MuSTAnG beginnt mit Probebetrieb
Redaktion /
DLR astronews.com
31. Mai 2007
Das erste europäische Weltraumwetter-Teleskop hat heute
seinen Probebetrieb aufgenommen. Das Weltraum-Myonen-Teleskop MuSTAnG befindet
sich an der neu erbauten mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der
Universität Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern. Das Teleskop soll die
Erkennung von Sonnenstürmen und die Vorhersage des so genannten Weltraumwetters
wesentlich verbessern.
UV-Bild der Sonne.
Foto: SOHO /
ESA / NASA |
Der Begriff Weltraumwetter beschreibt die hauptsächlich durch
Eruptionen auf der Sonne hervorgerufenen Effekte im Erdorbit, in der Atmosphäre
und auf der Erde, die das reibungslose Funktionieren und die Zuverlässigkeit von
technischen Systemen im Weltraum und am Boden sowie das Leben und die Gesundheit
der Menschheit beeinflussen und stören. Die Sonne ist der Hauptantrieb für das
Weltraumwetter. Es wird aber auch durch andere Effekte wie die galaktische
kosmische Strahlung beeinflusst.
Die Premiere für das erste europäische Weltraum-Myonen-Teleskop MuSTAnG (Muon
Spaceweather Telescope for Anisotropies at Greifswald / Myonen
Weltraumwetter-Teleskop für Richtungsabhängigkeit in Greifswald) fand an der neu
erbauten mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität
Greifswald statt. Finanziell unterstützt wurde der Aufbau des Teleskops vom
Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) über das
Technologie-Entwicklungsprogramm der Europäischen Weltraumorganisation ESA
(General Support Technology Programm GSTP4).
MuSTAnG dient der Untersuchung von Sonnenstürmen und der
Vorhersage des Weltraumwetters. Unsere moderne und hochkomplexe Gesellschaft hängt
mehr und mehr von Technologien ab, die durch das Weltraumwetter beeinflusst
werden können. So kann energiereiche Partikelstrahlung die Übertragung von TV-
oder Mobilfunk-Satelliten durch Zerstörung der Bordelektronik direkt
unterbrechen. Durch die Verschlechterung der Ausbreitungsbedingungen für die in
Telekommunikations- und Navigationssystemen genutzten Funkwellen können
zusätzliche Probleme auftreten.
Nach Abschluss der Testphase soll das Weltraumwetter-Teleskop in ein
internationales Netzwerk von Weltraumwetter-Teleskopen in Japan, Australien,
Brasilien, Kuwait und den USA eingebunden werden. Bereits von Beginn an sollen
die Daten des Teleskops aber auch durch das DLR in Neustrelitz genutzt werden.
Dort will das DLR innerhalb eines SWACI (Space weather
application center – ionosphere) abgekürzten Projekts
Informationen über das Weltraumwetter, insbesondere über den aktuellen Zustand
und die zu erwartenden Veränderungen der Ionosphäre, bereitstellen, um so so die
Genauigkeit und Zuverlässigkeit betroffener Kommunikations- und
Navigationssysteme zu verbessern. Das Weltraumwetter-Anwendungszentrum
"Ionosphäre" (SWACI) ist ein gemeinsames Projekt des DLR-Instituts für
Kommunikation und Navigation und des Deutsches Fernerkundungs-Datenzentrum (DFD)
des DLR – beide haben ihren Sitz in Oberpaffenhofen bei München.
SWACI ist ein Forschungsprojekt zur Entwicklung der Grundlagen eines
Weltraumwetter-Datenzentrums mit dem Schwerpunkt Ionosphäre. Das zukünftige DLR-Ionosphärenzentrum
in Neustrelitz (NIC) soll europäische Nutzer mit aktuellen Informationen
einschließlich Warnungen und Vorhersagen zum Weltraumwetter und speziell zum
Zustand der Ionosphäre versorgen. Das Projekt wurde in der ersten Projektphase
vom Land Mecklenburg-Vorpommern gefördert.
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