Erste Bilder für Mitte Juli angekündigt
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
2. Juni 2022
Jetzt steht es fest, das Datum auf das viele
Astronomieinteressierte weltweit seit Jahren gewartet haben: Die ersten
Farbbilder und spektroskopischen Daten des Weltraumteleskops James Webb
werden am 12. Juli 2022 veröffentlicht. ESA und NASA versprechen dabei Ansichten
mit "Wow-Effekt" und sind selbst gespannt, was genau auf den Bildern zu sehen
sein wird.
Das Weltraumteleskop James Webb in einer
künstlerischen Darstellung.
Bild: ESA / ATG medialab [Großansicht] |
Als größtes und komplexestes Observatorium, das jemals ins All gestartet
wurde, muss James Webb eine sechsmonatige Vorbereitungszeit
absolvieren, bevor es mit der wissenschaftlichen Arbeit beginnen kann. So wurden
in den vergangenen Monaten seine Instrumente auf die Weltraumumgebung kalibriert
und seine Spiegel ausgerichtet. Die Veröffentlichung der ersten "richtigen"
Bilder und Daten sind damit ein Moment, dem das Team seit langer Zeit
entgegenfiebert. "Diese erste Veröffentlichung wird ein bemerkenswerter Erfolg
für die Mission sein, der uns einen ersten Eindruck davon vermittelt, wie das
James-Webb-Teleskop unseren Blick auf das Universum verändern wird", so Chris
Evans, ESA-Webb-Projektwissenschaftler. "Wir freuen uns darauf, diese Bilder mit
ganz Europa gemeinsam zu sehen."
Das James-Webb-Teleskop war am 25. Dezember 2021 mit einer Ariane-5-Rakete
vom europäischen Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana gestartet. James
Webb ist ein Projekt der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA, der ESA und
der kanadischen Weltraumbehörde CSA und soll die Arbeit des Weltraumteleskops
Hubble fortsetzen, indem es das Universum schwerpunktmäßig in einem
anderen Wellenlängenbereich als Hubble untersucht, nämlich im
Infraroten. Die wichtigsten Beiträge der ESA zur Mission sind: das NIRSpec-Instrument,
die Montage der optischen Bank des MIRI-Instruments, die Bereitstellung der
Startdienste und das Personal zur Unterstützung des Missionsbetriebs. Im
Gegenzug zu diesen Beiträgen erhalten die europäischen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler einen Anteil von mindestens 15 Prozent der gesamten
Beobachtungszeit, ähnlich wie beim Hubble-Weltraumteleskop.
"Die Veröffentlichung der ersten Farbbilder von Webb wird für uns
alle ein einzigartiger Moment sein. Wir werden innehalten und einen Anblick
bewundern, den die Menschheit noch nie zuvor gesehen hat", blickt Eric Smith,
Webb-Programmwissenschaftler am Hauptsitz der NASA in Washington voraus. "Diese
Bilder werden der Gipfel von jahrzehntelanger Hingabe, Talent und Träumen sein –
aber sie werden auch ein neuer Anfang sein."
Die Entscheidung, was Webb als Erstes in Augenschein nehmen soll,
war ein mehr als fünf Jahre dauerndes Projekt im Rahmen einer internationalen
Partnerschaft zwischen der NASA, der ESA, der CSA und dem Space Telescope
Science Institute (STScI) in Baltimore, das für die wissenschaftlichen
Arbeiten und den Betrieb von Webb zuständig ist. "Unsere Ziele für die
ersten Bilder und Daten von Webb sind sowohl die Präsentation der
leistungsstarken Instrumente des Teleskops als auch eine Vorschau auf die
kommende wissenschaftliche Mission", unterstreicht Klaus Pontoppidan,
Webb-Projektwissenschaftler am STScI. "Sie werden den Astronomen und der
Öffentlichkeit mit Sicherheit einen lang erwarteten 'Wow-Effekt' bescheren."
Sobald jedes der Instrumente des Teleskops kalibriert und getestet ist und
von den wissenschaftlichen und technischen Teams grünes Licht erhalten hat,
werden die ersten Bilder und spektroskopischen Beobachtungen durchgeführt. Das
Team wird eine Liste von Zielen abarbeiten, die von einem internationalen
Komitee vorausgewählt und nach Prioritäten geordnet wurden, um die
leistungsstarken Fähigkeiten von Webb zu testen. Anschließend wird das
Produktionsteam die Daten von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des
Webb-Instruments erhalten und sie zu Bildern verarbeiten.
Die ersten Farbbilder von Webb werden schon seit Langem sorgfältig geplant,
das neue Teleskop ist jedoch so leistungsstark, dass es schwierig ist, genau
vorherzusagen, wie die ersten Bilder aussehen werden. "Natürlich gibt es Dinge,
die wir erwarten und zu sehen hoffen, aber mit einem neuen Teleskop und diesen
neuen Infrarotdaten in hoher Auflösung werden wir es erst begreifen, wenn wir es
gesehen haben", sagte Joseph DePasquale, der leitende Entwickler für
wissenschaftliche Visualisierungen am STScI.
Erste Bilder aus der Kalibrierungsphase hatten bereits die beispiellose
Schärfe der Infrarotansicht von Webb gezeigt. Die neuen Ansichten werden jedoch
die ersten in Farbe sein und die ersten, mit denen die vollen wissenschaftlichen
Fähigkeiten von Webb gezeigt werden können. Zusätzlich zu den Bildern
wird Webb auch spektroskopische Daten erfassen. Mit der ersten
Veröffentlichung sollen damit die wissenschaftlichen Themen betont werden, die
im Mittelpunkt der künftigen Arbeit stehen werden: das frühe Universum, die
Entwicklung von Galaxien im Laufe der Zeit, der Lebenszyklus von Sternen und
andere Welten. Alle Daten der Inbetriebnahme von Webb – die Daten, die
während der Ausrichtung des Teleskops und der Vorbereitung der Instrumente
aufgenommen wurden – werden ebenfalls öffentlich zugänglich gemacht.
Nach der Aufnahme der ersten Bilder werden die regulären wissenschaftlichen
Beobachtungen beginnen. Teams wetteifern schon jetzt um Zeit für die Nutzung des
Teleskops im ersten "Zyklus", womit das erste Jahr der Beobachtungen gemeint
ist. Die Beobachtungen werden sorgfältig geplant, um die Zeit des Teleskops so
effizient wie möglich zu nutzen.
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