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Spuren der Explosionen der ersten Sterne im Universum
von
Stefan Deiters astronews.com
4. Mai 2023
Mithilfe des Very Large Telescope der europäischen
Südsternwarte ESO wurden drei weit entfernte Gaswolken entdeckt, bei denen es
sich um die Überreste der ersten Sternexplosionen im Universum handeln könnte.
Das Forschungsteam verspricht sich von den Beobachtungen neue Hinweise auf die
Beschaffenheit der ersten Sterne, die direkt nach dem Urknall entstanden sind.
Mit dem Very Large Telescope haben Astronomen drei weit
entfernte Gaswolken entdeckt, bei denen es sich um die
Überreste der Explosionen der ersten Sterne handeln könnte
(künstlerische Darstellung).
Bild: ESO / L. Calçada, M. Kornmesser [Großansicht] |
"Zum ersten Mal konnten wir die chemischen Spuren der Explosionen der
ersten Sterne in sehr weit entfernten Gaswolken identifizieren", sagt Andrea
Saccardi, Doktorand am Observatoire de Paris, der die jetzt
vorgestellte Studie im Rahmen seiner Masterarbeit an der Universität Florenz
durchgeführt hat. In der Astronomie geht man heute davon aus, dass die ersten
Sterne, die sich im Universum gebildet haben, ganz anders beschaffen waren als
die Sonnen in unserer Nachbarschaft: Als sie nämlich vor 13,5 Milliarden
Jahren entstanden, gab es im Universum praktisch nur Wasserstoff und Helium,
da schwerere Elemente noch nicht im Inneren von Sternen erzeugt worden sein
konnten.
Entsprechend sollten die ersten Sterne nur aus diesen beiden Elementen
bestehen. Sie dürften zudem zehn- bis viele hundert Mal massereicher gewesen
sein als unsere Sonne und explodierten sehr schnell wieder in gewaltigen
Supernova-Explosionen. Das dabei ins All geschleuderte Gas reicherte das
Universum zum ersten Mal mit schwereren Elementen an, aus denen sich dann
weitere Sterngenerationen bilden konnten. Obwohl diese ersten Sterne schon lange
nicht mehr existieren, lässt sich doch etwas über sie herausfinden: "Ursterne
können indirekt untersucht werden, indem man die chemischen Elemente nachweist,
die sie nach ihrem Tod in ihrer Umgebung verteilt haben", sagt Stefania
Salvadori, Professorin an der Universität Florenz.
Mithilfe von Daten,
die mit dem Very Large Telescope (VLT) der europäischen Südsternwarte ESO in
Chile gewonnen wurden, fand das Team drei sehr weit entfernte Gaswolken, die
entstanden sein müssen, als das Universum gerade einmal 10 bis 15 Prozent seines
heutigen Alters hatte und deren "chemischer Fingerabdruck" dem entspricht, was
die Forschung von den Überresten der Explosionen der ersten Sterne erwartet. Je
nach Masse eines Sterns und der Energie der Supernova-Explosion am Ende ihres
kurzen stellaren Lebens werden verschiedene chemische Elemente wie Kohlenstoff,
Sauerstoff und Magnesium oder auch Eisen freigesetzt. Während "leichtere" Elemente in den
Hüllen der Sterne vorkommen und so bei einer Explosion
vergleichsweise einfach ins All abgestoßen werden können, befindet sich Eisen im
Kern eines Sterns - hier bedarf es einer energiereicheren Explosionen, um das
Element freizusetzen.
Auf der Suche nach Signaturen der allerersten Sterne, die als Supernovae mit
nur niedriger Energie explodierten, suchte das Team daher nach weit entfernten
Gaswolken, die arm an Eisen, aber reich an anderen Elementen sind. Und genau
solche Gaswolken entdeckten sie: drei weit entfernte Wolken im frühen Universum
mit sehr wenig Eisen, aber viel Kohlenstoff und anderen Elementen. Die
Forschenden sind überzeugt: Sie sehen hier den Fingerabdruck der Explosionen der
allerersten Sterne. Eine ähnliche chemische Zusammensetzung hat man auch bei
vielen alten Sternen in unserer eigenen Galaxie beobachtet, von denen man
annimmt, dass sie sich aus den Überresten der ersten Sterne gebildet haben.
"Unsere Entdeckung eröffnet neue Wege, um die Natur der ersten Sterne indirekt
zu untersuchen, und ergänzt damit die Studien über die Sterne in unserer
Galaxie", erklärt Salvadori.
Die Entdeckung der entfernten Gaswolken
gelang mithilfe von Quasaren. Es handelt sich dabei um die hellen Kerne von
aktiven Galaxien, in denen ein supermassereiches Schwarzes Loch gerade mit hoher
Rate Material verschlingt. Dieses heizt sich - vor dem Verschwinden im Schwarzen
Loch - auf extreme Temperaturen auf, was zu der beobachteten großen Helligkeit
führt. Das Licht der Quasare durchquert auf dem Weg zu uns auch Gaswolken, die
dann ihre spektrale Signatur hinterlassen. Mit dem X-Shooter-Instrument am VLT
konnte das Licht der Quasare dann analysiert und so auch die chemischen
Elemente in den entfernten Gaswolken identifiziert werden.
Über die
Studie berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der Zeitschrift
Astrophysical Journal erscheinen wird.
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