Astronomen der europäischen Weltraumagentur ESA haben den ersten
direkten Beweis dafür gefunden, dass unser Sonnensystem von einer hellen
Staubscheibe umgeben ist, die außerhalb der Saturnbahn beginnt. Der Fund
zeigt zudem eine neue Möglichkeit auf, wie man sehr schnell erkennen kann,
ob es um einen ferner Stern Planeten gibt oder nicht.

Spuren des von Ulysses entdeckten Staubs sind auf dieser
Aufnahme des Satelliten COBE als blauer Schimmer zu sehen.
Foto:
Michael Hauser (Space Telescope Science Institute), das COBE/DIRBE
Science Team und NASA |
Die Entdeckung dieses Staubrings in unserem Sonnensystem verdichtet die
Hinweise darauf, dass solche Scheiben aus Staub um ferne Sonnen ein Indiz für
die Existenz von Planetensystemen sein könnten. Ein solches Merkmal kann wichtig
werden, wenn mit zukünftigen Weltraumteleskopen gezielt nach Planeten um ferne Sterne
gesucht wird. Die Forscher erklären sich den Staubring aus der
Entstehungsgeschichte des Planetensystems: Die Planeten entstehen aus einer Wolke
aus Gas und Staub und zwar vorwiegend in der Nähe der zentralen Sonne, wo sich am
meisten Material befindet. In entfernteren Regionen können sich keine großen
Planeten bilden, sondern nur ein Ring aus eisigen kleinen Objekten - in unserem
Sonnensystem ist dies der so genannte Kuiper-Gürtel.
Eigentlich sollte von der Entstehung des Systems übrig gebliebener Staub nach
und nach aus dem
Sonnensystem entfernt werden. Ist davon nach langer Zeit trotzdem etwas
übrig, muss es einen Mechanismus geben, der für neuen Staub sorgt: "Um einen
solchen Ring zu erhalten, müssen in jeder Sekunde 50 Tonnen Staub produziert
werden", erläutert Markus Landgraf von der ESA. Der Forscher und seine Kollegen
glauben, dass dies im Falle unseres Sonnensystems durch Kollisionen der eisigen
Objekte im Kuiper-Gürtel geschieht.
Genau aus diesem Grund könnte der jetzige Fund auch helfen, Planetensysteme
um ferne Sonnen aufzuspüren: "Wenn man einen Staubring um einen Stern entdeckt,
der nicht gerade entstanden ist, kann das sehr interessant sein, weil der Staub
ja irgendwo herkommen muss. Und eine Erklärung dafür ist, dass der Stern
Planeten, Kometen, Asteroiden und andere Objekte hat, die kollidieren können und
dabei Staub produzieren", erläutert Malcolm Fridlund, der bei der ESA für die
Darwin-Mission verantwortlich ist, mit der im nächsten Jahrzehnt einmal nach
erdähnlichen Planeten gefahndet werden soll.
Die Entdeckung des Staubrings in unserem Sonnensystem war wissenschaftliche
Detektivarbeit: Landgraf und seine Kollegen durchforsteten alte Daten der Sonden
Pioneer 10 und 11, die erstmals Staub außerhalb der Saturnbahn fanden.
Die Astronomen konnten bald ausschließen, dass der Staub von Kometen kam, da es
für diese in diesen Regionen zu kalt ist, um einen Schweif wie in Erdnähe zu zeigen.
Die Frage war nun, ob der Staub aus dem Sonnensystem oder aus dem
interstellaren Raum stammte. Mit Hilfe der Sonnensonde Ulysses, die seit
mehr als zehn Jahren die Sonne umkreist, konnten Landgraf und sein Team diese
Frage nun beantworten: Der Staub stammt aus dem Sonnensystem. Dank der Daten der
Sonde stellten die Forscher nämlich fest, dass Staubkörner die aus dem
interstellaren Raum stammen erheblich kleiner sind als interplanetare
Staubkörner. Die von Ulysses entdeckten interstellaren Staubkörner sind
zehn bis einhundert Mal kleiner als die, die Pioneer hätte entdecken
können und daher - so die Beweiskette - müssen die Staubkörner die Pioneer
registriert hat, irgendwo im Sonnensystem entstanden sein.
Mit Hilfe von Computersimulationen konnten die Astronomen auch den Ort
ausmachen, wo der Staub entstanden sein muss: im Kuiper-Gürtel. Und da dieser
ein Überbleibsel der Entstehung unseres Planetensystems ist, sollten auch ferne
Planetensysteme einen Staubring aufweisen. Aus den Pioneer-Daten errechneten
Landgraf auch die Dichte des Staubrings jenseits der Saturnbahn: "Dort gibt es
nur ein Staubteilchen pro 50 Kubikkilometer, was aber genug ist, um einen hellen
Staubring zu erzeugen, wie wir ihn um andere Sterne sehen."
Staubringe um ferne Sonnen wurden in den letzten Jahren schon häufiger
ausgemacht. Mit zukünftigen Missionen sollen diese viel detaillierter untersucht
werden. Eventuell wird sich dann aus den Staubringen die Größe und der Orbit von
Riesenplaneten um diese fernen Sonnen vorhersagen lassen.
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