Erste Daten zu zwei Millionen Sternen
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) astronews.com
15. September 2016
Die ESA hat gestern die ersten Daten ihrer
Astrometriemission Gaia veröffentlicht. Die Angaben zu Position und
Eigenbewegung von mehr als zwei Millionen Sternen waren von Astronomen mit
Spannung erwartet worden. Die gestrige Veröffentlichung ist allerdings nur ein
Vorgeschmack auf die zweite, deutlich umfangreichere Datenveröffentlichung, die
für Ende 2017 geplant ist.
Gaias erste Karte der Milchstraße. Die
Karte zeigt die Dichte der von Gaia vermessenen
Sterne.
Bild: ESA/Gaia/DPAC [Gesamtansicht] |
Die Gaia-Mission der europäischen Weltraumagentur (ESA) hat
gestern ihre ersten Ergebnisse veröffentlicht. Sie umfasst Daten zu den
Positionen und Eigenbewegungen von rund zwei Millionen Sternen. Die neuen
Messungen ermöglichen, die Milchstraße in unbekannter Detailtiefe und Präzision
zu erforschen und wurden daher von der astronomischen Forschung mit Spannung
erwartet.
Im Jahr 2000 war Gaia als eine der Hauptmissionen der ESA ausgewählt
worden, nach 13 Jahren Entwicklung und Konstruktion startete die Mission 2013
von Französisch-Guayana. Nach einer Reise von 1,5 Millionen Kilometern begannen
die Messungen 2014. Dabei wurde eine Methode zur Himmelsabtastung eingesetzt,
durch die die Gesamtfläche der Beobachtungen maximieren werden konnte.
Bis heute hat Gaia auf diese Weise mehrere hundert Millionen Sterne
erfassen können. Die von Gaia mitgeführten Instrumente ermöglichen
astrometrische, photometrische und spektroskopische Messungen. Zu den
vorrangigen Aufgaben der Mission zählt es, die Entfernungen für rund eine
Milliarde Sterne über ihre Parallaxe zu bestimmen.
Aufgrund atmosphärischer Effekte ist dies von der Erde aus nicht mit
hinreichender Genauigkeit durchführbar. Die Gaia-Messungen werden die
Genauigkeiten für einige der untersuchten Objekte um bis zu zehn Prozent
steigern. Neben Entfernungen, werden auch Positionen, Bewegungen und
Helligkeiten gemessen.
Die Mission ist nicht auf die Untersuchung stellarer Objekte beschränkt, auch
rund 500 Tausend Quasare, die Umlaufbahnen tausender extrasolarer Planeten und
noch unbekannte Asteroiden zählen zu den Zielobjekten. Daten dazu werden in
einer nächsten Datenveröffentlichung enthalten sein.
Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) ist eines von vier
Datenzentren, das die Daten der Forschergemeinde und einem breiteren Publikum
zur Verfügung stellt. Die Daten sind über eine intuitiv erfassbare
Benutzeroberfläche zugänglich. Die ersten Gaia-Ergebnisse werden zudem
für eines der Hauptprojekte des AIP genutzt: der RAVE-Durchmusterung. RAVE wird
die Messergebnisse von Gaia durch die Ergänzung stellarer
Radialgeschwindigkeiten komplementieren – eine Komponente, die durch die erste
Datenveröffentlichung von Gaia nicht abgedeckt wird. Die Veröffentlichung der RAVE-Daten folgt zeitnah am
Montag der kommenden Woche.
"Gaia kartiert den Himmel mit einer Genauigkeit, die bisher noch nie
erreicht wurde", so Alvaro Giménez, der ESA-Direktor für Wissenschaft. "Die
Veröffentlichung vermittelt einen ersten Eindruck von den außergewöhnlichen
Daten, die wir noch erwarten können und die unser Verständnis von Sternen und
ihrer Verteilung in unserer Galaxie revolutionieren werden." Die nächste,
deutlich umfangreichere Datenveröffentlichung ist für Ende des kommenden Jahres
vorgesehen.
|