Vier mögliche Landeplätze für ESA-Marsrover
von Stefan Deiters astronews.com
7. Oktober 2014
Die europäische Weltraumagentur ESA hat sich jetzt auf vier
mögliche Landeplätze für ihren ersten Marsrover festgelegt. Der Exomars-Rover
soll im Januar 2019 auf dem Roten Planeten landen und hier nach Spuren von
früherem und eventuell noch heute vorhandenem Leben suchen. Eine endgültige
Entscheidung über den Landeplatz wird 2017 fallen.
Die vier jetzt
ausgewählten Landestellen für den ExoMars-Rover.
Bild: ESA / Roscosmos / LSSWG
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ExoMars ist eine europäisch-russische Mission, die aus zwei Teilen besteht: Aus
dem Trace Gas Orbiter sowie dem Landetestmodul Schiaparelli und einem Rover samt
Bodenstation. Der Orbiter und das Testmodul sollen im Januar 2016 starten und
den Mars neun Monate später erreichen. Der Start des ExoMars-Rovers ist für Mai
2018 geplant, die Landung dann für Januar 2019.
Eine Hauptaufgabe des ExoMars-Rovers soll es sein, nach Hinweisen auf früher
vorhandenes Leben auf dem Mars und nach eventuell noch heute vorhandenem Leben
zu suchen. Nach einem Aufruf, dafür geeignete Regionen auf dem Roten Planeten
vorzuschlagen, erhielt die ESA aus der Wissenschaftsgemeinde insgesamt acht
Vorschläge für Landestellen.
Auf einem Workshop im April wurden daraus vier Kandidaten ausgewählt, die in den
letzten Monaten von ESA-Experten noch einmal gründlich unter die Lupe genommen
wurden. Seit Monatsbeginn gelten sie nun offiziell als Kandidaten für eine
mögliche Landung des ersten europäischen Marsrovers. Sie werden nun in den
nächsten Jahren weiter untersucht.
Bei den Landestellen-Kandidaten handelt es sich um Mawrth Vallis, Oxia Planum,
Hypanis Vallis und Aram Dorsum. Alle befinden sich in relativer Nähe des
Marsäquators. "Die Marsoberfläche, in ihrer heutigen Beschaffenheit, bietet
keine geeignete Umgebung für lebende Organismen, doch vor 3,5 bis 4 Milliarden
Jahren, als das Klima noch wärmer und feuchter war, könnten primitive
Lebensformen dort durchaus existiert haben", erläutert Jorge Vago,
ESA-Projektwissenschaftler für ExoMars. "Unsere Landestelle sollte sich daher in
einer Region mit uraltem Gestein befinden, wo flüssiges Wasser einst in großen
Mengen vorhanden war. Nach unseren ersten Begutachtungen konnten wir vier
Landestellen identifizieren, die sich im Hinblick auf die wissenschaftlichen
Ziele der Mission am besten eignen."
In der Region des Tals Mawrth Vallis und der nahegelegenen Ebene Oxia Planum
befindet sich eine der größten freiliegenden Gesteinsformationen auf dem Mars, die
über 3,8 Milliarden Jahre alt und sehr tonhaltig ist. Dies ist ein Hinweis
darauf, dass es hier einst sehr viel Wasser gegeben haben muss. Mawrth Vallis
ist einer der ältesten Ausflusskanäle auf dem Roten Planeten. Das Tal befindet
sich an der Grenze zwischen den Hochländern und den Tiefebenen des Mars.
Bei Hypanis Vallis vermuten die Wissenschaftler, dass es sich um den Rest eines
alten Flussdeltas handelt, das sich am Ende eines riesigen Talsystems befand.
Hier könnte es interessante Ablagerungen von etwa 3,45 Milliarden Jahren altem
Gestein geben. Die vierte ins Auge gefasste Landestelle, Aram Dorsum, befindet
sich in der Nähe eines Kanals. Auch hier dürfte es Ablagerungen aus
Sedimentgestein geben, die denen am Nil ähneln könnten.
"Alle vier Landestellen sind zwar aus wissenschaftlicher Sicht zweifellos
interessant, allerdings müssen sie auch den operativen und technischen
Anforderungen für eine sichere Landung und Roverfahrten auf der Oberfläche
gerecht werden", erläutert Vago das weitere Verfahren. "Jeder dieser vier
Kandidaten erfüllt die technischen Auflagen in unterschiedlichem Maße. Zwar
deuteten erste Beurteilungen darauf hin, dass Oxia Planum, im Vergleich zu den
anderen Stellen, weniger Probleme aufweist, doch die Verifizierungen sind noch
nicht abgeschlossen."
In den kommenden Jahren werden die potentiellen Landestellen nun noch
gründlicher unter die Lupe genommen und es werden Simulationen durchgeführt, um
die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Landung für jede der Landestellen zu
ermitteln. Im zweiten Halbjahr 2016 soll mindestens eine Landestelle gefunden
sein, die unter allen Aspekten für die Mission infrage kommt. Eine endgültige Entscheidung wird dann im
Laufe des Jahres 2017 fallen.
Die Mission ExoMars wollte die europäische Weltraumagentur ESA
eigentlich zusammen mit der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA durchführen und
entsprechende Vereinbarungen waren bereits unterzeichnet. 2012
entschied man in Washington aber, dass das Geld der NASA lieber anders ausgeben
werden soll und kündigte die Zusammenarbeit bei ExoMars auf. Im letzten Jahr
konnte die ESA dann die russische Raumfahrtagentur Roscosmos als Partner für
ExoMars gewinnen.
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