|
Erstes Farbbild: Ein tiefer Infrarotblick ins All
von
Stefan Deiters astronews.com
12. Juli 2022
US-Präsident Joe Biden hat in der Nacht das erste Farbbild
des
Weltraumteleskops James Webb vorgestellt. Es zeigt den Galaxienhaufen
SMACS 0723 in großer Tiefe und Detailfülle. Zu erkennen sind zahlreiche noch
entferntere Systeme, die erst durch den Gravitationslinseneffekt sichtbar
wurden. NASA und ESA sprechen vom bislang tiefsten Infrarotblick ins All.
Das First Deep Field des Weltraumteleskops James Webb zeigt
den Galaxienhaufen SMACS 0723 und einen Bereich am Himmel, der
etwa der Größe eines Sandkorns am Ende eines ausgestreckten
Armes entspricht.
Bild: NASA, ESA, CSA und STScI [Großansicht] |
Einige Stunden früher als ursprünglich erwartet, wurde in der Nacht durch
US-Präsident Joe Biden das erste wissenschaftliche Farbbild des neuen James
Webb Space Telescope vorgestellt. Es zeigt einen tiefen Blick in den
Galaxienhaufens SMACS 0723 und wird als "Webbs First Deep Field"
bezeichnet. "Webbs First Deep Field ist nicht nur das erste
Vollfarbbild des James Webb Space Telescope, sondern auch das bisher
tiefste und schärfste Infrarotbild des fernen Universums. Dieses Bild deckt
einen Himmelsausschnitt ab, der etwa so groß ist wie ein Sandkorn, das man in
Armeslänge hält. Das ist nur ein winziger Ausschnitt aus dem riesigen
Universum", unterstrich NASA-Administrator Bill Nelson während der Vorstellung.
"Diese Mission wurde durch menschlichen Einfallsreichtum ermöglicht - durch das
unglaubliche Webb-Team der NASA und unsere internationalen Partner bei der
Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und der Kanadischen
Weltraumorganisation. Webb ist nur der Anfang dessen, was wir in
Zukunft erreichen können, wenn wir zum Wohle der Menschheit zusammenarbeiten."
"Es ist eine unglaubliche Ehre für die ESA und ihre internationalen Partner,
das erste Bild von Webb vom Weißen Haus aus zu präsentieren", sagte
ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher. "Nur durch Teamarbeit, Hingabe und den
menschlichen Drang, Grenzen zu verschieben und zu erforschen, haben wir diesen
historischen Moment erreicht, in dem wir den bisher tiefsten Blick auf das frühe
Universum werfen können."
Das Bild zeigt den Galaxienhaufen SMACS 0723
und enthält bei näherer Betrachtung unzählige Details. "Wir freuen uns jetzt
noch mehr auf die morgige Veröffentlichung weiterer Bilder und Spektren von
Instrumenten, die von der ESA beigesteuert wurden und die dem Deep Field
und den anderen beeindruckenden kosmischen Zielen eine weitere Dimension
verleihen", blickt Günther Hasinger, Direktor für Wissenschaft der ESA auf die
für heute Nachmittag geplante Veröffentlichung von weiteren Bildern. "Wir sind
bereit, mit diesem Weltklasse-Observatorium eine Reise in die Anfänge unseres
Universums zu unternehmen."
"Dies ist nur ein erster Blick auf das, was
Webb leisten kann", betont Macarena Garcia Marin von der ESA. "Während
wir heute das erste Deep Field von Webb bewundern, kann ich
nicht umhin, an die Bilder und wissenschaftlichen Ergebnisse zu denken, die in
den kommenden Jahren auf uns zukommen werden."
Das jetzt vorgestellt Bild wurde mithilfe der Nahinfrarotkamera (NIRCam)
erstellt und ist ein Komposit aus Bildern verschiedener Wellenlängen, die
insgesamt 12,5 Stunden lang aufgenommen wurden - damit wurden bei
Infrarot-Wellenlängen Tiefen erreicht, die über die tiefsten Felder des
Hubble-Weltraumteleskops hinausgehen, die Wochen benötigten.
Das Bild
zeigt den Galaxienhaufen SMACS 0723, wie er vor 4,6 Milliarden Jahren ausgesehen
hat. Die kombinierte Masse dieses Galaxienhaufens wirkt wie eine
Gravitationslinse, die weit entfernte Galaxien dahinter vergrößert. Auch darin
sind, dank der Leistungsfähigkeit von Webb, schwache Strukturen zu erkennen, die
nie zuvor gesehen wurden.
|
|
|