Die Sonnensonde Ulysses machte aus Versehen eine
bemerkenswerte Entdeckung: Der Schweif des Kometen Hyakutake scheint
weitaus länger zu sein, als man bisher angenommen hat - rund eine halbe
Milliarde Kilometer. Ein Forscherteam präsentiert diesen Fund in der
heutigen Ausgabe der Zeitschrift Nature.
"Die Wahrscheinlichkeit, dass die Flugbahn von Ulysses die Bahn
eines Kometen kreuzt dürfte in etwa genauso groß sein, wie die Chance
die Spielbank von Monte Carlo zu sprengen", schätzte Dr. Edward
Smith, Ulysses Projekt-Wissenschaftler am NASA Jet Propulsion
Laboratory. Und trotzdem kreuzte die Sonde
am 1. Mai 1996 den Schweif des Kometen, obwohl sie weit vom sichtbaren Teil des
Schweifs entfernt war.
Der Fund gelang einem internationalen Team von Wissenschaftlern mit
Hilfe von SWICS, dem Solar Wind Ion
Composition Spectrometer, das die Zusammensetzung des
Sonnenwindes erfassen soll. Es registrierte damals einen Strom einfach geladener schwerer
Ionen. Durch den Vergleich mit Daten von Gasen, die etwa vom Kometen Halley
oder anderen Kometen abgeben wurden, stellte sich heraus, dass die chemische Zusammensetzung dieser Ionen mit derjenigen
von Kometengasen übereinstimmte.
SWICS wurde gemeinsam von der University of Maryland, den
Universitäten Bern und Braunschweig sowie dem
Max-Planck-Institut für Aeronomie entwickelt. Seit 1990, dem Jahr, in dem Ulysses
von der NASA und der ESA gemeinsam auf seine Bahn geschickt
wurde, um die Pole der Sonne zu erforschen, funktioniert es problemlos an
Bord der Sonde.
Als sich die Wissenschaftler nun die Daten und die Position der Sonde
bei der Messung genauer ansahen, stellten sie fest, dass sich zu diesem
Zeitpunkt die Sonne, der Komet Hyakutake, der sich vor vier
Jahren so spektakulär präsentiert hatte, und Ulysses auf einer Linie
befanden. Die Schlussfolgerung: Die Kometen-Ionen mussten vom Kometen Hyakutake stammen,
obwohl dieser damals 500 Millionen Kilometer von Ulysses entfernt war.
Neben der interessanten Feststellung, dass Kometenschweife deutlich
länger sind, als bisher angenommen, hat diese Entdeckung noch eine
vielleicht wichtigere Bedeutung: Damit, so erläutert Professor
Johannes Geiss, sei erwiesen, dass Instrumente wie das SWICS auch Schweife sehr kleiner Kometen entdecken
können, die sich mit anderen Methoden nicht aufspüren lassen. Noch ist die Frage offen,
wie viele solcher "Mini-Kometen" im Sonnensystem herumschwirren - und eventuell
eine Gefahr für die Erde darstellen.