Bayerischer Uni-Satellit seit einem Jahr im All
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Würzburg astronews.com
21. Juli 2020
Jubiläum im All: SONATE, der größte Universitätssatellit
Bayerns, ist seit einem Jahr im All und hat sich dort bei zahlreichen Tests und
Experimenten bewährt. An Bord wurden neu entwickelte Technologien im Weltraum
ausprobiert. An dem Projekt waren in jeder Phase Studierende der Luft- und
Raumfahrttechnik beteiligt, die auch schon an einem Nachfolger für SONATE
arbeiten.
SONATE-Projektleiter Oleksii Balagurin bei
der Arbeit am Nanosatelliten.
Foto: Hakan Kayal / Universität Würzburg [Großansicht] |
Ein Jahr ist es inzwischen her, dass Bayerns größter Uni-Satellit ins All
gestartet ist. Seither kreist er um die Erde. Der etwa 30 Zentimeter lange
Kleinsatellit SONATE wurde an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
entwickelt und gebaut, gestartet wurde er vom russischen Weltraumbahnhof
Wostotschny aus. Inzwischen konnte er zahlreiche Tests meistern und damit neuen
Entwicklungen das Prädikat "weltraumerprobt" verleihen.
Mit einer Sojus-Trägerrakete wurde der Kleinsatellit damals in den erdnahen
Orbit transportiert und führt seitdem seine Technologieerprobungsmission in rund
530 Kilometer Höhe durch. An Bord von SONATE befinden sich neuartige
Komponenten für Kleinstsatelliten, die an der Würzburger Professur für
Raumfahrttechnik unter der Leitung von Professor Hakan Kayal entwickelt wurden.
Unter den neuen Entwicklungen sind eine autonome Kamera, ein autonomes
Diagnosesystem sowie miniaturisierte Komponenten für Kleinstsatelliten. Dazu
zählen beispielsweise zwei kleine Sternkameras in der Größe einer
Streichholzschachtel, mit deren Hilfe die Orientierung des Satelliten im
Weltraum außerordentlich präzise eingestellt werden kann. Die Ergebnisse der
Tests dieser Sternsensoren in der realen Weltraumumgebung liefern wertvolle
Informationen über weitere Entwicklungsstufen, die eine kommerzielle Verwertung
ermöglichen können.
Um die Lage des Satelliten im luftleeren Raum zu ändern, hat das Team um
Projektleiter Oleksii Balagurin neue miniaturisierte Reaktionsräder entwickelt.
Mithilfe von drei solchen Rädern kann sich SONATE in alle Richtungen drehen, um
beispielsweise gezielte Aufnahmen zu machen. Die Tests wurden bereits mehrfach
erfolgreich durchgeführt. Eine weitere erfolgreiche Komponente ist ein
selbstentwickelter Transceiver. Dieser ist dazu gedacht, Bilder von
verschiedenen Kameras von SONATE in niedriger Auflösung mit dem im
Amateurfunkbereich üblichen SSTV-Protokolls zur Erde zu senden. Die beiden
Transceiver – also Sender und Empfänger – sind seit dem Start im Dauereinsatz
und haben sich im Alltag als erfolgreiche Kommunikationskomponenten bewiesen.
Dabei werden sie zusätzlich auch für die Kommandierung des Satelliten
mitgenutzt.
"Insgesamt waren die Tests mit SONATE ein großer Erfolg und es bestätigt die
hohe Qualität der Arbeit unseres Teams. Wir hoffen, diese Technik nun auch in
Nachfolgemissionen von SONATE einsetzen zu können", so Hakan Kayal. Studierende
der Luft- und Raumfahrtinformatik in Würzburg haben in Form von
Abschlussarbeiten oder als studentische Hilfskräfte an dem Weltraumprojekt
mitgewirkt und zum Erfolg der auf ein Jahr ausgelegten Mission beigetragen.
Zu seinem Zustand und zu den Experimenten an Bord hat der Satellit bisher
mehr als 100.000 Datensätze zur Bodenstation am Campus Hubland Nord geschickt.
"Ganz besonders hervorzuheben ist, dass der Satellit wegen der Corona-Pandemie
derzeit komplett vom Homeoffice aus betrieben wird – und das ohne Probleme.
Abgesehen von sehr seltenen Stromausfällen oder dergleichen, konnte der Betrieb
aufgrund der hervorragenden Expertise und Erfahrung des Teams sowie der äußerst
robusten Bauweise des Satelliten auch unter diesen widrigen Umständen
erfolgreich fortgesetzt werden", erklärt Kayal.
Auch wenn sich die Mission von SONATE dem Ende neigt: Zurzeit werden noch
weitere Experimente an Bord des Satelliten geplant sowie Softwareupdates
vorbereitet. "Der Satellit kann auch nach Ende der regulären Missionszeit durch
Softwareupdates für weitere Tests und zur praxisnahen Ausbildung von
Studierenden in der Lehre zum Betrieb von Raumfahrzeugen genutzt werden", so
Kayal. Das gesammelte Know-how soll nach den Wünschen des SONATE-Teams dann in
Nachfolgemissionen einfließen. Daher wird neben dem Betrieb des aktuellen
Satelliten schon an neuen Satellitenmissionen gearbeitet.
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