Zum dritten Mal über Südpol der Sonne
von Stefan
Deiters
astronews.com
8. Februar 2007
Die Sonnensonde Ulysses, die von ESA und NASA
gemeinsam betrieben wird, kann einen weiteren Höhepunkt in der Geschichte ihrer
inzwischen mehr als 16-jährigen Mission zur Erkundung der Sonne verzeichnen: Gestern
überflog Ulysses zum dritten Mal den Sonnensüdpol. Eigentlich war die
Sonnensonde nur für eine fünfjährige Missionsdauer ausgelegt.

Die Sonnensonde Ulysses. Bild:
ESA / C. Carreau
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Ulysses wurde 1990 gestartet und besucht auf ihrem Orbit alle 6,2 Jahre
die beiden Polregionen der Sonne. Um dies zu bewerkstelligen, muss sich die Bahn
der Sonde deutlich vom Orbit der Planeten um die Sonne unterscheiden: Ulysses
umrundet unser Zentralgestirn daher auf einer Bahn, die
nahezu senkrecht zu der Ebene steht, auf der sich Merkur, Venus, Erde, Mars und
die anderen Planeten um die Sonne drehen. Ursprünglich war die Sonde nur für
eine fünfjährige Mission ausgelegt gewesen. Doch Ulysses, mitsamt der
neun wissenschaftlichen Experimente an Bord, funktioniert immer noch
einwandfrei, so dass die Mission mehrfach verlängert wurde (astronews.com
berichtete). Allerdings wird es immer anspruchsvoller die Sonde zu betreiben, da
beispielsweise mit dem Strom sehr sparsam umgegangen werden muss. "Ulysses
nutzt einen thermonuklearen Generator, um Strom für die elektrischen Systeme der
Sonde und für die Instrumente zu erzeugen", erläutert Nigel Angold, Mission
Operations Manager für Ulysses bei der ESA.
In diesen Generatoren wird im Prinzip die Wärme, die bei radioaktivem Zerfall
entsteht, in Strom umgewandelt. "Durch die Zerfallsprozesse nimmt allerdings die
Leistungsfähigkeit des Generators mit der Zeit ab," macht Angold das Problem
deutlich. So mussten die Wissenschaftler schon in den vergangenen Jahren einige
Instrumente zeitweise abschalten. Nur die wichtigsten Datensammler blieben die
ganze Zeit über aktiv.
Die Bahn, auf der Ulysses die Sonne umkreist, führt die Sonde hinaus
bis zur Jupiterbahn. In dieser Entfernung reichen Sonnensegel nicht mehr aus, um
den Energiebedarf einer Sonde zu decken. Den Südpol der Sonne überfliegt
Ulysses aus sicherer Entfernung: Die Sonde wird rund zwei Astronomische
Einheiten - also die doppelte Entfernung, die die Erde von der Sonne hat -
Abstand von unserem Zentralgestirn halten.
Allerdings führt die Bahn Ulysses in den nächsten Monaten dichter an
die Sonne heran: Schon Ende des Jahres steht der Überflug des Sonnennordpols auf
dem Programm. Durch die größere Nähe können ab Mai die Heizungen an Bord der
Sonde abgeschaltet werden. "Dadurch gewinnen wir ausreichend Energie, um während
der äußerst interessanten Passage vom Südpol zum Nordpol der Sonne alle
Instrumente angeschaltet lassen zu können", so Richard Mardsen, Ulysses
Projektwissenschaftlicher und Manager bei der ESA.
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