Nachweis des Schwarzen Lochs ausgezeichnet
Redaktion /
Pressemitteilung der MPG astronews.com
13. Juni 2008
Der diesjährige Shaw-Preis für Astronomie geht an Reinhard Genzel,
Direktor am Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching bei
München. Ausgezeichnet wurden Genzels herausragende Beiträge zum Nachweis des
supermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße. Der Preis ist mit
einer Million US-Dollar dotiert.
Detaillierte Beobachtungen des
Milchstraßenzentrums machten die jetzt
ausgezeichneten Entdeckungen möglich.
Bild: ESO
Reinhard Genzel.
Foto:
Max-Planck-Instituts für extraterrestrische
Physik |
Durch die Entwicklung modernster astronomischer Instrumente und die Beobachtung des Galaktischen Zentrums über 17 Jahre mit höchster räumlicher Auflösung haben Reinhard Genzel und sein Team am
Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik entscheidend dazu beigetragen, das Schwarze Loch von mehreren Millionen Sonnenmassen im Herzen der Milchstraße nachzuweisen, so die offizielle Begründung der
Shaw Prize Foundation, die den mit einer Millionen US-Dollar dotierten
Preis jährlich in den Lebenswissenschaften, der Mathematik und der Astronomie
vergibt.
Die Hypothese, dass die zentralen Bereiche von Milchstraßensystemen supermassive schwarze Löcher enthalten, war erstmals 1969 von Donald Lynden-Bell und Martin Rees aufgestellt worden.
2002 beobachtete ein internationales Team unter Leitung von Reinhard Genzel mit dem
Very Large Telescope (VLT) der ESO einen Stern, der das galaktische Schwerkraftzentrum innerhalb von nur 15 Jahren umkreist, sich ihm bis zu 17 Lichtstunden annähert und dabei eine Geschwindigkeit von fast 30 Millionen Kilometern pro Stunde erreicht
(astronews.com berichtete). Dadurch konnten andere Erklärungen für die Masse im Zentrum der Milchstraße ausgeschlossen und das zentrale Schwarze Loch somit erstmals eindeutig nachgewiesen werden.
Es hat eine Masse, die knapp der viermillionenfachen Masse der Sonne entspricht.
Das supermassereiche Schwarze Loch im Galaktischen Zentrum stellt damit den zur Zeit überzeugendsten empirischen Beweis dar, dass die von der Einstein'schen Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagten
Schwarzen Löcher in der Tat existieren. Inzwischen ist bekannt, dass fast alle
massereichen Galaxien ein solches supermassereiches Schwarzes Loch in ihrem Kern aufweisen. Zudem geht man davon aus, dass diese zentralen
Schwarzen Löcher eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Galaxien spielen. Dies liegt daran, dass bei der Akkretion von Materie auf
Schwarze Löcher ungeheure Energiemengen freigesetzt werden können, die dann wieder auf die zentrale Galaxie zurückwirken. Die extremsten solcher Objekte sind die leuchtkräftigen Quasare.
Reinhard Genzel ist wissenschaftliches Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und leitet am
Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik die Forschungsgruppe Infrarot- und Submillimeter-Astronomie. Daneben lehrt er auch als Professor an der Fakultät für Physik der
amerikanischen University of California in Berkeley und als Honorarprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Der Shaw-Preis wurde dieses Jahr zum fünften Mal vergeben. Die Verleihungszeremonie findet am 9. September 2008 in Hong Kong statt.
Der Stifter des Preises, der 1907 geborene Sir Run Run Shaw, ist ein Medienmogul
aus Hongkong. Der Preis wurde 2004 zum ersten Mal verliehen und wird zuweilen
auch als "Nobelpreis des Ostens" bezeichnet. Zu den bisherigen Preisträger in
Astronomie gehörten unter anderem die Planetenjäger Geoffrey Marcy und Michel
Mayor und der Kosmologe P. James E. Peebles.
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