Winziges Sonnensystem um KOI-961
von Stefan Deiters astronews.com
12. Januar 2012
Mithilfe von Kepler wurde jetzt das bislang
kleinste Planetensystem um einen anderen Stern aufgespürt: Astronomen konnten um
den Stern KOI-961 gleich drei Planeten nachweisen, die alle deutlich kleiner
sind als die Erde. Sie kreisen allerdings auf sehr engen Umlaufbahnen um ihre
Sonne, so dass lebensfreundliche Bedingungen auf ihnen nicht zu erwarten sind.
So stellt sich
ein Künstler das System um KOI-961 vor.
Bild: NASA / JPL-Caltech |
Das NASA-Weltraumteleskop Kepler hat in den vergangenen Wochen
wiederholt Schlagzeilen gemacht: So wurde mit Keplers Hilfe ein Planet
in der habitablen Zone um seine Sonne sowie die erste tatsächlich in etwa
erdgroße extrasolare Welt aufgespürt (astronews.com berichtete). Jetzt
präsentierten Astronomen einen weiteren Fund, der wieder eine Besonderheit
darstellt: Um den Stern KOI-961 kreisen insgesamt drei Planeten, die allesamt zu
den kleinsten bislang entdeckten extrasolaren Welten zählen. Ihr Radius
entspricht 78, 73 sowie 57 Prozent des Erdradius. Der kleinste Planet hat damit
in etwa die Größe des Mars. KIO-961 ist rund 130 Lichtjahre von der Erde
entfernt und liegt im Sternbild Schwan.
Die Astronomen vermuten, dass es sich bei allen drei Planeten um
Gesteinsplaneten handelt. Eine zweite Erde dürfte sich allerdings nicht unter
den neuen Welten befinden, da die Planeten ihren Zentralstern auf einer sehr
engen Umlaufbahn umkreisen. Sie befinden sich dadurch nicht in der habitablen
Zone um den Stern, in der Wasser in flüssiger Form existieren kann.
"Astronomen beginnen gerade mit der Bestätigung von Tausenden von
Planetenkandidaten, die Kepler bis heute schon entdeckt hat", so Doug
Hudgins, Programmwissenschaftler von Kepler am NASA-Hauptquartier in
Washington. "Der Fund eines Planeten, der nur so klein ist wie der Mars, ist
faszinierend und zeigt, was es da draußen noch für eine Vielfalt an
Gesteinsplaneten geben könnte."
Das Weltraumteleskop Kepler fahndet nach sogenannten
Transitplaneten. Dazu beobachtet es ständig mehr als 150.000 Sterne und sucht nach
typischen periodisch auftretenden Helligkeitsschwankungen, die durch einen vor
der Scheibe des Sterns vorüberziehenden Planeten verursacht werden. Um sicher zu
sein, dass es sich bei einem Signal tatsächlich um einen Planeten handelt, ist
die Beobachtung von mindestens drei Transits nötig. Anschließend müssen dann
noch Nachfolgebeobachtungen mit erdgebundenen Teleskopen gemacht werden, um die
Entdeckung zu bestätigen.
Die jetzt präsentierte Entdeckung gelang einem Team unter Leitung von
Astronomen des California Institute of Technology (Caltech), das
öffentliche Daten der Kepler-Mission ausgewertet und zusätzliche
Beobachtungen am Palomar Observatory in der Nähe von San Diego sowie am
W.M. Keck Observatory auf Hawaii durchgeführt hat. Erst diese Messungen
zeigten, um was für ein ungewöhnliches System es sich offenbar handelt.
Alle drei kleinen Planeten kreisen in weniger als zwei Tagen um ihre Sonne.
Diese ist selbst ein Winzling. Bei KOI-961 handelt es sich nämlich um einen
roten Zwergstern, der nur ein Sechstel des Durchmessers unserer Sonne hat. "Dies
ist das winzigste Sonnensystem, das bislang gefunden wurde", so John Johnson vom
Exoplanet Science Institut der NASA am Caltech. "Das System
ähnelt im Grunde genommen mehr Jupiter mit seinen Monden als irgendeinem anderen
Planetensystem. Die Entdeckung zeigt einmal mehr, was für eine große Vielfalt an
Planetensystemen es in unserer Galaxie gibt."
Rote Zwerge sind der häufigste Sternentyp in der Milchstraße. Die Entdeckung
eines Roten Zwergs mit gleich drei Gesteinsplaneten könnte darauf hindeuten,
dass es in unserer Heimatgalaxie unzählige ähnliche Gesteinsplaneten gibt.
"Solche Systeme könnten allgegenwärtig im Universum sein", meint auch
Caltech-Astronom Phil Muirhead. "Wir leben in einer wirklich tollen Zeit
für Planetenjäger." Erst gestern hatten Astronomen eine Statistik vorgestellt,
nach der es um jeden Stern der Milchstraße durchschnittlich 1,6 Planeten geben
sollte, darunter besonders viele massearme Planeten (astronews.com berichtete).
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