer for Atmospheric Chartography) an Bord von
Envisat misst die von Erdboden und Atmosphäre zurückgestreute
Sonnenstrahlung im nahinfraroten Teil des Lichtspektrums. Aus diesen Messungen
lassen sich die atmosphärischen Konzentrationen einer Vielzahl von Spurengasen
bestimmen, die für die Luftqualität, den Treibhauseffekt und die Ozonchemie
wichtig sind.
SCIAMACHY ist das erste und derzeit weltweit einzige Satelliteninstrument,
das diese Messungen durchführt. Die Projektleitung liegt beim Deutschen Zentrum
für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der niederländischen Raumfahrtagentur (NIVR).
Die wissenschaftliche Leitung des Projektes hat das Institut für Fernerkundung
und Umweltphysik (IFE/IUP) der Universität Bremen inne.
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