System mit Mini-Planet entdeckt
von Stefan Deiters astronews.com
21. Februar 2013
Das Team der NASA-Mission Kepler hat um einen Stern
in rund 210 Lichtjahren Entfernung drei Planeten aufgespürt, von denen einer nur
wenig größer ist als unser Mond. Die kleine Welt dürfte allerdings alles andere
als lebensfreundlich sein: Auf ihrer Oberfläche werden Temperaturen von über 400
Grad Celsius herrschen und auch eine Atmosphäre dürfte sie nicht haben.
![Kepler-37b](../../../bilder/2013/1302-030.jpg)
Größenvergleich:
Kepler-37b (links) neben der Erde. Bild:
NASA / Ames / JPL-Caltech |
Die gestern vorgestellten Planetenfunde kreisen um den Stern Kepler-37, der
rund 210 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Leier zu finden ist. Die
kleinste der entdeckten Welten, Kepler-37b, ist dabei kaum größer als unser Mond
und damit auch kleiner als der kleinste Planet unseres Sonnensystems, der
Merkur.
Bei Kepler-37b dürfte es sich nach Ansicht der Wissenschaftler zwar um einen
Gesteinsplaneten handeln, doch wird die kleine Welt mit hoher Wahrscheinlichkeit
nicht über eine Atmosphäre verfügen. Lebensfreundlich, zumindest für Leben, wie
wir es kennen, wäre der Planet damit nicht. Sein Nachbar in dem System,
Kepler-37c hat etwa drei Viertel der Erdgröße und ist damit etwas kleiner als
die Venus. Der dritte Planet, Kepler-37d, ist doppelt so groß wie die Erde.
Das Weltraumteleskop Kepler war gebaut worden, um auch erdgroße
Planeten in der habitablen Zone um ihre Sonne - also jenen Bereich um einen
Stern, in dem Wasser theoretisch in flüssiger Form existieren kann -
aufzuspüren. Die Entdeckung eines planetaren Winzlings wie Kepler-37b stellte
aber auch für das Kepler-Team eine besondere Herausforderung dar.
"Sogar Kepler kann eine so kleine Welt nur um die hellsten Sterne
entdecken, die es beobachtet", erläutert Jack Lissauer vom Ames Research
Center der NASA. "Die Tatsache, dass wir den winzigen Kepler-37b entdeckt
haben, lässt darauf schließen, dass so kleine Planeten recht häufig sind und wir
mit mehr planetaren Wundern rechnen können, wenn wir weitere Daten aufnehmen und
analysieren."
Kepler-37, der Stern, um den die drei Neuentdeckungen kreisen, ist vom selben
stellaren Typ wie unsere Sonne, allerdings ein wenig kleiner und kühler. Alle
drei Planeten umrunden den Stern in einem Abstand, der geringer ist, als der des
Merkur von unserer Sonne. Die Temperaturen dürften also auf allen drei Planeten
relativ hoch sein. Kepler-37b benötigt für eine Umkreisung seines Sterns 13
Tage, auf seiner Oberfläche sollte es somit mehr als 400 Grad Celsius heiß sein.
Die anderen beiden Planeten benötigen 21 und 40 Tage für einen Umlauf.
"Wir haben einen Planeten, der kleiner ist als jeder Planet in unserem
Sonnensystem und der um einige der wenigen Sterne kreist, die sowohl hell als
auch sehr ruhig sind, so dass wir sein Signal auch erkennen konnten", erklärt
Thomas Barclay vom Kepler-Team, der am Bay Area Environmental
Research Institute arbeitet und auch Erstautor eines Fachartikels über die
Entdeckung im Wissenschaftsmagazin Nature ist. "Dieser Fund zeigt, dass
Planeten, die sehr eng um ihren Zentralstern kreisen, sowohl sehr viel kleiner
als auch sehr viel größer sein können, als Planeten in unserem Sonnensystem."
Die meisten Planeten, die anfangs um andere Sonnen entdeckt wurden, waren
jupiterähnliche Gasriesen, die ihre Sterne in äußert geringem Abstand
umrundeten. Sie wurden deswegen "heiße Jupiter" getauft. Dass man diese
Gasriesen zuerst entdeckt hat, lag auch am genutzten Suchverfahren, mit dem sich
besonders leicht massereiche Planeten auf engen Umlaufbahnen finden lassen.
Das 2009 gestartete Weltraumteleskop Kepler sucht mithilfe der
Transitmethode nach Planeten und visiert dazu ständig über 150.000 Sterne an,
deren Helligkeit die Detektoren des Teleskops alle 30 Minuten messen. Wandert - aus
Keplers Perspektive - ein Planet direkt vor seiner Sonne entlang,
verdunkelt er seinen Zentralstern ein wenig - ein Helligkeitsabfall, den
Kepler registrieren kann. Die Stärke des Helligkeitsabfalls erlaubt zudem
Rückschlüsse auf die Größe des Planeten, dies allerdings nur relativ zur Größe
des Sterns, den er umkreist.
Um die Größe von Kepler-37 nun möglichst präzise zu bestimmen, haben die
Astronomen das Innere des Sterns mithilfe der Asteroseismologie genauer
untersucht. Dabei bedient man sich der Schallwellen, die durch das Brodeln im
Inneren eines Sterns entstehen. Diese liefern dann Informationen über den
inneren Aufbau des Sterns - genauso wie seismische Wellen nach Erdbeben etwas
über den inneren Aufbau der Erde verraten.
Wenn die Schallwellen aus dem Inneren des Sterns an die Oberfläche gelangen,
sorgen sie für ein schnelles, charakteristisches Flackern des Sterns. Ähnlich
wie Kirchenglocken haben kleinere Sterne dabei eine höhere Frequenz und größere
Sterne eine tiefere. Die winzigen Variationen, die etwas über das Innere
verraten, sind bei kleinen Sternen daher äußerst schwierig zu messen. Deshalb
gelingen solche Untersuchungen in der Regel nur bei Sternen, die größer sind als
unsere Sonne.
Dank der Empfindlichkeit von Kepler konnte man aber im Falle von
Kepler-37 auch einen neuen asteroseismologischen Rekord aufstellen: Der Stern
ist mit gerade einmal drei Vierteln des Radius unserer Sonne das kleinste
Objekt, bei dem bislang solche Untersuchungen gelungen sind. Den Fehler bei der
Bestimmung des Radius von Kepler-37 geben die Astronomen mit lediglich drei
Prozent an.
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