Daten für bessere Vorhersage
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
2. September 2009
Die Aktivität der Sonne kann für erhebliche Probleme in
unserer hochtechnisierten Welt sorgen: So können Sonnenstürme, die die Erde
treffen, zu Fehlfunktionen von Satelliten führen, die wir zur Kommunikation oder
Navigation benötigen. Im Rahmen einer internationalen Kooperation soll dieses
Weltraumwetter besser beobachtet werden. In Neustrelitz empfängt man dazu seit
heute Daten.

Antennen der Neustrelitzer
Satellitenempfangstation.
Foto: DLR |
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Neustrelitz startete
heute den Empfang von Daten des US-amerikanischen Satelliten Advanced
Composition Explorer (ACE). Damit beginnt die europäische Beteiligung an
einem internationalen Beobachtungssystem des Weltraumwetters. Der
Weltraum-Wetterdienst wird Betreiber und Nutzer moderner Telekommunikations-,
Navigations- und Fernerkundungssysteme langfristig mit wichtigen
Korrekturinformationen und Störungswarnungen versorgen.
Unter Leitung der National Oceanic and Atmospheric Administration
(NOAA) ist die DLR-Empfangsstation in Neustrelitz die einzige in Europa. Weitere
Empfangsstationen befinden sich in den USA und in Japan. Ein Protokoll zur
Zusammenarbeit wurde gemeinsam vom Direktor des Space Weather Prediction
Centers der NOAA, Dr. Tom Bogdan, dem DLR-Vorstand für Raumfahrtforschung
und -entwicklung, Thomas Reiter, und dem Direktor des Deutschen
Fernerkundungsdatenzentrums (DFD), Prof. Dr. Stefan Dech, im Rahmen des
DLR-Sommerfestes in Neustrelitz feierlich unterzeichnet.
Das Weltraumwetter wird von den komplizierten Prozessen auf der Sonne
bestimmt, die einem circa elfjährigen Zyklus unterliegen. Gegenwärtig befinden
wir uns in einem Minimum der Sonnenaktivität, das heißt, die Sonne verhält sich
sehr "ruhig". Bei hoher Sonnenaktivität jedoch kann es zu erheblichen Störungen
in der Infrastruktur unserer hoch technisierten Gesellschaft kommen. Der
Funkverkehr ist hier ebenso betroffen wie die Genauigkeit und Zuverlässigkeit
von Navigationssystemen.
Nur ausgefeilte Beobachtungs- und Vorhersagetechniken können rechtzeitig
mögliche Gefahren des Weltraumwetters auf satellitengestützte Nachrichten- und
Navigationssysteme aufzeigen. Die Entwicklung und Anwendung dieser Techniken
erfolgt im Rahmen des Projektes Space Weather Application Center Ionosphere
(SWACI), an dem die Wissenschaftler des DLR-Institutes für Kommunikation und
Navigation und des DFD gemeinsam arbeiten. Das Land Mecklenburg-Vorpommern
fördert im Rahmen des Exzellenzförderprogramms das Projekt SWACI.
Nach erfolgreicher Evaluierung der ersten Projektphase im April 2009
überreichte der Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Henry Tesch,
heute den Projekt-Förderbescheid an den Vorstandsvorsitzenden des DLR, Prof.
Dr.-Ing. Johann-Dietrich Wörner, und gab damit gleichzeitig den Startschuss für
die zweite Projektphase. In dieser Projektphase soll bis Ende 2010 ein
professionelles Informations- und Datenzentrum zum Weltraumwetter mit der
besonderen Ausrichtung auf das "Ionosphärenwetter" im DLR Neustrelitz seinen
Betrieb aufnehmen.
Der vorgesehene Weltraum-Wetterdienst versorgt dann Betreiber und Nutzer von
Telekommunikations-, Navigations- und Fernerkundungssystemen mit
Korrekturinformationen und Störungswarnungen. Beispielsweise können bei hoher
Sonnenaktivität Fehler von mehr als 30 Metern bei der satellitengestützten
Navigation auftreten. Ein solcher Fehler seines Navigationssystems wäre für
jeden Autofahrer eine Gefahr. Vor allem unerwartete kurzfristige Störungen der
Funkwellen stellen die präzise und sichere Nutzung satellitengestützter
Navigations- und Radartechniken in Frage.
Neben der permanenten Überwachung der Ionosphäre sind auch frühe Warnungen
vor Störungen und deren Gefahrenpotenzial unerlässlich. Der am 2. September 2009
beginnende reguläre Empfang des ACE-Satelliten am Standort Neustrelitz und die
laufenden Forschungsarbeiten im Projekt SWACI tragen dazu bei, bereits
registrierte und zukünftige Nutzer vor Störungen des Weltraumwetters zu warnen.
Der ACE-Satellit befindet sich in einer Entfernung von etwa 1,5 Millionen
Kilometer; er "parkt" auf einer Bahn zwischen Sonne und Erde. Seine
wissenschaftlichen Daten werden von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang ins DLR
gesendet. Das Besondere hierbei ist, dass die Daten jede Sekunde fehlerfrei
empfangen werden müssen. Das heißt, bis zu 10 Stunden am Tag – je nach dem, wann
die Sonne auf- beziehungsweise wieder untergeht – empfängt das DLR Daten. Um
weltweit die Daten rund um die Uhr empfangen zu können, braucht man drei weitere
Stationen, die an der West- und Ostküste der USA und in Japan stehen.
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