Erste Bilder des Astrometrie-Satelliten
von Stefan Deiters astronews.com
8. Februar 2014
Die europäische Weltraumagentur ESA macht bei der
Inbetriebnahme ihres Astrometrie-Satelliten Gaia Fortschritte: Jetzt
wurde ein Testbild eines jungen Sternhaufens in der Großen Magellanschen Wolke
vorgestellt, das im Rahmen der Kalibrierung des Kamerasystems gewonnen wurde. Es ist eines der
ersten und wohl auch der letzten Bilder dieser Art, die Gaia geliefert hat.
Gaias Blick auf
den Sternhaufen NGC 1818.
Bild: ESA / DPAC / Airbus DS
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Bei der europäischen Weltraumagentur ESA ist man weiterhin damit beschäftigt,
den Astrometrie-Satelliten Gaia in Betrieb zu nehmen, der im Januar seinen
Arbeitsorbit erreicht hatte (astronews.com berichtete). Jetzt wurde ein Testbild des Kamerasystems von
Gaia
vorgestellt, das den jungen Sternhaufen NGC 1818 in der Großen Magellanschen
Wolke zeigt. Der Ausschnitt macht lediglich weniger als ein Prozent des gesamten
Gesichtsfelds von Gaia aus.
Das Bild von NGC 1818, das für die Feineinstellung der Kamera von Gaia
gemacht wurde, ist eines der ersten echten Aufnahmen, die der Satellit zur
Erde übermittelt hat. Und es dürfte auch eines der letzten Bilder dieser Art sein, denn
Gaia wurde nicht dafür gebaut, um solche Ansichten des Himmels aufzunehmen.
Sie werden nur während der Kalibrierungsphase gemacht.
Gaia soll mit seinen zwei Teleskopen ständig den Himmel abtasten und wird nur
jeweils kleine Ausschnitte rund um die zu erfassenden Sterne zur Erde
übertragen. Das Licht der Teleskope wird von einer einzelnen Digitalkamera
aufgefangen, die über fast eine Milliarde Pixel verfügt. Jeder Stern wird im
Verlauf der Mission im Schnitt 70 Mal erfasst werden.
Während der auf fünf Jahre ausgelegten Wissenschaftsmission soll Gaia
auf diese Weise
die Position und Bewegung von etwa einer Milliarde Sternen mit großer
Genauigkeit vermessen und auch Beobachtungen machen, die etwas über ihre
Temperatur, Helligkeit und chemische Zusammensetzung verraten. Das Ergebnis soll
die bislang genauste Karte unserer Milchstraße in 3D sein, die den
Wissenschaftlern auch wichtige Informationen über die Geschichte unserer
Heimatgalaxie liefern wird.
Gaia war am 19. Dezember 2013
an Bord einer Sojus-Trägerrakete vom europäischen Raumfahrtbahnhof in
Kourou aus gestartet. Die Sonde befindet sich inzwischen auf einem Orbit um einen virtuellen Punkt im All, dem
sogenannten Lagrange-Punkt L2, der 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt
auf der sonnenabgewandten Seite unseres Planeten liegt.
Vor dem Start der Datenerfassung ist noch einiges an Kalibrierungsarbeit zu
leisten. Und auch wenn es dann losgeht, werden sich die Astronomen noch einige
Zeit gedulden müssen, bevor sie einen Blick auf die Daten werfen können: Zwar
wird Gaia schon innerhalb des ersten halben Jahres alle eine Milliarde Sterne
einmal beobachtet haben, doch sind mehrere Messungen nötig, um sichere Daten
zu Entfernung und Eigenbewegung zu ermitteln. Der endgültige Gaia-Katalog wird
daher erst drei Jahre nach Missionsende veröffentlicht, obwohl es bereits vorher
einige Zwischenveröffentlichungen geben soll.
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