Baldiges Missionsende kündigt sich an
von Stefan Deiters astronews.com
25. Februar 2008
Im November war man noch optimistisch: Die Mission der Sonnensonde Ulysses,
die die Polregionen unseres Zentralgestirns erkunden und den Einfluss der Sonne
auf das Sonnensystems erforschen soll, wurde von der ESA bis ins kommende Jahr
verlängert. Doch nun, eher als erwartet, zeichnet sich ein Ende der Mission in
den kommenden Wochen ab. Die Sonde droht einzufrieren.

Die Sonnensonde Ulysses.
Bild: ESA / C. Carreau |
Die Sonnensonde Ulysses ist eine Gemeinschaftsmission der ESA und der
NASA und wurde im Jahr 1990 von einem Space Shuttle aus gestartet. Ziel
der Mission war das Überfliegen des Nord- und Südpols der Sonne und die
Untersuchung dieser bis dahin unerforschten Regionen. Die Daten, die Ulysses
lieferte, haben das Bild unseres Zentralgestirns und der Wechselwirkungen mit
seiner Umgebung entscheidend geprägt.
Für diesen außergewöhnlichen Blick auf die Sonne musste Ulysses auf
einen ungewöhnlichen Orbit um unser Zentralgestirn geschickt werden: Die Sonde
umrundet die Sonne alle sechs Jahre auf einer langgestreckten Bahn, auf der sie
sich so weit von der Sonne entfernt, dass ihre Entfernung etwa der des Gasriesen
Jupiter entspricht. In diesen Regionen kann die Sonne die Sonde nur noch sehr
begrenzt erwärmen und genau dies ist jetzt das Problem.
Fällt nämlich die Außentemperatur unter zwei Grad Celsius, gefriert der
Treibstoff der Sonde. Bislang war dies kein Problem, da Ulysses ein
Heizsystem an Bord hat, das die Sonde im Bedarfsfall erwärmen kann. Zur
Energieversorgung arbeitet die Sonde mit einem thermonuklearen Generator, der
auf dem Zerfall eines radioaktiven Isotops basiert. Nach 17 Jahren jedoch hat
die Leistung des Generators deutlich nachgelassen, so dass nicht mehr
ausreichend Energie für Kommunikation, Heizung und wissenschaftliche Experimente
zur Verfügung steht.
"Wir erwarten, dass bestimmte Teile der Sonde recht bald auf zwei Grad Celsius
abkühlen", erläutert Richard Marsden, Ulysses Projektwissenschaftler
und Missionsmanager bei der ESA. Dadurch würden dann die
Treibstoffleitungen blockiert und ein Manövrieren der Sonde unmöglich.
Das Ulysses-Team von NASA und ESA hatte allerdings einen Plan
entwickelt, um die wissenschaftliche Mission der Sonde noch weiter zu
verlängern. Dazu sollte der Sender von Ulysses zeitweise abgeschaltet
und die so gesparte Energie zu den Instrumenten und der Heizung umgeleitet
werden. Für eine Datenübertragung zur Erde sollte der Sender dann wieder
aktiviert werden. Beim ersten Tests dieses Verfahrens im Januar lief allerdings
etwas schief: Es gelang nicht, den Sender wieder mit Strom zu versorgen.
"Die Entscheidung, den Sender abzuschalten, haben wir uns nicht leicht gemacht",
so Marsden, der seit 30 Jahren am Ulysses-Projekt arbeitet. "Es war die
einzige Chance die wissenschaftliche Mission fortzusetzen." Nach vielen
vergeblichen Versuchen glaubt das Ulysses-Team nicht mehr daran, dass
es gelingen wird, den Sender wieder zu aktivieren. Als mögliche Ursache vermuten
sie einen Fehler in der Energieversorgung der Sonde, was auch bedeuten würde,
dass die Energie nicht wie geplant, zu den wissenschaftlichen Instrumenten und
der Heizung umgeleitet werden kann.
Ulysses ist also nicht mehr in der Lage, große Mengen an
wissenschaftlichen Daten zur Erde zu funken und wird nun langsam einfrieren, was
das Ende der Mission bedeutet. "Ulysses ist ein fantastisches altes
Arbeitspferd und hat großartige Ergebnisse geliefert und sehr viel länger
funktioniert, als wir das je erwartet hatten", so Madsen. "Was jetzt passieren
wird, haben wir sowieso kommen sehen, allerdings erst in den nächsten ein bis zwei
Jahren. Es passiert nun nur etwas früher als gedacht."
Das Team wird Ulysses so gut und so lange es geht weiter betreiben:
"Wir werden den letzten Tropfen Wissenschaft aus der Sonde herauspressen",
verspricht Marsden.
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