Erster Planet in habitabler Zone
von Stefan Deiters astronews.com
5. Dezember 2011
Das Weltraumteleskop Kepler hat seinen ersten
Planeten in der habitablen Zone um einen sonnenähnlichen Stern aufgespürt.
Außerdem gab das Kepler-Team heute die Entdeckung von mehr als 1.000
neuen Planetenkandidaten bekannt. Darunter sind zehn potentielle Welten, deren
Größe der Erde entsprechen sollte und die auch in der habitablen Zone um ihren
Zentralstern kreisen.

So könnte
Kepler-22b nach Ansicht der Astronomen aussehen.
Bild: NASA / Ames / JPL-Caltech |
Der heute der Öffentlichkeit präsentierte Planet Kepler-22b ist der kleinste
Planet, der bislang im Orbit um einen sonnenähnlichen Stern und mitten in dessen
habitabler Zone entdeckt wurde. Als habitable Zone bezeichnen Astronomen jenen
Bereich um einen Stern, in dem Wasser in flüssiger Form vorkommen kann.
Kepler-22b dürfte in etwa den 2,4-fachen Radius der Erde haben. Über die genaue
Zusammensetzung des Planeten wissen die Astronomen nichts, können also auch
nicht sagen, ob es sich tatsächlich um einen erdähnlichen Gesteinsplaneten
handelt. Der Fund, so betont die NASA aber in einer Pressemitteilung, wäre ein
weiterer Schritt auf den Weg zur Entdeckung eines erdähnlichen Planeten.
Bislang aufgespürte extrasolare Planeten dieser Größe befanden sich höchstens
am Rand der habitablen Zone und glichen damit mehr Venus oder Mars. "Das ist ein
wichtiger Meilenstein bei der Suche nach der zweiten Erde", unterstreicht daher
auch Douglas Hudgins, Kepler-Programmwissenschaftler am Hauptquartier
der NASA. Das 2009 gestartete Weltraumteleskop Kepler fahndet nach
sogenannten Transitplaneten. Dazu beobachtet Kepler kontinuierlich über
150.000 Sterne und sucht bei ihnen nach leichten Helligkeitsschwankungen, zu
denen es kommt, wenn ein Planet - von der Erde aus gesehen - direkt vor seiner
Sonne vorüberzieht.
"Das Glück war uns bei der Entdeckung dieses Planeten hold", freute sich
William Borucki, der verantwortliche Wissenschaftler für Kepler am
Ames Research Center der NASA, der auch Leiter des Teams war, das
Kepler-22b entdeckte. "Den ersten Transit haben wir nur drei Tage nach dem
offiziellen Beginn der Beobachtungen mit Kepler registriert, den
letztlich entscheidenden dritten Transit schließlich in der Weihnachtszeit im
vergangenen Jahr."
Doch damit war der vermutete Planet noch nicht bestätigt: Mit erdgebundenen
Teleskopen und dem Weltraumteleskop Spitzer müssen potentielle Planeten
weiter beobachtet werden. Dabei lässt sich das Sternenfeld, in dem Kepler
nach Planeten sucht, von der Erde aus nur von Frühjahr bis zum frühen Herbst
beobachten. Diese Untersuchungen erlauben es den Forschern dann zu entscheiden,
welche Kandidaten auch tatsächlich Planeten sind.
Kepler-22b liegt rund 600 Lichtjahre von der Erde entfernt. Der Planet ist
zwar etwas größer als unsere Heimatwelt, umkreist seinen sonnenähnlichen Stern
jedoch in 290 Tagen. Der Zentralstern von Kepler-22b gehört zum selben
Spektraltyp wie unsere Sonne, ist allerdings ein wenig kleiner und kühler. Im
Februar 2011 wurden insgesamt 54 Kandidaten für extrasolare Planeten in der
habitablen Zone vorgestellt, Kepler-22b ist der erste darunter, der bestätigt
werden konnte.
Das Kepler-Team hat auf einer Konferenz am Ames Research Center
der NASA außerdem den Fund von 1.094 weiteren Planetenkandidaten bekannt gegeben.
Damit hat Kepler inzwischen 2.326 Planetenkandidaten aufgespürt. Davon
haben 207 etwa die Größe der Erde, bei 680 handelt es sich um Super-Erden, 1.181
haben die Größe von Neptun und 203 die Größe von Jupiter. 55 sind noch größer
als Jupiter. Die jetzt vorgestellten Ergebnisse basieren auf Beobachtungen von
Mai 2009 bis September 2010.
Besonders interessant ist nach Ansicht des Kepler-Teams auch die
Entwicklung der Anzahl der Kandidaten für erdgroße Planeten und Super-Erden.
Seit Februar hat sich deren Zahl um mehr als 200 beziehungsweise 140 Prozent
vergrößert. Durch die längere Beobachtungszeit konnten nun nämlich auch Planeten
mit längeren Umlaufdauern erfasst werden. Die neuen Daten deuten darauf hin,
dass Planeten mit der ein- bis vierfachen Größe der Erde relativ häufig in
unserer Galaxis sind. Von daher, so hofft das Kepler-Team, sollte es
nur noch eine Frage der Zeit sein, bis tatsächlich der erste erdgroße Planet in
einer habitablen Zone gefunden wird.
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