Die Sonnensonde Ulysses der europäischen
Weltraumagentur ESA schreibt heute Raumfahrtgeschichte: Als erste Sonde
überhaupt überfliegt sie zum zweiten Mal den Südpol der Sonne.
Anlässlich des heutigen zweiten Überflugs dürften bei den
ESA-Wissenschaftlern die Sektkorken knallen.

Die
Sonnensonde Ulysses. Darstellung: ESA |
Zum ersten Mal überflog
Ulysses den Südpol unseres Zentralgestirns am 13. September 1994. Damals
dürfte sich die Sonne deutlich anders präsentiert haben als zur Zeit, da 1994
die Aktivität der Sonne gerade bei einem Minimum angelangt war. Jetzt befindet
sich die Sonne auf dem Maximum ihres elfjährigen Aktivitätsperiode - und genau
das war das Ziel der Wissenschaftler: "Die Sonne ist der einzige Stern, den
wir aus der Nähe studieren können," so Richard Marsden, Ulysses-Projektwissenschaftler
bei der ESA. "Und daher müssen wir sie in allen Phasen studieren."
Durch den Vergleich
der Daten von vor sechs Jahren mit den aktuellen Messungen hoffen die Forscher,
den Geheimnissen der Sonne besser auf die Spur kommen zu können. Die Chancen
dafür stehen offenbar nicht schlecht: "Bei dem jetzigen Überflug hat die
Sonde nicht die schnellen solaren Windströme gemessen, die während des
Minimums so typisch für diese Region waren," vergleicht Marsden die Daten.
So konnte Ulysses vor sechs Jahren Windgeschwindigkeiten von bis zu 750
Kilometern pro Sekunde feststellen, jetzt erreichen sie gerade einmal 600
Kilometer pro Sekunde. "Wenn wir den Ursprung der Winde zurückverfolgen,
bekommen wir ein besseres Bild über die Bedingungen in der Sonnenatmosphäre,
die diese Winde möglich gemacht haben."
Die Sonne tat
während des Besuchs von Ulysses ihr bestes, um sich von einer äußerst
aktiven Seite zu zeigen: So stellte die Sonde SOHO Anfang November eine der
stärksten Eruptionen von hochenergetischen Teilchen von der Sonne fest. Auch
die Instrumente an Bord von Ulysses konnten diesen Ausbruch messen,
obwohl die Sonde schon hoch über dem solaren Südpol war. Die zusätzlichen
Daten dürften helfen, diese Ausbrüche besser erklären zu können.
Die Reise von Ulysses
ist noch nicht vorüber: Im Oktober 2001 soll die Sonde noch einmal hohe
nördliche Breiten unseres Zentralgestirns überfliegen. Bis dahin sollte sich
die Sonne wieder beruhigt und ihr Magnetfeld die Polarität geändert haben. Was
Ulysses dann zu sehen bekommt, kann niemand vorhersagen: "Was es
auch immer sein wird, wird freuen uns darauf, es herauszufinden", so
Marsden.