Erste Sterne
entstanden schon kurz nach dem Urknall
von Rainer Kayser
18.
August 2004
Neue
Messungen mit dem Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte in
Chile haben es jetzt ermöglicht, das Alter unserer Milchstraße äußerst genau zu
bestimmen: Unsere Heimatgalaxie ist danach 13,6 Milliarden Jahre alt. Ihre
ersten Sterne müssen sich also schon sehr kurz nach dem Urknall gebildet haben.
Kugelsternhaufen NGC 6397 in einer Aufnahme des ESO/MPI-2,2
Meter Teleskops in La Silla. Foto: ESO [Großansicht] |
"Unsere Milchstraße ist etwa 13,6 Milliarden Jahre alt – 200 bis 300
Millionen Jahre älter als die ältesten Sternhaufen. Das ist das Ergebnis sehr
genauer Messungen an zwei Sternen in einem 7.000 Lichtjahre entfernten
Sternhaufen. Demnach haben sich die ersten Sterne der Milchstraße schon sehr
kurz nach dem Urknall, der Entstehung des Kosmos vor 13,7 Milliarden Jahren,
gebildet.
"Noch vor wenigen Jahren wären solche Beobachtungen unmöglich gewesen, sie
waren der Traum der Astronomen", begeistert sich einer der beteiligten Forscher,
Luca Pasquini von der Europäischen Südsternwarte ESO. Die Messungen waren nur
dank eines Spezialinstruments an einem der vier 8,4 Meter großen Teleskope der
ESO auf dem Berg Paranal in Chile möglich. Damit gelang es Pasquini und seinen
Kollegen erstmals zu messen, wie viel Beryllium die Sterne im Kugelsternhaufen
NGC 6397 enthalten.
Die Menge an Beryllium - genauer: Beryllium-9, dessen Atomkern aus vier
Protonen und fünf Neutronen besteht - in einem Stern kann von den Astronomen als
"kosmische Uhr" genutzt werden. An dieser Uhr lässt sich die Zeit ablesen, die
zwischen der Entstehung der Milchstraße und der Entstehung des Sterns abgelaufen
ist. Diese Idee ist bereits 30 Jahre alt - doch erst jetzt konnten die
Astronomen das Verfahren dank der fortgeschrittenen Detektortechnik anwenden.
Die untersuchten Sterne enthalten etwa ein Beryllium-9-Atom pro 2.224
Milliarden Wasserstoff-Atome. 200 bis 300 Millionen Jahre müssen seit der
Entstehung der ersten Sterne in der Milchstraße vergangen sein, damit sich
so iel Beryllium ansammeln konnte. Um eben so viele Jahre muss die Milchstraße
also älter sein als der Kugelsternhaufen NGC 6397.
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ESO, Europäische Südsternwarte |
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