Supernova-Eisen auch auf dem Mond
Redaktion
/ Pressemitteilung der Technischen Universität München astronews.com
14. April 2016
Der Fund eines bestimmten
Eisenisotops auf dem Meeresboden erlaubt Rückschlüsse auf Supernova-Explosionen,
die sich in der Vergangenheit in relativer Nähe der Erde ereignet haben müssen.
Nun lieferten Untersuchungen von Bodenproben vom Mond weitere Hinweise auf die
Richtigkeit dieser These: Auch dort konnte das verräterische Eisenisotop
nachgewiesen werden.
Apollo 12-Astronaut Alan L. Bean bei
der Probennahme auf der Mondoberfläche. Foto:
NASA [Großansicht] |
Vor rund zwei Millionen Jahren explodierte in relativer Nähe des Sonnensystems
ein Stern als Supernova. Davon zeugen heute noch Spuren eines bestimmten
Eisen-Isotops in Meeresablagerungen (astronews.com
berichtete). Nun konnten Wissenschaftler der Technischen Universität München
gemeinsam mit Kollegen aus den USA auch in Bodenproben des Mondes eine
ungewöhnlich hohe Konzentrationen dieses "Supernova-Eisens" nachweisen. Sie
nehmen an, dass beide Funde von derselben Sternexplosion stammen.
Ein sterbender Stern beendet, wenn er über eine ausreichend große Masse verfügt,
sein Leben mit einer gewaltigen Explosion. Einen großen Teil seiner Materie, vor
allem die während der Explosion neu entstandenen chemischen Elemente, schleudert
er dabei ins Weltall.
Eine oder mehrere solcher Supernovae müssen sich vor rund zwei Millionen Jahren
in der Nähe des Sonnensystems ereignet haben. Darauf deutete bereits auf der
Erde die erhöhte Konzentration des Eisen-Isotops 60Fe hin, das in
einer Tiefseekruste des Pazifischen Ozeans und auch in Meeressedimenten gefunden
wurde. Die Indizien sind stark: Das radioaktive 60Fe entsteht fast
ausschließlich in Sternenexplosionen. Und weil seine Halbwertszeit von 2,62
Millionen Jahren im Vergleich zum Alter unseres Sonnensystems kurz ist, sollte
radioaktives 60Fe aus der Zeit der Bildung des Sonnensystems auf der
Erde längst in stabile Elemente zerfallen und damit nicht mehr vorhanden sein.
Nun erhält diese Supernova-Hypothese, zu der erstmalig im Jahr 1999 von
Wissenschaftlern der Technischen Universität München Hinweise in einer
Tiefseekruste gefunden wurden, weitere Bestätigung: Münchener Physiker und
Kollegen aus den USA konnten auch in Bodenproben des Mondes eine ungewöhnlich
hohe Ansammlung von 60Fe nachweisen. Die Proben stammen von den
Flügen der Apollo-Missionen 12, 15 und 16, die zwischen 1969 und 1972
auf dem Mond gelandet waren und von dort Material zur Erde gebracht hatten.
Allerdings kann 60Fe auf dem Mond auch durch das Bombardement mit
kosmischen Teilchen entstehen. Diese Teilchen "zerschellen" nämlich nicht wie
auf der Erde an den Luftmolekülen der Atmosphäre, sondern prasseln direkt auf
die Mondoberfläche und können so zur Spaltung von Elementen führen. "Aber diese
Quelle kann nur einen sehr kleinen Anteil des Vorkommens an 60Fe
erklären“, so Dr. Gunther Korschinek von der Technischen Universität München,
der auch Wissenschaftler des Exzellenzclusters Universe ist.
"Wir gehen daher davon aus, dass das 60Fe in beiden Funden, Mond und
Erde, denselben Ursprung hat: es handelt sich um die Ablagerungen von frisch
erzeugtem Sternenmaterial, das in einer oder mehreren Supernovae produziert
wurde", sagt Korschinek. Weil der Mond ein besseres kosmisches Archiv als die
Erde darstellt, konnten die Wissenschaftler auch erstmals eine Obergrenze für
den Fluss an 60Fe angeben, der den Mond erreicht haben muss. Daraus
können die Forscher unter anderem auf die damalige Entfernung zum
Supernova-Ereignis schließen.
"Der gemessene 60Fe-Fluss entspricht einer Supernova in einem Abstand
von etwa 300 Lichtjahren", sagt Korschinek. "Dieser Wert stimmt gut überein mit
einer kürzlich in Nature publizierten theoretischen Abschätzung." Die
Proben des Mondes wurden am hochempfindlichen Beschleuniger-Massenspektrometer
des Maier-Leibnitz-Laboratoriums in Garching untersucht. Neben den Münchener
Physikern waren an der Studie auch Wissenschaftler der Rutgers University
und des Planetary Science Institute in Los Alamos in den USA
beteiligt.
Die Ergebnisse wurden jetzt in einem Fachartikeln
veröffentlicht, der in der Zeitschrift Physical Review Letters erschienen
ist.
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