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GALAXIENENTWICKLUNG
Andromeda und ihr ungewöhnliches System aus Zwerggalaxien
Redaktion / Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP)
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11. April 2025

Die Andromeda-Galaxie ist von einer Zwerggalaxien-Konstellation umgeben, die sehr ungleichmäßig angeordnet sind. Eine jetzt vorgestellte Analyse kosmologischer Simulationen zeigt, dass dieses Ausmaß an Asymmetrie nur in 0,3 % vergleichbarer Systeme zu finden ist, was Andromeda zu einem auffälligen Ausreißer im derzeitigen kosmologischen Paradigma macht.

M 31

Satellitengalaxien der Andromeda-Galaxie (M 31): Die Darstellung zeigt die ungleichmäßige Verteilung der 37 bekannten Begleitgalaxien – konzentriert auf einer Seite von M31. Der weiße Pfeil markiert die Richtung zur Milchstraße. BildKosuke Jamie Kanehisa, AIP [Großansicht]

Die räumliche Verteilung von Galaxien liefert entscheidende Erkenntnisse über die Kosmologie und die Physik der Dunklen Materie. Nach dem kosmologischen Standardmodell verschmelzen kleine Galaxien im Laufe der Zeit in einem chaotischen Prozess zu größeren Galaxien und hinterlassen Schwärme von kleinen Zwerggalaxien, die in einer fast zufälligen Anordnung massive Wirtsgalaxien umkreisen. Doch neue Forschungen am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) zeigen, dass die Satellitengalaxien der benachbarten Andromeda-Galaxie (M 31) überraschende und bisher unerklärte Eigenschaften haben. Anstatt zufällig um ihre Wirtsgalaxie herum verteilt zu sein, wie es das Standardmodell der Kosmologie vorhersagt, sind über 80 % dieser Zwerggalaxien auf einer Seite der Andromeda-Galaxie konzentriert.

Ein kürzlich veröffentlichter Datensatz mit homogenen Entfernungsmessungen für 37 Andromeda-Satelliten verdeutlicht diese unerwartete Anordnung. Mit nur einer Ausnahme liegen alle Andromeda-Satelliten innerhalb eines 107-Grad-Kegels, der auf die Milchstraße zeigt - eine Region, die nur 64 % der Umgebung der Wirtsgalaxie abdeckt. Bisher war unklar, ob diese eigenartige Konfiguration das aktuelle kosmologische Modell infrage stellt oder in den Bereich der kosmischen Varianz fällt. "Diese Asymmetrie blieb bestehen und wurde sogar noch ausgeprägter, als leuchtschwächere Galaxien entdeckt und ihre Entfernungen verfeinert wurden", erklärt Kosuke Jamie Kanehisa, Doktorand am AIP und Hauptautor der Studie. "Unsere Analysen zeigen, dass ein solches Muster in aktuellen kosmologischen Simulationen extrem selten ist."

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Moderne kosmologische Simulationen, die die Entwicklung von Galaxien über die kosmische Zeit hinweg verfolgen, sind ein wertvolles Instrument zur Vorhersage und zum Vergleich von Galaxiensystemen im kosmologischen Standardrahmen. "Mithilfe von zwei bekannten Simulationen haben wir nach Andromeda-ähnlichen Wirtsgalaxien gesucht und die räumliche Verteilung ihrer Zwergsatelliten mithilfe spezieller Metriken zur Quantifizierung der Asymmetrie analysiert. Der Vergleich der beobachteten Konfiguration von Andromeda mit diesen simulierten Modellen ergab, dass die Verteilung der Satelliten außerordentlich selten ist", sagt Dr. Marcel S. Pawlowski vom AIP. "Wir müssen mehr als dreihundert simulierte Systeme betrachten, um nur eines zu finden, das in seiner Asymmetrie ähnlich extrem ist wie das beobachtete."

Das macht Andromeda zu einem extremen Ausreißer, der den kosmologischen Erwartungen widerspricht. Die Asymmetrie von Andromeda wird noch verblüffender, wenn man sie mit einem anderen ungewöhnlichen Merkmal kombiniert: Die Hälfte seiner Satelliten umkreist gemeinsam eine dünne, flache Struktur, die an Planeten erinnert, die die Sonne umkreisen. Die Koexistenz einer solchen Ebene von Satellitengalaxien und einer schiefen Satellitenverteilung ist im kosmologischen Standardmodell äußerst ungewöhnlich. Dies wirft die Frage auf, ob Andromedas Entwicklungsgeschichte eine einzigartige Anomalie ist oder ob unser Verständnis der Galaxienbildung auf kleinen Skalen unvollständig ist.

Obwohl diese Ergebnisse die aktuellen kosmologischen Theorien in Frage stellen, hängen sie stark von der Genauigkeit der zugrundeliegenden Simulationen ab, die dadurch begrenzt sind, wie gut sie die Sternphysik und die Galaxienentwicklung modellieren. Die nächsten Schritte bestehen darin festzustellen, ob Andromedas Konfiguration ein einzigartiger Ausreißer ist oder ob es anderswo ähnlich asymmetrische Galaxiensysteme gibt. Bemühungen, entfernte Systeme zu untersuchen und nach vergleichbaren Strukturen zu suchen, sind bereits im Gange, und Durchmusterungen der nächsten Generation wie Euclid werden diese Suche beschleunigen.

Darüberhinaus wird eine weitere Analyse der Entwicklungsgeschichte von Andromeda dazu beitragen, herauszufinden, ob solche extremen Asymmetrien in einem von Dunkler Materie dominierten Universum auf natürliche Weise entstehen können - und warum sie in aktuellen Simulationen nicht vorkommen.

Über ihre Studie berichtet das Team in einem Fachartikel, der in Nature Astronomy erschienen ist.

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siehe auch
Dunkle Materie: Zwerggalaxien bleiben rätselhaft - 12. Juni 2014
Zwerggalaxien: Wie die kleinsten Galaxien wachsen - 24. Februar 2014
M31: Die Zwerggalaxien von Andromeda - 15. Januar 2013
Galaxien: Zwei neue Gezeitenströme um Andromeda - 19. Januar 2010
Andromeda: Galaktischer Kannibalismus entlarvt - 3. September 2009
Spitzer: Andromeda von Zwerggalaxie durchlöchert - 26. Oktober 2005
Links im WWW
Kanehisa, K.J., Pawlowski, M.S. & Libeskind, N. (2025): Andromeda’s asymmetric satellite system as a challenge to cold dark matter cosmology, Nat Astron, https://doi.org/10.1038/s41550-025-02480-3
Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam
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