Die superschnellen Babysterne im Zentrum der Milchstraße
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Köln astronews.com
17. Juni 2024
Die Babysterne in der Umgebung des supermassereichen
Schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße verhalten sich anders als
erwartet: Sie beschreiben ähnliche Bahnen wie bereits bekannte
Hochgeschwindigkeitssterne und ordnen sich in einem bestimmten Muster um das
Schwarze Loch an. Grund für diese Anordnung ist offenbar das Schwarze Loch.
Das Zentrum der
Milchstraße, hier aufgenommen mit dem Very Large
Telescope der ESO.
Bild: ESO / S.
Gillessen et al. [Großansicht] |
Vor rund dreißig Jahren wurden in der direkten Umgebung von Sagittarius A*,
dem supermassereichen Schwarzen Loch im Zentrum unserer Galaxie, sogenannte
Hochgeschwindigkeitssterne entdeckt. Diese Sterne, auch S-Sterne genannt,
umrunden das Schwarze Loch mit Geschwindigkeiten von mehreren 1000 Kilometern
pro Sekunde in wenigen Jahren. Die Sterne sind überraschend jung und ihre
Anwesenheit rätselhaft, denn nach gängigen Theorien würde man nur alte und
leuchtschwache Sterne in der unmittelbaren Umgebung eines Schwarzen Lochs
erwarten.
Die technologischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte und die lange
Beobachtungszeit des galaktischen Zentrums durch moderne Teleskope werfen
aktuell noch weitere Fragen auf. So wurde zum Bespiel im Jahr 2012 ein Objekt
entdeckt, bei dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von einer Gaswolke
ausgingen, die vom Schwarzen Loch "aufgesaugt" wird. Zwar hat sich die These
nicht bestätigt, es war aber lange Zeit nicht klar, um was es sich genau bei
diesem Objekt handeln könnte. Erst in den letzten Jahren verdichten sich die
Anzeichen, dass es ein sehr junger Babystern sein könnte, umgeben von einer
staubigen Wolke.
Inklusive dieses Babysterns untersuchten das Team aus Forschenden der
Universität zu Köln, der Masaryk-Universität im tschechischen Brünn, der
Karls-Universität in Prag, der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen
Republik und des Max-Plack-Instituts für Radioastronomie in Bonn, für die jetzt
vorgestellte Studie ein Dutzend Objekte in der direkten Umgebung des
supermassereichen Schwarzen Lochs, die alle sehr ähnliche Eigenschaften
aufweisen. Sie fanden heraus, dass die Objekte nochmals deutlich jünger sind als
die bereits bekannten Hochgeschwindigkeitssterne.
"Interessanterweise verhalten sich diese jungen 'Babysterne' aber so wie die
S-Sterne. Das bedeutet, auch die Babysterne umrunden das Schwarze Loch mit
mehreren 1000 Kilometern pro Sekunde in wenigen Jahren", so Dr. Florian Peißker
vom Institut für Astrophysik der Universität zu Köln. "Bereits die S-Sterne sind
überraschend jung. Nach gängigen Theorien ist die Anwesenheit eines stellaren
Kindergartens mit den noch jüngeren 'Babysternen' völlig unerwartet," fügt
Peißker hinzu.
Es zeigte sich weiterhin, dass dieser Sternenhaufen, bestehend aus den
Babysternen und den S-Sternen, auf den ersten Blick wie ein chaotischer
Bienenschwarm aussieht. Wie ein Schwarm weist aber auch der Sternenhaufen Muster
und Regelmäßigkeiten auf. So konnte das Team zeigen, dass sich die Babysterne
wie die S-Sterne auf bestimmte und geordnete Weise im dreidimensionalen Raum
anordnen. "Das bedeutet, es gibt gewisse präferierte Orientierungen der Sterne.
Die Verteilung beider Sternvarianten gleicht dabei einer Scheibe, was den
Eindruck nahelegt, dass das Schwarze Loch Sterne dazu zwingt, sich in geordneten
Bahnen anzusiedeln", so Peißker.
Über ihre Studie berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Astronomy & Astrophysics erschienen
ist.
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