Kein flüssiges Wasser
in letzter Zeit?
von Stefan Deiters astronews.com
29. Februar 2008
Schlechte Nachrichten für künftige Marsbesucher. Die
Wasserversorgung könnte doch schwieriger werden als angenommen. Ein Team der University of Arizona
ist sich nämlich sicher, dass in den letzten zehn Jahren kein flüssiges
Wasser auf dem Mars geflossen ist. Entsprechende Strukturen auf der Oberfläche,
die in diese Richtung gedeutet worden waren, lassen sich deutlich besser als
Spuren von Gerölllawinen deuten.
Vergleich der Simulationen (rechts und Mitte)
mit einem aktuellen Bild einer vermeintlichen
Wasserrinne auf dem Mars, das mit HiRISE gemacht
wurde (links).
Bild: Jon
Pelletier, University of Arizona [Großansicht] |
"Die Ergebnisse schließen reines flüssiges Wasser aus", fast Jon
D. Pelletier von der University of Arizona in Tucson und Hauptautor eines
Artikels in der Fachzeitschrift Geology die Ergebnisse der Studie zusammen. Pelletier und
seine Kollegen haben detailliertes Bildmaterial des High Resolution Imaging
Science Experiment (HiRISE) an Bord der Sonde Mars Reconnaissance Orbiter
ausgewertet, um hinter das Geheimnis der Oberflächenstrukturen zu kommen, die an
ausgetrocknete Wasserrinnen erinnern.
Im Dezember 2006 hatte ein Team um Michael Malin das Ergebnis der Auswertung
von Aufnahmen der Sonde Mars Global Surveyor veröffentlicht, die die
vermeintlichen Wasserrinnen auf dem Mars zeigten. Bei einigen entdeckten sie
helle Streifen, die auf früheren Aufnahmen nicht zu sehen gewesen waren
(astronews.com berichtete). Die Schlussfolgerung damals: Auf dem Mars muss in
den vergangenen Jahren flüssiges Wasser geflossen sein.
Diese These wollten Pelletier und seinen Kollegen nun mit Hilfe der neuen
hochaufgelösten Daten verifizieren und waren eigentlich davon überzeugt, dass
sie die Wassertheorie bestätigen könnten. Dazu simulierten sie mit
Computermodellen, wie die Spuren
von reinem flüssigem Wasser auf den HiRISE-Bildern aussehen würden und
berücksichtigen dabei die bekannten Umweltbedingungen auf dem Mars. Als
Vergleich simulierten sie auch, welche Spuren eine Lawine aus trockenem Sand
oder Geröll hinterlassen würde.
"Der trockene Fall war der eindeutige Sieger", so Pelletier. "Ich war sehr
überrascht und hatte eigentlich erwartet, dass wir bestätigen können, dass auf
dem Mars kürzlich Wasser geflossen ist." So erging es auch seinem Kollegen
Alfred S. McEwen. "Wir wollten eigentlich das Modell mit trockenem Material
schnell ausschließen können - aber das gelang nicht."
Eine Hoffnung, so die Forscher, würde es aber noch geben: Die Ergebnisse
schließen nicht aus, dass es sich bei dem fließenden Material um sehr
dicken Matsch gehandelt hat, der in etwa die Konsistenz von heißer Lava hat.
Ablagerungen davon wären aus dem Orbit nicht von den Spuren trockener
Gerölllawinen zu unterscheiden.
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