Röntgenteleskop beginnt Himmelsdurchmusterung
Redaktion
/ Pressemitteilung des MPI für Astrophysik astronews.com
18. Dezember 2019
Nach vielen Verzögerungen haben die Teleskope der
russisch-deutschen Mission Spektrum-Röntgen-Gamma mit ihrer Hauptaufgabe
begonnen: der systematischen Durchmusterung des Röntgenhimmels, die insgesamt
vier Jahre andauern soll. Von der Qualität der dabei gewonnenen Daten hat sich
das Team jetzt durch eine Testbeobachtung schon einmal überzeugen können.
Ein Bereich des Röntgenhimmels, der (in der
Gesamtansicht) eine Fläche von etwa 1/1000 der
gesamten Himmelskugel umfasst, beobachtet von
eROSITA und Teil der Testbeobachtungen "eFEDS".
Am Ende der vierjährigen Himmelsdurchmusterung
werden für den gesamten Himmel Karten in gleicher
Qualität und Tiefe verfügbar sein. Das Bild wurde
aus Photonen im Energiebereich von 0,5-2 keV
erzeugt. Bild:
V. Ghirardini. MPE/IKI [Großansicht] |
Die russisch-deutsche SRG-Mission, die am 13. Juli 2019 von Baikonur zum
zweiten Lagrange-Punkt L2 des Erde-Sonne-Systems gestartet wurde, hat nun mit
ihrer Hauptaufgabe begonnen. Nach umfangreichen Tests zur Inbetriebnahme,
Kalibrierung und Leistungsüberprüfung seiner beiden Röntgenteleskope (ART-XC
und eROSITA) startet die Raumsonde am 8. Dezember mit der Beobachtung des
Himmels im kontinuierlichen Scan-Modus.
Da SRG der Umkreisung der Erde und damit auch des L2-Punktes um die Sonne
folgt, wird sie in den nächsten vier Jahren acht vollständige Messungen des
gesamten Himmels durchführen: alle sechs Monate eine Himmelsdurchmusterung.
Vorhersagen deuten darauf hin, dass eROSITA, das am Max-Planck-Institut für
extraterrestrische Physik konzipiert, konstruiert und gebaut wurde, im Laufe
dieser Zeit etwa 100.000 Galaxienhaufen, drei Millionen akkretierende
supermassereiche Schwarze Löcher und eine halbe Million aktive Sterne
entdecken sollte.
Um diese Vorhersagen für die Himmelsdurchmusterung zu bestätigen, haben die
Wissenschaftler mit eROSITA in den letzten Wochen eine Reihe von
Testbeobachtungen durchgeführt. Unter anderem wurde ein Mini-Survey namens
eFEDS (eROSITA Final Equatorial Depth Survey) konzipiert, um einen kleinen
Bereich des Himmels in der gleichen Tiefe abzubilden wie am Ende der
vierjährigen Kampagne den gesamten Himmel. Die eFEDS-Daten zeigen die gleiche
atemberaubende Bildqualität wie bei den ersten Bildern mit eROSITA. Noch
wichtiger war, dass diese Aufnahmen es den Wissenschaftlern ermöglichen, die
Empfindlichkeit des Röntgenteleskops für seine wichtigsten Klassen an
Zielobjekten mit großer Genauigkeit zu bestätigen.
Auf einer Fläche von nur 1/300 des gesamten Himmels zeigte eROSITA mehr als
18.000 punktförmige Röntgenquellen, von denen etwa 85% weit entfernte aktive
galaktische Kerne (AGN) mit wachsenden supermassereichen Schwarzen Löchern
sind und die meisten der übrigen Quellen Röntgensterne. Der Mini-Survey
entdeckte auch mehr als 400 Galaxienhaufen (darunter einige wenige bei einer
Rotverschiebung um 1), die leicht an ihrer ausgedehnten, diffusen Morphologie
in den scharfen Röntgenbildern erkennbar sind.
Es dauerte etwa vier Tage, um die eROSITA-Beobachtungen durchzuführen, mit
denen diese Karten erstellt wurden. Es wird etwa 1500 weitere benötigen, um
solche exquisiten Karten für den ganzen Himmel zu erstellen.
Das Hauptziel der SRG/eROSITA-Himmelsdurchmusterung ist es, mit diesen Karten
die großräumige Struktur des Universums zu untersuchen und seine
Expansionsrate zu messen, indem Galaxienhaufen und die Verteilung von AGNs in
Raum und Zeit gezählt werden. Gleichzeitig wird eROSITA viele heiße Sterne,
Neutronensterne und Schwarze Löcher mit nur wenigen Sonnenmassen aufdecken,
die über unsere Milchstraße verteilt sind.
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