Satellit für die nächste Astronomengeneration
von Stefan
Deiters
astronews.com
15. Mai 2001
Da planen gestandene Astronomen eine fortschrittliche
Satelliten-Mission namens Gaia und werden deren Start in über
zehn Jahren teilweise nur noch als Rentner erleben können. Um trotzdem
den Erfolg von Gaia zu sichern, versucht man schon jetzt, Nachwuchsastronomen für das
Projekt zu begeistern - derzeit während einer Sommerschule in
Frankreich.
Dutzende junger Wissenschaftler treffen sich zur Zeit zu einer
Sommerschule in Frankreich, um aus erster Hand alles über Gaia zu
erfahren - die nächste Astrometrie-Mission der ESA. Als Nachfolger von Hipparcos
wurde das Projekt im letzten Jahr von der europäischen Weltraumagentur
genehmigt und soll um das Jahr 2012 herum gestartet werden. Das ferne
Startdatum macht es für den Erfolg des Projektes äußerst wichtig, die
junge Astronomengeneration in das Projekt einzubinden.
Hipparcos hat während seiner Mission von 1989 bis 1993 die
Astrometrie revolutioniert. Unter Astrometrie versteht man die
Wissenschaft des exakten Vermessens von Sternenpositionen, das
Katalogisieren von Helligkeiten, Farben und sonstigen Besonderheiten der
fernen Sonnen. Durch den Hipparcos-Satelliten wurde aus dieser
etwas vernachlässigten Kunst ein aktuelles Forschungsgebiet, erlaubten
doch die Daten ganz neue Erkenntnisse in vielen Gebieten der modernen
Astrophysik - von der Erforschung von Kometen bis hin zur Kosmologie.
Gaia wird das 100fache von Hipparcos leisten können und
soll eine Milliarde Sterne bis in deutlich größere Entfernung
katalogisieren. Dadurch dürften bislang unerreicht genaue Daten über
Position und Bewegung von Sternen aus fast der gesamten Milchstraße
zugänglich sein.
Zudem erwarten die Forscher deutliche Fortschritte bei der Entdeckung von
Asteroiden und extrasolaren Planeten.
"Gaia wird erst in mehr als zehn Jahren erste Ergebnisse
liefern", so Michael Perryman, Gaia-Projektwissenschaftler.
"Einzelne Personen haben schon mehr als die Hälfte ihres
Arbeitslebens in Planung und Durchführung von Hipparcos sowie in
das Design von Gaia investiert. Jetzt kommt es darauf an, wer den
Stab übernimmt, wenn diese Wissenschaftler in den Ruhestand gehen."
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