ESA-Marsmission startet erst im März
von Stefan Deiters astronews.com
22. September 2015
Die nächste ESA-Marsmission ExoMars 2016 soll nicht
im Januar 2016, sondern erst Mitte März starten. Grund für die Verzögerung ist
ein möglicher Fehler in zwei Sensoren des Landemoduls der Mission. Mit dem Modul
sollen Technologien für die Landung des ersten ESA-Marsrovers getestet werden.
ExoMars 2016 soll den Roten Planeten im Oktober 2016 erreichen.
Das Landemodul Schiaparelli trennt sich vom
Trace Gas Orbiter der Mission ExoMars.
Bild: ESA / ATG medialab [Großansicht] |
Die Mission ExoMars ist ein gemeinsames Vorhaben der europäischen
Weltraumagentur ESA und der russischen Raumfahrtagentur Roscosmos. Sie besteht
aus zwei Teilen: aus einem Orbiter, der im kommenden Jahr zum Mars starten soll und einem Rover, dessen Start für das Jahr 2018 geplant ist. Zusammen mit dem
Orbiter soll das Testmodul Schiaparelli zum Roten Planeten fliegen und dort
praktisch eine Probelandung durchführen. Auf diese Weise will das Team
Technologien testen, die für eine erfolgreiche Landung des ersten europäischen Marsrovers entscheidend sind.
Das 600 Kilogramm schwere Modul Schiaparelli wird im Rahmen von ExoMars 2016
zusammen mit dem Trace Gas Orbiter zum Mars fliegen. Der Orbiter soll über einen
Zeitraum von fünf Jahren die Atmosphäre des Planeten erforschen und dabei auch
nach Spurengasen suchen, die sich eventuell auf biologische oder geologische
Aktivität zurückführen lassen könnten.
Schiaparelli wird drei Tage vor Erreichen des Mars vom Orbiter abgetrennt und
dann mit einer Geschwindigkeit von 21.000 Kilometern pro Stunde in die Atmosphäre des
Planeten eindringen. Das Modul soll zunächst durch einen Fallschirm und
schließlich durch Bremstriebwerke so weit abgebremst werden, dass in einer Höhe
von zwei Metern über dem Boden die Geschwindigkeit weniger als fünf Kilometer
pro Stunde beträgt. Die Triebwerke werden dann abgeschaltet und der Aufprall durch eine
spezielle Knautschkonstruktion gedämpft.
Nun wurde ein mögliches Problem bei zwei Sensoren des Landesystems
entdeckt. "Es gab einen Fehler im Produktionsprozess", so ESA-ExoMars-Projektmanager
Don McCoy. "Daher gab es Bedenken, ob dies zu Undichtigkeiten führen könnte, die
ein erhebliches Risiko für eine erfolgreiche Landung darstellen würden. Die ESA
hat daher entschieden, beide Einheiten wieder aus dem Landemodul zu entfernen.
Dadurch ist aber ein Starttermin im Januar 2016 nicht mehr realistisch und wir
weichen auf das Reserve-Startfenster im März aus. Wir sind froh, dass wir
das Problem rechtzeitig bemerkt haben und arbeiten nun auf einen Start am 14.
März hin."
Die Sensoren sind nicht Teil des eigentlichen Landesystems, sondern sollten
zusätzliche Daten über dessen Funktion liefern. Um den Starttermin im
März halten zu können, wurde entschieden, die Einheiten nicht zu ersetzen,
sondern einfach nur zu entfernen.
Bei einem Start in der Zeit vom 14. bis 25.
März würde die Sonde den Mars auch im Oktober erreichen - genau wie bei einem
Starttermin im Januar. Grund hierfür ist die relative Position von Erde und Mars.
Beide Planeten kommen sich etwa alle zwei Jahre vergleichsweise nahe, weswegen
Marsmissionen in der Regel mit einem Abstand von ungefähr zwei Jahren gestartet
werden.
Das Landemodul Schiaparelli wird während des Flugs durch die
Marsatmosphäre Daten sammeln und soll, nach einer erfolgreichen Landung, auch
noch Messwerte von der Oberfläche liefern. Da das Modul aber hauptsächlich dem
Test von Technologien dient, wird die aktive Zeit auf der Marsoberfläche nur
sehr kurz sein, da die Energieversorgung über Batterien läuft. ExoMars wird an Bord einer
Proton-Rakete von Baikonur aus starten.
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