Viele Satelliten mit gemeinsamer Aufgabe
Redaktion
/ Pressemitteilung der Universität Würzburg astronews.com
24. Oktober 2012
An der Universität Würzburg sollen in den kommenden Jahren innovative Techniken
für kooperierende Kleinstsatelliten erforscht werden. Viele kleine Satelliten
könnten so in Zukunft die Rolle eines großen herkömmlichen Satelliten
übernehmen. Das Vorhaben wird vom Europäischen Forschungsrat mit 2,5 Millionen
Euro unterstützt. Am Ende des Projekts soll ein Flotte aus vier
Kleinstsatelliten um die Erde kreisen.
Mehrere Kleinsatelliten und Bodenstationen
werden so gesteuert, dass sie in einem
leistungsfähigen Netzwerk zusammenarbeiten.
Bild: Institut für Informatik, Uni
Würzburg |
In der Satellitentechnik könnte sich bald ein Umbruch ereignen, wie er bei
den Computern schon stattgefunden hat: Aus den Großrechnern der 1970er-Jahre
wurden kleine, übers Internet vernetzte Computer. "Ein ähnlicher
Paradigmenwechsel wird auch in der Satellitentechnik erwartet - von den derzeit
üblichen Großsatelliten hin zu vernetzten Systemen aus vielen miteinander
kooperierenden Kleinsatelliten", erklärt Professor Klaus Schilling vom Institut für
Informatik der Universität Würzburg. Um auf diesen Wandel vorbereitet zu sein,
müsse man nun moderne Telematik-Methoden erforschen und deren Einsatz testen.
Mit Kleinsatelliten kennt sich Schilling und sein Team bestens aus: Die
Forscher haben seit 2005 schon zwei
"Universität-Würzburg-Experimentalsatelliten" (kurz UWE genannt) in den Orbit
gebracht, die nur ein Kilogramm schwer und etwa so groß wie eine Milchtüte sind
(astronews.com berichtete). Ein dritter von diesen
UWE-Satelliten wartet auf seinen Start, der voraussichtlich Anfang 2013 erfolgen
wird. Am vierten UWE arbeiten die Informatiker derzeit. UWE-1 war damals der
erste deutsche Pico-Satellit. Ein Exemplar ist inzwischen sogar im Deutschen
Museum in München ausgestellt.
"Jeder einzelne Kleinsatellit für sich ist nur beschränkt leistungsfähig.
Aber durch die Zusammenarbeit mehrerer Satelliten kann eine beeindruckende
Gesamtleistung zustande kommen", erläutert Schilling. So könnten beispielsweise
Punkte auf der Erdoberfläche aus verschiedenen Blickrichtungen beobachtet und
damit dreidimensionale Bilder erzeugt werden. Aber auch kostengünstige
weltumspannende Telekommunikationsnetze sollen durch vernetzte Kleinsatelliten
künftig möglich sein.
Den Weg zu solchen Anwendungen wollen die Würzburger Informatiker in den
kommenden fünf Jahren mit ihren Forschungsaktivitäten ebnen. Dazu sind
entsprechende Methoden der Regelungs- und Kommunikationstechnik
weiterzuentwickeln. Als Abschluss des Forschungsstipendiums ist geplant, die
Leistungsfähigkeit dieser innovativen Ansätze mit einer
"Mini-Flotte" aus vier Kleinsatelliten im Weltall zu demonstrieren: Die
Satelliten sollen mit fortgeschrittenen Kontrolltechniken in einer Formation
gehalten werden, damit in dem Netzwerk aus Satelliten und Bodenstationen ein
optimaler Informationsfluss ermöglicht wird.
Finanziell gefördert werden Schillings Forschungspläne mit einem "ERC
Advanced Grant" über 2,5 Millionen Euro. Mit diesem Förderinstrument unterstützt
der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) Wissenschaftler
aus allen Fachrichtungen, die auf ihrem Gebiet weltweit führend sind und die
bahnbrechende, zukunftsweisende Projekte in Europa realisieren wollen.
Die Forschung über den Einsatz von Pico- und Nanosatelliten ist hochaktuell:
So forscht, wie berichtet, auch die TU Berlin an Technologien für den Aufbau
eines Netzwerks aus Kommunikationssatelliten und im Rahmen eines
deutsch-polnischen Gemeinschaftsprojekts soll der enge Formationsflug von zwei
Kleinsatelliten getestet werden.
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