Der erste Däne im Weltall
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
28. August 2013
Auch der fünfte der 2009 neu eingestellten ESA-Astronauten
hat nun einen Flug zur Internationalen Raumstation ISS zugewiesen bekommen: Der
Däne Andreas Mogensen wird im September 2015 an Bord eines Sojus-Raumschiffs
zu einer zehntägigen Mission starten. Es wird nicht nur Mogensens erster
Raumflug sein, sondern auch der erste eines dänischen Astronauten überhaupt.
Der Däne Andreas
Mogensen wird im September 2015 zur ISS starten.
Foto: NASA/ESA - J.Blair |
Mogensens Flug im September 2015 steht in unmittelbarem Zusammenhang mit
einer neuen Ära beim ISS-Betrieb: Ab Mai 2015 werden nämlich zwei erfahrene
Raumfahrer aus den USA und Russland ein ganzes Jahr lang auf der ISS arbeiten.
Mogensen wird während seines Aufenthalts an Bord eine Reihe von Experimenten zur
Vorbereitung künftiger Missionen und zur Erprobung neuer Technologien
durchführen.
"Ich freue mich umso mehr, diese Mission bekanntgeben zu können, als es sich
bereits um die fünfte für die Gruppe der 2009 eingestellten Astronauten
handelt", kommentierte Thomas Reiter, der Direktor der ESA für bemannte
Raumfahrt und Betrieb, die Entscheidung und fügte hinzu: "Der erste dieser
Gruppe, Luca Parmitano, hält sich gegenwärtig auf der ISS auf, und drei andere
haben ihre Vorbereitung auf ihre bevorstehenden Missionen begonnen: Die neuen
Astronauten der ESA sind also sehr stark beschäftigt. Dank der Beschlüsse der
Mitgliedstaaten auf der Ministerratstagung im November letzten Jahres werden wir
unsere Verpflichtung erfüllen können, bis Ende 2017 alle sechs neuen Astronauten
in den Weltraum zu schicken."
"Diese Mission ist die Erfüllung eines Lebenstraums und die Krönung vieler
Jahre harter Arbeit und Ausbildung", so Mogensen. "Ich freue mich sehr darauf,
am herausragenden Programm der ESA für Wissenschaft und Technologieentwicklung
an Bord der Internationalen Raumstation teilzunehmen, und es ist mir eine Ehre,
Dänemark und Europa im Weltraum zu repräsentieren. Die Mission ist eine
einzigartige Gelegenheit für Europa, die für die Zukunft der bemannten
Exploration des Weltraums erforderlichen Technologien zu entwickeln und zu
testen."
Die Mission soll, so die aktuellen Planungen, am 30. September 2015 mit
dem Start an Bord einer Sojus TMA‑18 (44S) beginnen und endet am 10.
Oktober mit dem Rückflug Mogensens zur Erde in einer Sojus TMA‑16
(42S). Während seines Flugs wird Mogensen innovative Methoden der Interaktion
zwischen den Mannschaften am Boden und im Weltraum mittels eines neues Geräts
testen, das es dem Bodenpersonal beispielsweise erlauben soll, Tätigkeiten auf
der ISS "aus der Sicht eines ESA-Astronauten" mitzuverfolgen.
Mogensens kurze Mission bietet zudem die Möglichkeit für mehrere
Wissenschaftsstudien, vor allem auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften. Die
Kombination der Proben und Messungen einer kurzen Mission mit dem auf
Langzeitmissionen gesammelten Forschungsmaterial erhöht den Wert
biomedizinischer Statistiken. Sämtliche für physiologische, biologische und
materialwissenschaftliche Experimente benötigten Instrumente stehen im
Columbus-Labor zur Verfügung, und Proben können zur weiteren Untersuchung
rasch zur Erde zurückgebracht werden.
Eine kurze Mission ist auch ideal für die Erprobung einer neuen Generation
von Sensoren zur Überwachung des Gesundheitszustands, von wichtigen Messgeräten
und von Geräten zur elektrischen Stimulation der Muskeln, die die Mobilität
unterstützen. Diese sind von unmittelbarem Vorteil für künftige
Forschungsmissionen und können auf der Erde sogar noch früher genutzt werden,
etwa durch Bediener schwerer Maschinen oder zur Unterstützung der Reha nach
Sportunfällen.
Mogensen soll außerdem eine besondere Arbeitskleidung dabeihaben: Während
seiner normalen Tätigkeit wird er einen neuartigen, eng anliegenden Anzug aus
elastischem Material tragen, der den Effekt der Schwerkraft der Erde simulieren
und so passiv zur Eindämmung der Dekonditionierung von Astronauten im Weltraum
beitragen soll.
Nach der Ankunft der Sojus werden sich vorübergehend neun Personen
auf der ISS aufhalten, eine Zahl, die seit Außerdienststellung des Space Shuttle
im Jahr 2011 nicht mehr erreicht worden war. Zwischen Parmitanos laufender
Mission und dem für 2015 angesetzten Flug Mogensens werden 2014 die
ESA-Astronauten Alexander Gerst und Samantha Cristoforetti jeweils zu
Langzeitaufenthalten auf der ISS starten. Als nächster Europäer nach Mogensen
wird im Dezember 2015 Tim Peake zur ISS fliegen und als Mitglied der
Expedition-Mannschaften 46 und 47 seinerseits eine Langzeitmission
absolvieren.
Mogensen wurde am 2. November 1976 in Kopenhagen geboren. Er erwarb 1999 ein
Master-Diplom in Luftfahrttechnik am Imperial College in London und
promovierte 2007 an der University of Texas in Austin zum Doktor der
Luft- und Raumfahrttechnik. Im Mai 2009 wurde er als ESA-Astronaut ausgewählt
und schloss im November 2010 gemeinsam mit den anderen fünf Neuen die
Astronautengrundausbildung ab.
Mogensen ist qualifizierter Eurocom-Funkkontrolleur im Columbus-Kontrollzentrum
in München, von wo aus er regelmäßig mit den Astronauten an Bord der ISS
kommuniziert. Zusätzlich zu seiner Ausbildung und Arbeit hat Mogensen für die
ESA im ESTEC im niederländischen Noordwijk am Programm für das Mondlandegerät
mitgewirkt, insbesondere am Entwurf des Lenkungs-, Navigations- und
Steuerungssystems für eine punktgenaue Landung auf dem Mond.
Mogensen wird nun vom Europäischen Astronautenzentrum in Köln aus seine
Missionsvorbereitung mit den ISS-Partnern in Angriff nehmen. Diese Vorbereitung
wird ihn ins Johnson Space Center in Houston und in die Sternenstadt
bei Moskau sowie nach Japan und Kanada führen.
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