Größter Uni-Satellit Bayerns im All
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
10. Juli 2019
SONATE heißt der jüngste Satellit der Universität Würzburg
und ist am Freitag erfolgreich ins All gestartet. Die Mission des
Nanosatelliten, der kaum größer ist als ein Schuhkarton: Neue und innovative
Technik im All unter realen Bedingungen testen. Und nachdem dies erledigt ist,
soll SONATE noch Studierenden des Fachs Raumfahrtbetrieb als Trainingsobjekt
dienen.
Sonate ist zwar klein, aber der größte
Uni-Satellit in Bayern.
Foto: Hakan Kayal / Universität Würzburg [Großansicht] |
Er ist in etwa so klein wie ein Schuhkarton und doch der größte und
auch komplexeste in ganz Bayern: Der jüngste Nanosatellit der
Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) ist am Freitag, 5. Juli,
erfolgreich ins All gestartet. Der Raketenstart vom russischen Weltraumbahnhof
in Wostotschny erfolgte um 7.41 Uhr, seit Freitag 12.02 Uhr ist der Satellit im
Erdorbit in einer Höhe von rund 530 Kilometern aktiv.
Der Satellit mit dem Namen SONATE (Solutus Nano Satellite) ist etwa 31
Zentimeter lang, wiegt 4,2 Kilogramm und enthält unter anderem neun
leistungsfähige Bordrechner, die die Autonomie und den sicheren Betrieb
gewährleisten sollen. Dabei sind die meisten Systeme, wie in der
Raumfahrttechnik üblich, redundant vorhanden; das heißt, sie sind doppelt
ausgeführt.
Von seinem Missionskontrollzentrum in Würzburg aus soll er nun neuste
Technik, die an der JMU entwickelt wurde, im All testen. Hinter Sonate stecken
Hakan Kayal, Professor für Raumfahrttechnik an der JMU und sein Projektleiter
Oleksii Balagurin. "Die Mission von SONATE ist es, neue Technologien für die
Steigerung der Autonomie von Nanosatelliten zu erproben – unter realen
Bedingungen im Weltraum", erklärt Kayal.
Die wichtigste Hauptnutzlast des Satelliten ist eine von der JMU entwickelte
intelligente Kamera (ASAP-L). Sie soll selbstständig kurzzeitige
Leuchterscheinungen in der Atmosphäre und im erdnahen Weltraum aufspüren. Dazu
zählen zum Beispiel Meteore oder Weltraumschrott, welcher in der Atmosphäre
verglüht. Oder auch sogenannte "Sprites" oder "Blue Jets", spektakuläre Blitze,
die nach oben schießen und bis zu 100 Kilometer in Richtung All ausschlagen
können. Mit einem noch kommenden Software-Update soll die Kamera dann
eigenständig entscheiden können, ob sie solche Phänomene nur einmal ablichtet
oder gar verfolgt und mehrmals fotografiert.
Die zweite Hauptnutzlast (ADIA-L) von SONATE ist ein neues autonomes
Diagnosesystem für Satelliten, das bei einem Fehler die Ursache bereits alleine
an Bord ermitteln soll, um dadurch am Boden wertvolle Zeit für
Korrekturmaßnahmen zu sparen. Weitere Technologien an Bord, die von der JMU
entwickelt wurden, sind neue Sternsensoren, welche die Lage des Satelliten im
All präzise erkennen. Hinzu kommen neue, miniaturisierte Reaktionsräder, quasi
die Bewegungsmotoren des Satelliten für die Ausrichtung im Weltraum, und ein
Sender für Amateurfunkverbindungen.
Rund drei Jahre Bauzeit und Vorbereitungen liegen inzwischen hinter dem
Satelliten-Projekt. Zahlreiche Mitarbeiter, Hilfskräfte und auch Studierende aus
Bachelor- und Master-Studiengängen waren an Bau und Entwicklung von SONATE und
den einzelnen Nutzlasten beteiligt. Nach der Startparty am Freitagmorgen wird
nun im Würzburger SONATE-Missionskontrollzentrum am Campus Hubland Nord rund um
die Uhr gearbeitet. Ein Kommandooperator und mehrere Nutzlastspezialisten
überwachen und arbeiten mit dem Satelliten und der darin enthaltenen neuen
Technik. Die Daten werden von den zwei Bodenstationen am Campus empfangen,
ausgewertet und archiviert. In den nächsten Tagen geht es darum, die ersten
Tests zu überstehen. "Erst nach ein paar Monaten wird der Aufwand abflauen", so
Kayal.
"Autonome Nanosatelliten wie SONATE sind vor allem für interplanetare
Missionen von großer Bedeutung", erklärt Kayal. Bis ein Signal von der Erde zum
Beispiel einen Satelliten im Marsorbit erreicht, könnte es für bestimmte
Situationen zu spät sein. Daher der Wunsch nach verbesserter Autonomie. Mit
SONATE will man entsprechend Erfahrungen für künftige interplanetare Missionen
sammeln. Die aktuelle SONATE-Mission ist für ein Jahr ausgelegt.
Doch auch danach wird der Satellit noch im All sein und von der Uni genutzt
werden: in der Lehre. Im Fach "Raumfahrtbetrieb" werden Studierende dann die
Möglichkeit haben, direkt mit dem Satelliten zu arbeiten. So können sie lernen,
wie man Satelliten kommandiert oder ihre Daten empfängt und sammelt.
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