Vereinbarung für eROSITA unterzeichnet
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
18. August 2009
Das deutsche Röntgenteleskop eROSITA soll ab 2012
mit sieben elektronischen "Augen" nach schwarzen Löchern und Dunkler Energie
fahnden. Heute unterzeichneten während des Internationalen Luft- und
Raumfahrtsalons MAKS in Moskau Vorstandsmitglieder des DLR und der Leiter der
russischen Raumfahrtagentur Roskosmos eine detaillierte Vereinbarung,
in der alle organisatorischen und technischen Randbedingungen für das Vorhaben
eROSITA festgelegt sind.
eROSITA wird an Bord des russischen Satelliten
Spektrum Röntgen Gamma (SRG) vom russischen
Weltraumbahnhof Baikonur aus in den Orbit
gebracht. Der Start ist für 2012 geplant.
Bild: Max-Planck-Institut für
extraterrestrische Physik |
Bereits im März 2007 wurde in einem Memorandum of
Understanding die grundsätzliche Bereitschaft zur Zusammenarbeit in diesem
Projekt zwischen den Agenturen definiert (astronews.com berichtete). "Dieses
wissenschaftlich hoch anspruchsvolle Vorhaben ist ein Leuchtturm-Projekt
wissenschaftlicher Zusammenarbeit im Weltraum zwischen Russland und
Deutschland", so Prof. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). "Ich gehe davon aus, dass wir
mit dieser Kooperation auf die Erfahrungen der Vergangenheit, nicht nur in der
unbemannten Raumfahrt, zurückgreifen können".
eROSITA wird 2012 an Bord des russischen Satelliten Spektrum Röntgen
Gamma (SRG) vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur aus in den Orbit
gebracht. Eine Sojus-Fregat-Rakete bringt den Satelliten in eine Bahn
um den Lagrangepunkt L2. Dieser von der Sonne aus gesehene circa 1,5 Millionen
Kilometer hinter der Erde gelegene Punkt eignet sich besonders gut als Basis für
astrophysikalische Beobachtungen. Auch die europäischen Weltraumteleskope
Herschel und Planck befinden sich seit Mai 2009 auf ähnlichen
Umlaufbahnen. Von hier aus wird eROSITA sieben Jahre lang den gesamten Himmel
beobachten und mehrfach durchmustern.
Seit dem Urknall dehnt sich das Universum immer mehr aus. Eigentlich sollte
diese Expansion durch die Schwerkraft der Materie verlangsamt werden. Doch
angetrieben durch die so genannte Dunkle Energie wird die Expansion schneller.
Das physikalische Phänomen "Dunkle Energie" ist weitgehend ungeklärt. Licht in
das Dunkel soll eROSITA bringen. Das Röntgenteleskop wird unter der
Federführung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik (MPE)
gebaut.
"Die international starke Stellung in der Röntgenastronomie, die wir in
Deutschland durch die Mission Rosat und die Beteiligungen an
XMM-Newton und Chandra gewonnen haben, wird durch dieses
anspruchsvolle Projekt weiter ausgebaut", erklärte DLR-Vorstandsmitglied Gerold
Reichle. "Die Ergebnisse der Mission eROSITA werden der internationalen
Wissenschaftlergemeinde wertvolle neue Erkenntnisse zum tieferen Verständnis der
Vorgänge im Universum liefern."
Der Bau des Teleskops eROSITA begann 2007, da insbesondere die
Fertigung der Spiegel und der Kameras lange Zeit in Anspruch nehmen. "45
Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker sind alleine am MPE mit der
Entwicklung und dem Bau beschäftigt", sagt Dr. Peter Predehl, leitender
Wissenschaftler des Projekts vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische
Physik und fügt hinzu: "eROSITA ist sowohl wissenschaftlich als auch
technologisch weltweit ein Spitzeninstrument der Röntgenastronomie".
Das deutsche Röntgenteleskop besteht aus sieben einzelnen Spiegelsystemen mit
knapp 36 Zentimeter großen Öffnungen für den Lichteinfall und jeweils 54
ineinander geschachtelten Spiegelschalen, die den gesamten Himmel parallel
durchmustern werden. Die Kombination aus Sammelfläche, Gesichtsfeld und
Auflösungsvermögen ist bisher unerreicht. Im Brennpunkt jedes Röntgenspiegels
sitzt eine speziell für eROSITA entwickelte CCD-Kamera.
Die sieben elektronischen "Augen" müssen während des Betriebs auf eine
Temperatur von mindestens minus 80 Grad Celsius gekühlt werden. In den Kameras
steckt das Know-how aus dem Halbleiterlabor, das die Max-Planck-Institute für
Physik und extraterrestrische Physik unterhalten, und aus dem die weltweit
empfindlichsten Röntgendetektoren stammen - etwa für die europäischen Raumsonden
XMM-Newton und Rosetta sowie die beiden US-amerikanischen
Mars-Rover Spirit und Opportunity.
Doch wie soll mit dem Röntgenteleskop eROSITA die Dunkle
Energie, die ja unsichtbar ist und sich nur auf riesigen Entfernungen bemerkbar
macht, erforscht werden? Dazu soll eROSITA etwa 100.000 Galaxienhaufen
vermessen, die durch die Strahlung des heißen Gases, das sich in ihren Zentren
angesammelt hat, für das Röntgenteleskop sichtbar sind. Ihre Verteilung im Raum
und deren Variation mit der Zeit - denn schließlich sehen wir aufgrund der
endlichen Geschwindigkeit des Lichts diese Objekte in der Vergangenheit - sind
der Schlüssel für die Analyse.
Eigenschaften der Dunkeln Energie lassen sich daraus ableiten, zum Beispiel
ob und wie sich ihr Anteil an der Energiedichte im Universum, die sie heute mit
über 70 Prozent dominiert, im Laufe der kosmischen Evolution geändert hat.
Letztendlich führen diese Untersuchungen zu grundlegenden Fragestellungen über
unser Universum: Wie ist es entstanden? Wie alt ist das Universum? Wie sieht
seine Zukunft aus?
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