Es könnte ihre bislang wichtigste Entdeckung auf dem roten
Planeten sein: Wissenschaftler haben auf Bildern der NASA-Sonde Mars
Global Surveyor Lagen von Sedimentgestein ausgemacht. Wie auf der
Erde könne man daraus Informationen über die Urzeit des Mars erhalten,
die nach den neuen Aufnahmen noch erdähnlicher ausgesehen haben könnte
als bislang angenommen: So könnte es eine regelrechte Seenlandschaft
gegeben haben.
In
der westlichen Candor Chasma-Region des Mars finden sich
geschichtete Gesteinsformationen. Foto:
NASA, JPL, Malin Space Science Systems |
"Wir sehen
ausgeprägte dicke Gesteinschichten innerhalb von Krater und anderen
Vertiefungen und es gibt eine Reihe von Beweisen, dass sich diese in Seen
gebildet haben. Wir haben nie zuvor so unwiderlegbare Hinweise dafür gefunden,
dass es in weiten Teilen des Mars Sedimentgestein gibt," beurteilt Dr.
Michael Malin von Malin Space Science Systems, der für die Mars
Orbiter Camera zuständig ist, die neuen Aufnahmen. "Diese Bilder
verraten uns, dass der frühe Mars sehr dynamisch war und vielleicht viel mehr
wie die Erde aussah, als mancher von uns dachte."
Diese geschichteten
Gesteinstrukturen gibt es auch auf der Erde an Stellen, an denen es früher Seen
gab. Wissenschaftler finden hier in Stein gepresste Zeugen der
erdgeschichtlichen Vergangenheit. Die Hoffnung ist nun, dass man auch durch das
Sedimentgestein auf dem Mars deutlich mehr über die Vergangenheit des roten
Planeten erfährt. Das Sedimentgestein findet sich über den gesamten Mars
verteilt - beispielsweise in großen Einschlagkratern. Die Strukturen seien, so
die Forscher, vergleichbar mit Strukturen, die etwa im amerikanischen Grand
Canyon sichtbar sind.
"Man muss aber
warnen, denn die Bilder verraten uns, das die Marsgeschichte recht kompliziert
zu sein scheint. Die möglichen Schlussfolgerungen aus diesem Fund sind aber
schon jetzt gewaltig", erläutert Dr. Ken Edgett von Malin Space Science
Systems. "Der Mars hat uns im Sedimentgestein seine Geschichte
konserviert und das ändert einiges, wenn wir über die frühe Geschichte des
Mars nachdenken, also die Zeit vor mehr als rund 3,5 Milliarden Jahren."
"Auch auf der
Erde wurde im Sedimentgestein die Geschichte des Planeten aufgezeichnet und
darin auch die Spuren der Anfänge des Lebens. Wenn man also nach Leben auf dem
Mars sucht, sollte man in diesen Gesteinsschichten beginnen", meint Malin.
"Ich war früher kein großer Verfechter der Theorie, dass der Planet
einmal ein feuchtes und warmes Klima hatte. Aber ich bin wirklich ins Zweifeln
gekommen, als ich die Bilder aus der Candor Chasma Region sah. Diese nahezu
gleichförmig dicken Schichten kann man nur sehr schwer ohne Wasser
erzeugen."
Es gäbe allerdings
auch die Möglichkeit, dass eine sehr dichte Atmosphäre es großen Mengen von
Staub ermöglichte sich gerade so abzusetzen, dass diese Art von
Gesteinschichten entstehen. "Wir haben nur ein kleines Teil des Puzzles
gelöst und es gibt leider keine Abbildung auf der wir erkennen können, wie das
gesamte Bild später aussieht", sagte Malin.
Für die NASA sind
die neuen Funde auch eine Bestätigung für ihr unlängst beschlossenes
flexibleres Marsprogramm: "Der Mars scheint uns fortwährend mit neuen
Entdeckungen zu überraschen", sagte Dr. Edward Weiler aus dem
NASA-Hauptquartier. "Die neuen Funde könnten den Schlüssel zu einem der
größten Rätsel des roten Planeten sein und machen deutlich, dass in unserem
neuen Marsprogramm Flexibilität nötig ist, um neuen Entdeckungen in
durchdachter Weise nachzugehen."