Europäische Vorhersage für Sonnenstürme
Redaktion /
idw / Pressemitteilung der Universität Göttingen astronews.com
16. Mai 2011
Starke Sonnenstürme können den reibungslosen Betrieb von
Technologien auf der Erde beeinträchtigen oder sogar zum Erliegen bringen.
Wissenschaftler der Universität Göttingen wollen deshalb in den kommenden Jahren
einen Prototypen für ein europäisches Weltraumwetter-Frühwarnsystem entwickeln.
Das Frühwarnsystem soll speziell den Betrieb von Telekommunikations- und
Navigationssystemen auf der Erde sichern.
Eine
Sonneneruption, die die NASA-Sonde STEREO Mitte
April 2010 beobachtet hat.
Bild: NASA |
Starke Sonnenstürme können den reibungslosen Betrieb von Technologien auf der
Erde beeinträchtigen oder sogar zum Erliegen bringen. Besonders kritisch sind
dabei mögliche länger andauernde Stromausfälle oder Störungen der
Satellitennavigation und -kommunikation. Wissenschaftler der Universität
Göttingen wollen deshalb in den kommenden Jahren einen Prototypen für ein
europäisches Weltraumwetter-Frühwarnsystem entwickeln. Das Frühwarnsystem soll
speziell den Betrieb von Telekommunikations- und Navigationssystemen auf der
Erde sichern. Unter der Leitung des Göttinger Astrophysikers Dr. Volker Bothmer
sind Einrichtungen und Unternehmen in Deutschland, Belgien, Norwegen, der
Ukraine und den USA beteiligt. Die Europäische Union fördert das Vorhaben mit
knapp zwei Millionen Euro. Das Gesamtvolumen des Projekts liegt bei mehr als 2,5
Millionen Euro.
Sonnenstürme sind eine Folge extrem schneller Gasausbrüche in der Atmosphäre der
Sonne mit Geschwindigkeiten von bis zu zehn Millionen Kilometern pro Stunde.
Innerhalb eines Tages können diese Stürme die rund 150 Millionen Kilometer
entfernte Erde erreichen, wo sie unter anderem in Form von Polarlichtern
sichtbar werden. In den Jahren 2012 und 2013 erwarten die Wissenschaftler ein
Maximum an Sonnenaktivität. Um bis dahin den Prototypen eines Frühwarnsystems zu
entwickeln, werten sie die Weltraumwetterdaten aktueller Weltraummissionen aus:
der STEREO-, SDO- und ACE-Missionen der NASA, der ESA-Mission Proba 2
sowie der internationalen Raumstation ISS.
Mithilfe von Modellrechnungen und Computersimulationen wollen sie dann das
Eintreffen starker Sonnenstürme und die zu erwartenden Auswirkungen mit
größtmöglicher Zuverlässigkeit voraussagen, so dass rechtzeitig Maßnahmen zur
Sicherung der gefährdeten Technologien in Europa eingeleitet werden können. Dies
geschieht mit zeitlich hochaufgelösten 3D-Kartierungen der
Elektronendichteverteilung in der oberen Erdatmosphäre, die die Universität
Göttingen zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt online zur
Verfügung stellen wird.
Zu den Partnern des Projekts "Advanced Forecast For Ensuring Communications
Through Space (AFFECTS)" gehören neben der Universität Göttingen das Deutsche
Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Neustrelitz, das Fraunhofer Institut für
Physikalische Messtechnik in Freiburg, die Firma Astrium ST in Friedrichshafen,
das Planetarium Hamburg, das Königliche Observatorium für Belgien in Brüssel,
das Geophysikalische Institut der Universität Tromsö in Norwegen, das nationale
Weltraumforschungsinstitut der Ukraine und das Space Weather Prediction
Center der National Oceanic and Atmospheric Administration der
USA. Das administrative Projektmanagement wird das EU-Hochschulbüro der
Universität Göttingen in Zusammenarbeit mit dem Projektleiter durchführen.
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