Neues Labor für Untersuchung von Asteroidenproben
eingeweiht
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Goethe-Universität Frankfurt astronews.com
9. Oktober 2023
Im September hat die NASA-Raumsonde OSIRIS-REx im Vorbeiflug an der Erde eine
Kapsel mit über 200 Gramm Staub des Asteroiden Bennu abgeworfen, den sie zuvor besucht hatte. Ein Teil des Materials wird nun in einem neuen Labor
in Frankfurt untersucht, das in der vergangenen Woche eingeweiht wurde. Es
verfügt über ein hochmodernes Transmissionselektronenmikroskop.
Der Asteroid (101955) Bennu in einer
Aufnahme der NASA-Sonde OSIRIS-REx.
Bild: NASA [Großansicht] |
Aus dem Staub, der unsere junge Sonne umkreiste, entstanden im Laufe der Zeit
nicht nur die Planeten, sondern auch Millionen Materiebrocken. Rund 800.000 von
ihnen kreisen heute im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter um die Sonne,
ein Teil, die sogenannten NEAs (Near Earth Asteroids) kommen gar der Erde immer
wieder recht nahe. Viele Asteroiden haben sich seit ihrer Entstehung kaum
verändert und stellen damit eine Art geologisches Archiv des Sonnensystems dar.
Aus diesem Grund schickte die amerikanische Weltraumbehörde NASA 2016 die
Raumsonde OSIRIS-REx zu dem erdnahen Asteroiden Bennu, einem nur 500 Meter
großen Himmelskörper, der zu den ursprünglichsten Objekten unseres Sonnensystems
zählt. 2020 entnahm OSIRIS-REx mit einer Art Staubsauger rund 220 Gramm Material
von Bennus Oberfläche und kehrte damit zur Erde zurück. Im Vorbeiflug warf die
Sonde am 24. September eine Kapsel mit dem Asteroidenstaub ab.
Wenige Gramm des kostbaren Materials werden Mitte Oktober an der
Goethe-Universität erwartet. Hier wird der Staub in dem in der vergangenen Woche
eingeweihten Schwiete Cosmochemisty Laboratory untersucht werden. Das
Labor an der Goethe-Universität ist eines von nur vier TEM-Laboren und das
einzige außerhalb der USA, die mit dieser Art der Analyse des Materials betraut
wurden. Zusätzlich nutzt das Team rund um Prof. Brenker noch die
Synchrotronstrahler ESRF in Grenoble und DESY in Hamburg für ihre hoch
spezialisierten Untersuchungen.
"Material von Asteroiden untersuchen zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes",
erklärt der Der Nano-Geowissenschaftler Prof. Frank Brenker von der
Goethe-Universität. "Denn anders als bei Meteoriten, die auf der Erde
einschlagen, hat Asteroidenmaterial keinen Kontakt zur Erdatmosphäre gehabt, und
wir können es in dem Zustand untersuchen, wie es draußen im Weltall vorliegt.
Wir werden in der Materialprobe von Bennu unter anderem die Menge und die
Verteilung sogenannter Seltenerdmetalle bestimmen, was wichtige Rückschlüsse auf
die Entwicklung unseres Sonnensystems und der Erde zulassen wird."
Dazu können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jetzt ein
Hightech-Mikroskop im neuen Schwiete Cosmochemisty Laboratory an der
Goethe-Universität nutzen, ein sogenanntes
Hochleistungs-Transmissionselektronenmikroskop, das die chemische und
strukturelle Analyse winziger Materialproben erlaubt. Der Stiftungsvorstand der
Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung, Dr. Jürgen Staiger, sagte auf der
Einweihungsfeier: "Prof. Brenker hat an der Goethe-Universität Verfahren zur
Untersuchung sensibler Proben etabliert, die nur wenige Wissenschaftsteams
weltweit beherrschen. Wir freuen daher, dass wir bei der Anschaffung des
Transmissionselektronenmikroskops maßgeblich unterstützen und auf diese Weise
Spitzenforschung in der Geo- und Kosmochemie fördern konnten. Wir sind jetzt
sehr gespannt darauf, was die Forschungsergebnisse uns über die Entstehung
unseres Planeten verraten werden."
Die Einrichtung des Labors wurde außer von der Dr. Rolf M. Schwiete Stiftung
auch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Land Hessen unterstützt.
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