Erste Karte des Röntgenhimmels komplett
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) astronews.com
22. Juni 2020
Das eROSITA-Weltraumteleskop hat seine erste komplette
Erfassung des Röntgenhimmels abgeschlossen. Die neue Karte enthält mehr als eine
Million Objekte, was die Anzahl der in der 60-jährigen Geschichte der
Röntgenastronomie bekannten Röntgenquellen nahezu verdoppelt. Zudem gelang die
Entdeckung einer besonderen kreisförmigen Struktur.
Das in den eROSITA-Daten entdeckte kosmische
Röntgenecho.
Bild: AIP/G. Lamer, Davide Mella [Großansicht] |
Innerhalb von 182 Tagen hat das Röntgenteleskop eROSITA seine erste
Durchmusterung des gesamten Himmels abgeschlossen. Bei den meisten der neuen
Quellen handelt es sich um aktive Galaxienkerne in kosmologischen Entfernungen,
die das Wachstum von gigantischen Schwarzen Löchern über die kosmische Zeit
markieren. Die Galaxienhaufen in der neuen Karte werden verwendet, um das
Wachstum der kosmischen Strukturen zu verfolgen und kosmologische Parameter
einzuschränken.
"Die Vollendung der ersten Durchmusterung erfüllt uns mit großer
Zufriedenheit und einigem Stolz. Seit dem Jahr 2006 planen wir die Mission und
die wissenschaftliche Ausbeute. Dass wir nach dem Start von eROSITA in weniger
als elf Monaten ein vollständiges, detailliertes Bild des Röntgenhimmels
erstellen konnten, lässt uns euphorisch werden, was die volle wissenschaftliche
Ernte anbelangt", so Dr. Axel Schwope, Projektleiter am Leibniz-Institut für
Astrophysik Potsdam (AIP). "Die Himmelsdurchmusterungen mit eROSITA werden bis
2023 fortgesetzt und versprechen viele weitere interessante Entdeckungen im
bisher relativ wenig erforschten Röntgenlicht des Weltalls."
Dem AIP-Team gelang bereits eine besondere Entdeckung: ein geschlossener,
leuchtender Ring. Dieser wurde entdeckt, als eROSITA im Februar 2020 eine Region
in der südlichen Milchstraße beobachtete. Der Ring wird durch Streuung von
Röntgenstrahlung in einer Staubwolke hervorgerufen. Als Ursprung der
Röntgenstrahlung wurde eine schwache blaue Quelle im Zentrum des Rings
ausgemacht. Vermutlich handelt es sich dabei um ein Schwarzes Loch, das von
einem Begleitstern umkreist wird.
Etwa ein Jahr zuvor hatten andere Röntgenteleskope das Objekt während eines
enormen Helligkeitsausbruchs entdeckt. Für einige Wochen leuchtete das Objekt
dabei 10000-fach heller als heute. Zur Zeit der eROSITA-Beobachtung hatte seine
Helligkeit wieder deutlich abgenommen. Allerdings wurde ein kleiner Teil der
Röntgenstrahlung auf der mehrere tausend Jahre dauernden Reise beim Durchqueren
einer Staubwolke gestreut. Durch diesen Umweg erreicht uns diese Strahlung wie
ein Echo nun ein Jahr nach dem hellen Ausbruch.
Die zusätzliche Lichtlaufzeit verursacht den leuchtenden Ring, dessen Größe
weiter zunehmen wird, bevor er durch seine abnehmende Helligkeit langsam
verschwindet. In der Vergangenheit wurden bereits einige wenige solcher
Röntgenringe beobachtet, die neu entdeckte Struktur ist jedoch die bei weitem
größte dieser Art. Sie erscheint am Himmel mit einer Größe von mehr als zwei
Vollmonddurchmessern. "Abgesehen von der spektakulären Schönheit des eROSITA-Bildes
hat diese Entdeckung auch einen hohen wissenschaftlichen Wert", unterstreicht
Dr. Georg Lamer vom AIP, der das Objekt in den eROSITA-Daten entdeckte. "Die
Beobachtung des Rings könnte zu einer sehr präzisen Entfernungsbestimmung zu dem
Schwarzen Loch führen."
eROSITA ist ein Röntgenteleskop, das von einem deutschen Konsortium unter der
Leitung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching
gebaut wurde und eines der beiden Teleskope auf dem russisch-deutschen
Satelliten Spektrum-Röntgen-Gamma (SRG). Der Satellit startete von Baikonur aus
am 13. Juli 2019 erfolgreich auf einer Proton-M-Rakete.
eROSITA wird mehrere Röntgenaufnahmen vom gesamten Himmel durchführen. Das
AIP hat zum Datenreduktions-Softwaresystem beigetragen, wobei der Schwerpunkt
auf der Lagebestimmung und der Quelldetektion lag. Das Institut lieferte auch
Flughardware für die Filterräder der Kamera und die gesamte Ausrüstung des
mechanischen Bodensegments für die Integration und die Tests des
Röntgeninstruments.
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